Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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in Berlin“ im selben Jahr als Gr<strong>und</strong>lage diente, um über die „Wiedervereinigung der Stadt“<br />
zu diskutieren. 21<br />
2.2 Das Konzept der Heterotopie<br />
Foucault beginnt seinen Radiovortrag über die Heterotopien am 7. Dezember 1966 auf France<br />
Culture wie folgt: „Es gibt also Länder ohne Ort <strong>und</strong> Geschichten ohne Chronologie.“ 22 Diese<br />
Länder <strong>und</strong> Geschichten sind raum- <strong>und</strong> zeitlos, in dem Sinne, dass sie sich nicht einfach auf<br />
Landkarten oder in handelsüblichen Kalendern finden lassen. Trotzdem sind sie existent <strong>und</strong><br />
können einem „Zwischenraum“ oder einem „ortlosen Ort“ zugeordnet werden, welcher sich<br />
(zunächst) im Innen des Menschen befindet. Er bezeichnet jene als Utopien <strong>und</strong> differenziert<br />
sogleich, indem er sagt:<br />
„Dennoch glaube ich, dass es – in allen Gesellschaften – Utopien gibt, die einen genau bestimmbaren,<br />
realen […] Ort besitzen <strong>und</strong> auch eine genau bestimmbare Zeit.“ 23<br />
Er will auf den äußeren Raum als (Lebens-)Kontext hinaus, den er als „gegliederten, vielfach<br />
unterteilten Raum“ beschreibt, in dem sich unser gesamtes Leben abspielt <strong>und</strong> „nicht auf<br />
einem rechteckigen Blatt Papier.“ 24 Der Außenraum, in dem wir uns bewegen ist nicht<br />
homogen, sondern „seinerseits heterogen“, er besteht genauso aus öffentlich zugänglichen,<br />
aus geschlossenen Plätzen sowie aus Durchgangsbereichen; alle diese Orte ließen sich durch<br />
die Bestimmung ihrer jeweiligen „Relationsmenge“ definieren. 25 Foucault geht es in seinem<br />
Vortrag „Von anderen Räumen“ entschieden um den äußeren Raum, den er vom<br />
„phänomenologischen Raumbegriff“ abgegrenzt verstanden wissen will. 26 Sein besonderes<br />
Interesse gilt dabei den Orten, die zugleich auf ihre Umgebungsorte bezogen sind <strong>und</strong> ihnen<br />
widersprechen. Er bezeichnet sie als „Gegenräume“, als „reale Orte jenseits aller Orte“ <strong>und</strong><br />
nennt beispielsweise Gärten, Friedhöfe <strong>und</strong> Irrenanstalten. 27 Das alleinige<br />
Verbindungselement der Räume, die er aufzählt, ist ihre Verschiedenartigkeit an sich <strong>und</strong> in<br />
Bezug auf die sie umgebende Raumordnung. 28<br />
Im erwähnten Radiovortrag entfaltet er die Skizze einer Wissenschaft, die sich mit diesen<br />
Gegenräumen befasst. Diese bezeichnet er in Anlehnung an ihren von ihm festgelegten,<br />
21<br />
Vgl.: ebenda. S. 70; 89.<br />
22<br />
Vgl.: Foucault. Die Heterotopien. S. 9.<br />
23<br />
Vgl.: ebenda.<br />
24<br />
Vgl.: ebenda.<br />
25<br />
Vgl.: Foucault, Michel. Von anderen Räumen. In: Dünne, Jörg/ Günzel, Stefan (Hg.). Raumtheorie.<br />
Gr<strong>und</strong>lagentexte aus Philosophie <strong>und</strong> Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main 2006; S. 319f.<br />
26<br />
Vgl.: auch Kammler/ Parr/ Schneider. Foucault Handbuch. S. 265.<br />
27<br />
Vgl.: Foucault. Die Heterotopien. S. 11ff.<br />
28<br />
Vgl.: Kammler/ Parr/ Schneider. Foucault Handbuch. S. 265.<br />
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