Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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nimmt dabei den Abschluss von der „Ordnung der Dinge“ auf, in dem es heißt: „Wenn das<br />
Denken über den Menschen beginnt zu verschwinden, kann man Wetten darauf abschließen,<br />
dass der Mensch verschwindet, wie am Meeresstrand ein Gesicht im Sand.“ 4 Foucault, so<br />
Albaric, bleibt <strong>für</strong> die Menschen ein Gesicht unserer Epoche, sein Wort hat die Geister<br />
geöffnet <strong>und</strong> wird dies auch in Zukunft tun, demzufolge sei das Fortdauern seines Denkens<br />
sicher. Albaric bettet „Michels Gesicht“ im Fortgang der Liturgie in ausgewählte Verse der<br />
Bergpredigt ein:<br />
„ ‚Wenn du ein Almosen gibst...’ (Mt 6,2) Michels Gesicht ist das eines großherzigen Menschen, nicht<br />
nur als Professor, der den […] Schatz teilt, sondern auch der seine Zeit, seine Fre<strong>und</strong>schaft, sein Geld<br />
verschenkt ohne es hinauszuposaunen. Er hat sich von ganzem Herzen den Dingen verschrieben, die den<br />
Menschen in seiner Würde verpflichten.“ 5<br />
Foucault „wollte nicht ‚jemand sein’, sondern ‚ein anderer werden.’“ 6 Er bezeichnete seine<br />
Bücher als „kleine Werkzeugkisten“ 7 <strong>und</strong> sich selbst als ‚Archäologen’, ‚Genealogen’ oder<br />
‚Ethnologen’ der Kultur des Abendlandes. 8 Sarasin zeigt in seiner Einführung, dass gewisse<br />
Fragen das Werk strukturieren <strong>und</strong> Foucault sich den „die Moderne prägenden Macht-,<br />
Diskurs-, <strong>und</strong> Subjektverhältnissen“ wieder <strong>und</strong> wieder aus verschiedensten Blickwinkeln<br />
annähert, so dass er in seinen Schriften deutlich „ähnliche Fragen“ behandelt, was aber nicht<br />
zu einer eindeutigen Beantwortung derer führt. 9 Häufig wird eine chronologische Darstellung<br />
<strong>und</strong> Einordnung des Werkes in Phasen versucht um den „Foucault’schen<br />
Theoriebildungsprozess“ zu rekonstruieren, wobei immer im Blick behalten werden muss,<br />
dass alte „Werkzeuge im jeweils neuen Werkzeugkasten“ oft in anderer Weise benutzt <strong>und</strong><br />
gedeutet werden. 10 Foucault wollte sich theoretisch nicht festlegen lassen, sein Privatleben ist<br />
nicht greifbar <strong>und</strong> tritt immer wieder hinter seine schriftstellerische Produktion zurück, schon<br />
zu Lebzeiten war er eine „öffentliche Figur“ über die Grenzen Europas hinaus, wobei er selbst<br />
die alleinige Wirkung durch seine Schriften vorgezogen hätte. 11 Um in diesem Kontext noch<br />
einmal abschließend auf die Liturgie von Albaric zurückzukommen:<br />
„‚Urteilt nicht…’ (Mt 7, 1-2) Michels Gesicht ist das eines Menschen bei dem ein Urteil keine<br />
Verurteilung war, auch keine Vernichtung, sondern eine Provokation zur Öffnung <strong>und</strong> zur Überwindung<br />
seiner selbst.“ 12<br />
4<br />
Vgl.: ebenda. S. 222.<br />
5<br />
Vgl.: ebenda. S. 223. Zitate, die länger als eine Zeile sind werden im weiteren Verlauf kursiv, in Schriftgröße<br />
10 <strong>und</strong> in einfachem Zeilenabstand gesetzt.<br />
6<br />
Vgl.: Kammler, Clemens/ Parr, Rolf/ Schneider, Ulrich Johannes (Hg.). Foucault Handbuch. Leben – Werk –<br />
Wirkung. Stuttgart 2008, S. 1.<br />
7<br />
Vgl.: ebenda. S. 9.<br />
8<br />
Vgl.: Sarasin, Philipp. Michel Foucault zur Einführung. <strong>Hamburg</strong> 2005, S. 9.<br />
9<br />
Vgl.: Kammler/ Parr/ Schneider. Foucault Handbuch. S. 10.<br />
10<br />
Vgl.: ebenda. S. 11.<br />
11<br />
Vgl.: ebenda. S. 1; 7; 9.<br />
12<br />
Albaric. Accompagner Foucault en terre chrétienne. S.223.<br />
6