Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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darüber. 207 Als die Anzahl der Brüder <strong>und</strong> Gäste zunahm wurden die „Tischrede-Predigten“<br />
[…] durch die übliche Gestalt einer Sonntagspredigt“ ersetzt, deren Zeit Frère Max schon<br />
1946 auf eine Viertelst<strong>und</strong>e begrenzte. 208 Es folgten weitere Veränderungen, hin zu<br />
dialogischen Formen <strong>und</strong> seit den 1970er Jahren sind Sonntagspredigten in Taizé sehr selten<br />
geworden. 209 Heute gibt es während des Gebets nur noch eine kurze Schriftlesung in<br />
verschiedenen Sprachen <strong>und</strong> am Donnerstagabend, während des Abendgebets, eine<br />
Ansprache des Priors Frère Alois die simultan über Kopfhörer in verschiedene Sprachen<br />
übersetzt wird. Als Ende der 1960er Jahre immer mehr Besucher nach Taizé kamen begannen<br />
die Brüder eine Gebetsform zu suchen an der alle teilhaben konnten, so entstanden die<br />
„Gesänge aus Taizé.“ 210 Die Liturgie sollt die „Aktion aller“ sein <strong>und</strong> das hört man,<br />
beispielsweise im „Gesang der Psalmen“, denn „im gemeinsamen Gesang der von Gelineau,<br />
Samson <strong>und</strong> Berthier […] vertonten Psalmen zeigt sich unnachahmbar die ‚mitreißende Kraft<br />
der Gemeinschaft’, weil es hier keine Trennung mehr gibt zwischen den Brüdern <strong>und</strong> den<br />
Besuchern ihrer Gottesdienste.“ 211<br />
Bezeichnend <strong>für</strong> den Wandel, die gewollte Veränderung <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Wachsen der<br />
Gemeinschaft ist, dass es kein Archiv gibt: „Wir verbrennen alles; wir bewahren nichts<br />
auf.“ 212 Betrachtet man die Entwicklung der Kommunität, dann gehen die Veränderungen mit<br />
dem Wachsen der permanenten <strong>und</strong> temporären Gemeinschaft einher. Die permanente<br />
Gemeinschaft meint die Anzahl der Brüder <strong>und</strong> die temporäre die der Gäste. Zu Anfang lebten<br />
in der Kommunität nur protestantische Brüder. „Wir lebten lange Zeit in gewollter<br />
Einsamkeit, ohne allerdings isoliert zu sein. […] Nach zwanzig Jahren gemeinsamen Lebens<br />
befanden wir uns plötzlich wie in die Öffentlichkeit geworfen.“ 213 Denn aus Taizé war ein<br />
Anziehungspunkt <strong>für</strong> die Jugend <strong>und</strong> Gäste „von außerhalb, außerhalb Frankreichs <strong>und</strong><br />
außerhalb der evangelischen Kirche […] auch derer, die überhaupt keiner Kirche mehr<br />
angehören wollten […]“ geworden. 214 Diese Entwicklungen waren nicht von langer Hand<br />
geplant, sie haben sich sozusagen von außen ergeben <strong>und</strong> die Kommunität – gewollt<br />
provisorisch – konnte sie annehmen <strong>und</strong> aus dem ökumenischen Gedanken, der von Beginn<br />
an vorhanden war, wurde zunehmend gelebte Ökumene.<br />
207 Vgl.: ebenda. S. 124f.<br />
208 Vgl.: ebenda. S. 125.<br />
209 Vgl.: ebenda.<br />
210 Vgl.: Frère Wolfgang. Beten – mit Gesängen aus Taizé. Das Geheimnis der Einfachheit <strong>und</strong> der gelassenen<br />
Wiederholung. In: Taizé: Den Geist Gottes atmen. S. 18.<br />
211 Vgl.: Stökl. Taizé. S. 119f.<br />
212 Vgl.: auch Paupert. Taizé <strong>und</strong> die Kirche von morgen S. 37.<br />
213 Vgl.: nach Schutz. In: Stökl. Taizé. S. 153. Zu den Entwicklungen <strong>und</strong> der Öffentlichkeitsdimension der<br />
Einweihung der Versöhnungskirche.<br />
214 Vgl.: Repges. Burg<strong>und</strong>. S.99.<br />
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