Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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stillzustehen, in der Kirche ist es im Sommer angenehm kühl <strong>und</strong> es riecht „nach Kerzen <strong>und</strong><br />
Messing, immer gleich“ 190 <strong>und</strong> doch ist sie durch die vielen Besucher in Berührung mit dem<br />
Leben – kann wirken. Außerdem prägt sie das Profil des Dorfes, ihr Turm ist sichtbar, wenn<br />
man auf Taizé zukommt. Den Glockenturm der Kommunität <strong>und</strong> die Versöhnungskirche,<br />
beide befinden sich nicht am selben Ort, kann man hingegen nicht auf Anhieb sehen. Das<br />
Dorf steinerne Festigkeit aus, doch das wirkt eher kulissenhaft-unbelebt, wie um den starken<br />
Bruch zur Kommunität noch hervorzuheben, die gewollt provisorisch 191 ist, in Beziehung zur<br />
Welt bleibend, bereit auf Entwicklungen einzugehen, lebendig. 192 Die kleine Dorfkirche<br />
könnte als eine Art Brücke zwischen der Kommunität <strong>und</strong> dem Dorf beschrieben werden, da<br />
sie ursprünglich zum Dorf gehörend, dessen Profil prägt, „ihr haftet die Aura des Alten an“ 193<br />
– wurde sie doch von der Kommunität neu belebt <strong>und</strong> bleibt in deren Bezüge aufgenommen.<br />
Das alte Dorf Taizé lässt sich als Homotopie der Kommunität <strong>und</strong> ihres „Dorfes“ fassen,<br />
beide sind wechselseitig aufeinander bezogen.<br />
4.2.3 Gründungsursachen <strong>und</strong> erste Entwicklungen<br />
Die Kommunität Taizé lässt sich als ein anderer Ort beschreiben, dessen Entwicklung die<br />
Gesellschaft, denkt man dabei an die Besucher, die sich bereits ziemlich zu Anfang immer<br />
zahlreicher nach Taizé begaben, mindestens mitbestimmt hat, bis heute.<br />
Nach Stökl können die beiden Ursachen, nämlich „die besondere Situation der Kriegs- <strong>und</strong><br />
Nachkriegszeit“ <strong>und</strong> „ein Gemeinschaftserlebnis“, die oft benannt werden um die „Entstehung<br />
<strong>und</strong> die Existenz der Communauté“ zu beschreiben, diese nicht erklären. 194 Seiner Meinung<br />
nach sind die Ursprünge bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Schutz lebendig <strong>und</strong> nur dort<br />
zu suchen, denn wie „alle großen Ordensgründungen in der Geschichte der Kirche verdankt<br />
auch die Communauté ihre Entstehung einzig <strong>und</strong> allein der kühnen Vorstellungskraft <strong>und</strong><br />
unerschrockenen Beharrlichkeit nur eines Mannes.“ 195 Die entscheidende Zeit zur späteren<br />
„ökumenischen <strong>und</strong> monastischen Berufung“ sei die Jugendzeit Schutz’ gewesen, in der er<br />
sich selbst als ungläubig bezeichnet <strong>und</strong> gerade diese „Unberührtheit“ hätte es ihm ermöglicht<br />
die eigene protestantische Familie <strong>und</strong> die katholische Familie, in der er zu dieser Zeit lebte,<br />
zu beobachten. Ihn beschäftigte, „wie sie Gott <strong>und</strong> den Nächsten lieben konnten <strong>und</strong> trotzdem<br />
190<br />
Schutz, Roger. Besuch bei Frère Roger. Der Gründer der Gemeinschaft von Taizé erzählt aus seinem Leben.<br />
In: Taizé: Den Geist Gottes atmen. S. 15.<br />
191<br />
Vgl.: Stökl. Taizé. S. 12.<br />
192<br />
Vgl.: Seiterich-Kreuzkamp. Der Platz vor der Kirche. In: Taizé: Den Geist Gottes atmen. S. 22.<br />
193<br />
Schieder. Dorfkirchen als Orte der Identifikation. S. 449.<br />
194 Vgl.: Stökl. Taizé. S. 17.<br />
195 Vgl.: ebenda. S. 17f.<br />
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