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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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einladend <strong>und</strong> auf mich wirkt der Raum wie eine Übergangszone, die er ja auch gewollt<br />

markieren soll. Immerhin steht einem zum direkten Durchgang die Säule im Weg, die aber<br />

nicht zum Verweilen aufzufordern scheint, sondern höchstens dazu, einen Impuls des<br />

Bildschirms aufzunehmen <strong>und</strong> wieder hinauszugehen. Wenn ich diese mobile Kirche<br />

betrachte, dann denke ich an „Kirche to go“. Einfach durchrauschen, da fehlt das Ankommen,<br />

denn ohne gibt es keine Beziehung. Mir erscheint diese Gestaltung zu funktional, zu sehr an<br />

menschliches Interesse <strong>und</strong> die Schnelllebigkeit des Alltags angepasst, zu wenig Irritation –<br />

auch wenn digitale Nachrichten vom ganz Anderen irritierend genug sein könnten. Ich möchte<br />

jedenfalls nicht in die Kirche gehen um einmal schnell etwas abzuholen. Außerdem frage ich<br />

mich, ob eine Kirche die zu den Menschen kommt wirklich eine Kirche ist, denn im<br />

Umkehrschluss ist ja auch eine Kirche in die niemand mehr kommt <strong>und</strong> in der kein<br />

Gottesdienst gefeiert wird im Vollsinn keine Kirche.<br />

Für mich sind die „mobilen Kirchen“ Andachtsräume, die in der Pluralität der Menschen <strong>und</strong><br />

Religionen durchaus ihre Berechtigung haben <strong>und</strong> Begegnungen ermöglichen können. Sie<br />

entsprechen einer erweiterten Form religiöser Räume, so sie denn zu Räumen gelebter<br />

Religion werden, die sich die Gesellschaft zu Eigen machen kann <strong>und</strong> die dann auf diese<br />

Weise heterotopisch wirksam würden.<br />

Ich denke nicht, dass diese mobilen „Kirchen“ dem alleinigen zukünftigen <strong>Kirchenbau</strong><br />

entsprechen können, vielmehr sind sie eine Ergänzung zu vorhandenen <strong>kirchliche</strong>n Räumen,<br />

denn sie sind trotz ihrer Anders-Räumlichkeit gesellschaftlich zu funktional. Kirchen müssen<br />

„Orte der kulturellen Kontrapunktion“ 309 bleiben. Taizé kommt als „Pilgerweg des<br />

Vertrauens“ zu den Menschen, aber vielmehr noch kommen die Menschen nach Taizé, um am<br />

„Herzen“ Taizés, wie es Frère Alois nannte, an diesem Kommunikationsgeschehen Anteil zu<br />

haben, das im Sinne des Gebets – der Versammlung der Gläubigen, die miteinander<br />

Gottesdienst feiern – die Kirche ist.<br />

309 Redepenning, Marc/ Werlen, Benno. Vom Kirchenraum zu <strong>kirchliche</strong>n Räumlichkeiten. In: <strong>Kirchenbau</strong>ten in<br />

der Gegenwart. S. 163.<br />

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