Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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ezogen auf die direkte Umgebung, aber auch bezogen auf die Einmaligkeit in dieser Form.<br />
Viele Klöster <strong>und</strong> monastische Gemeinschaften nehmen Gäste auf, aber schon die<br />
Größenordnung unterscheidet Taizé von allen anderen. Das Dorf Taizé kann als direkte<br />
„Homotopie“ des Geländes der Kommunität gr<strong>und</strong>gelegt werden, von dem es sich<br />
unterscheidet <strong>und</strong> auf das es bezogen ist. Als indirekte, aber nicht minder wichtige<br />
„Homotopie“ müssen auch die Lebensräume <strong>und</strong> Lebensverhältnisse 293 der Gäste betrachtet<br />
werden, da Taizé sich von ihrem alltäglichen Leben unterscheidet <strong>und</strong> zugleich auf dieses<br />
bezogen ist, indem die Gäste in Taizé Erfahrungen machen <strong>und</strong> diese mit in ihren Alltag<br />
nehmen.<br />
Bestimmt man das Dorf insgesamt als „Homotopie“ wird es kniffelig, da die Dorfkirche an<br />
sich ja auch heterotopischen Charakter hat. Entweder lässt man sie als eigene Heterotopie<br />
stehen, oder man bestimmt sie <strong>für</strong> den Kontext der Betrachtung der Kommunität als<br />
heterogenes Element, denn auch die „Homotopie“ ist nach Foucault nicht homogen, sondern<br />
in sich heterogen. Jedenfalls ist die Dorfkirche <strong>für</strong> Taizé, in dem auch die Kommunität ihren<br />
Raum hat, profilprägend, denn sie weist über das Dorf hinaus <strong>und</strong> ist äußerlich erkennbar, die<br />
Kommunität hingegen nicht – allenfalls aus der Luft. Was macht das Dorf aber zu einer<br />
„Homotopie“, inwiefern lässt es sich abgrenzen? Betrachtet man die aus beigem Naturstein<br />
gebauten Häuser, wie sie dem Wetter trotzen <strong>und</strong> die Eidechsen in der Sonne, dann scheint<br />
dort die Zeit still zu stehen. Es drängt sich der Eindruck einer Kulisse auf, eben einer<br />
„Homotopie“. Zudem hat Taizé nur noch sehr wenige permanente Bewohner <strong>und</strong><br />
Bewohnerinnen, die zumeist französischer Abstammung <strong>und</strong> älter an Jahren sein dürften.<br />
Damit sind die beiden Gr<strong>und</strong>voraussetzungen um eine Heterotopie beschreiben zu können<br />
bereits identifiziert. Die Kommunität kann einem realen Ort zugeordnet werden <strong>und</strong> es lässt<br />
sich eine „Homotopie“ ausmachen, sogar in direkter <strong>und</strong> indirekter Weise, die auch die<br />
Ausstrahlung von Taizé einbezieht.<br />
Das erste Merkmale, das der kulturellen Konstante ist damit bestätigt, dass die Kommunität<br />
Taizé als kulturelles Element innerhalb der Gesellschaft steht, in Kontinuität der<br />
monastischen Gemeinschaften, aber auch in neuem Sinne, da dort „Gemeinschaft unter<br />
Christen“ wächst. 294 Foucault hatte die Krisenheterotopien eher mit biologischen Krisen<br />
verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> diese auch als nahezu aus der Gesellschaft verschw<strong>und</strong>en eingeordnet. 295<br />
Diese sind hier auch nicht direkt auszumachen. Und doch lag das Dorf im übertragenen Sinne<br />
293<br />
Das kann hier nicht in individueller Weise, sondern nur stark verallgemeinert geschehen.<br />
294<br />
Vgl.: auch Clément. Taizé. S. 46.<br />
295<br />
Vgl.: Foucault. Von anderen Räumen. S. 322. (Foucault geht hier von der französischen Gesellschaft der<br />
1960er Jahre aus.)<br />
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