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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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äumliche Gott“, beispielhaft an. Er nutzt dessen Kategorien, wie er sagt, als eine erste<br />

Annäherung an ein spezifisches Phänomen <strong>und</strong> an die Raumthematik allgemein.<br />

Zunächst stellt er die sechs Gr<strong>und</strong>sätze dar um diese danach, in systematischer Reihenfolge an<br />

seinem Beispiel, der „St. Gertrud Kirche“ in <strong>Hamburg</strong>-Altenwerder, aufzuzeigen. Die<br />

genannte Kirche ist seiner Meinung nach eindeutig „ein besonderer, ein anderer Ort innerhalb<br />

seiner Umgebung.“ 90 Genau diesen Umgebungsbezug hebt Woydack hervor, wenn er<br />

schreibt, dass „die Heterotopien […] in jedem Fall nicht <strong>für</strong> sich stehen“ können <strong>und</strong> in ihrem<br />

gegebenen baulichen Zusammenhang erst anschaulich werde, „dass Orte <strong>und</strong> Räume<br />

unterschiedliche Qualitäten“ aufweisen. 91 Er hält fest, dass eine alleinige Beschreibung des<br />

Zustands ohne Bezug zur Umgebung nicht ausreichend wäre, um den heterotopischen Gehalt<br />

zu spiegeln, denn wirksam werden Heterotopien erst in einem relationalen Gefüge.<br />

Der Hauptaspekt seiner Betrachtung liegt darin die St. Gertrud Kirche in ihrer Wirkung zu<br />

beschreiben, die ihr insbesondere durch den sie umgebenden Außenraum zukommt. Ich<br />

möchte exemplarisch drei der sechs von ihm beschriebenen <strong>und</strong> zugeordneten Gr<strong>und</strong>sätze<br />

vorstellen. Die Heterotopie hat, gemäß dem zweiten Gr<strong>und</strong>satz, eine Wandlung erfahren.<br />

Während sie in der Zeit bevor der Hafen erweitert wurde „Teil eines funktionierenden<br />

dörflichen Ensembles“ war, besteht ihre Funktion heute in erster Linie darin an dieses zu<br />

erinnern. Weiteren Besuchern, die nicht Teil der Geschichte des Dorfes <strong>und</strong> ihrer Kirche sind<br />

kann sie eine „Oase sein in einer rein industriellen Umgebung.“ 92 Woydack gebraucht das<br />

Wort „Oase“ hier meines Erachtens in anderer Weise, als bei Mertin kritisiert, nämlich in<br />

einer als in dieser Umgebung mit dem Aspekt der Fremdheit konnotiert. Außerdem wurde<br />

diese Kirche dort nicht extra errichtet, sondern war Teil der vorherigen Umgebung. In einer<br />

‚Industrie-Wüste’ markiert sie nun, gleich einer ‚wirklichen Fata Morgana’, etwas was es dort<br />

eigentlich nicht geben kann <strong>und</strong> bildet ein irritierendes Moment.<br />

Die Verknüpfung mit der „Heterochronie“, dem vierten Gr<strong>und</strong>satz, besteht in mehrfacher<br />

Hinsicht. In der Kirche gibt es eine Fotoausstellung, die die frühere Zeit der Kirche inmitten<br />

des Dorfes lebendig hält, in gewissem Maße also die Vergangenheit in der Gegenwart <strong>und</strong><br />

möglicherweise auch in der Zukunft bewahrt <strong>und</strong> so, auch durch den gegenwärtigen<br />

Denkmalschutz, auf die Ewigkeit verweist. Man kann den Eindruck gewinnen, dass die Zeit<br />

dort aufgehoben <strong>und</strong> aus dem Fluss der Umgebung ausgetreten ist. Dieser entsteht zum einen<br />

durch den umliegenden Friedhof, der ja selbst heterotopischen Charakter besitzt, <strong>und</strong> durch<br />

die angrenzende, stark befahrene Autobahn <strong>und</strong> den Hafen, in dem r<strong>und</strong> um die Uhr reges<br />

90 Vgl.: ebenda. S. 14.<br />

91 Vgl.: ebenda. S. 14; 17; 20.<br />

92 Vgl.: ebenda. S. 19.<br />

19

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