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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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1. Einleitung<br />

„Für den Verzehr in Kirchen, Opern <strong>und</strong> Bibliotheken leider zu knusprig.“<br />

Ritter Sport Keks + Nuss. Mit Kekskugeln <strong>und</strong> knackigen Haselnuss-Stückchen.<br />

Mit diesem Spruch wirbt Ritter Sport aktuell auf deutschen Bahnhöfen <strong>für</strong> eine neue Sorte, im<br />

250g-Großformat. Was steckt dahinter, mit welcher Assoziation sollen potentielle<br />

Genießerinnen <strong>und</strong> Genießer von der „Knusprigkeit“ überzeugt werden? Die drei benannten<br />

Orte sind irgendwie anders, als andere. Es sind Orte an denen „Knuspriges“, also<br />

Geräuschvolles keinen Platz hat, denn es sind – so die Konnotation – Orte der Stille.<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit solch gegensätzlichen Orten im öffentlichen<br />

Raum, in denen eigene Ordnungen gelten <strong>und</strong> in denen man sich der öffentlichen<br />

Wahrnehmung nach anders zu verhalten hat als dort, wo man, um an das Eingangszitat<br />

anzuknüpfen, ohne gesellschaftlich aus der Rolle zu fallen, Schokolade „knuspern“ kann.<br />

Michel Foucault skizzierte 1967 ein Konzept mit dem sich diese anderen Orte, die sich<br />

dennoch inmitten der Gesellschaft befinden <strong>und</strong> die er als heterotopisch bezeichnete,<br />

beschreiben lassen. Er zählte Bibliotheken dazu <strong>und</strong> auch die Opern lassen sich den von ihm<br />

benannten Theatern zuordnen, aber Kirchen führt er darin nicht explizit auf.<br />

Im Zuge der neuen Beachtung, die dem Raum seit den 1980er Jahren in den<br />

Kulturwissenschaften entgegengebracht wird, erfolgt eine vielfältige Rezeption. Seit Mitte der<br />

1990er Jahre findet das Konzept auch zunehmend Aufnahme in die Zusammenhänge<br />

Praktischer Theologie <strong>und</strong> die Diskussion um Kirchen <strong>und</strong> ihre Räume.<br />

In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob sich die Kommunität von Taizé im Sinne<br />

Foucaults als Heterotopie bestimmen lässt. Um dieser Frage nachgehen zu können muss<br />

zuerst geklärt werden, wie Foucault Heterotopien bestimmt <strong>und</strong> wie er sie beschrieben hat.<br />

Zudem gilt es den Wert <strong>und</strong> die Leistung des Konzepts in der Betrachtung von Kirchen <strong>und</strong><br />

religiösen Räumen in der Praktischen Theologie eingehend zu beleuchten um festzustellen<br />

inwiefern diese – von ihm unbenannt – als Foucaultsche Heterotopien bestimmt werden<br />

können.<br />

Im zweiten Kapitel werde ich den Versuch einer knappen, aber achtungsvollen Würdigung<br />

Michel Foucaults unternehmen <strong>und</strong> den Begriff der Heterotopie in sein Werk einordnen.<br />

Danach stelle ich das Konzept der Heterotopie vor, wie Foucault es mündlich <strong>und</strong> schriftlich<br />

hinterlassen hat. Zudem finden sich in diesem Kapitel zwei Rezeptionen des Konzepts in den<br />

Kulturwissenschaften, zum einen betrachte ich knapp die Aufnahme von Foucaults<br />

Raumbegriff in die Überlegungen Martina Löws zu einem soziologischen Raumbegriff <strong>und</strong><br />

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