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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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„Der riskanteste heterotopische Gedanke, der sich mit den Sandsteinwänden unserer beeindruckenden<br />

Stadtkirchen verb<strong>und</strong>en hat, steckt ja in der Verkündigung Jesu. Gottes Reich ist schon angebrochen. Da<br />

ist er, der evangelische Heterotopos, der sich unter die klugen Überlegungen des französischen<br />

Philosophen legt.“ 106<br />

Das muss sich nach Bahr im theologischen Handeln, das das „Heterotopische der Rede von<br />

der Menschlichkeit Gottes beglaubigt“, konsequent wieder finden, deshalb schlägt sie eine<br />

Verknüpfung von Kultur <strong>und</strong> Diakonie vor, um den Glauben daran wach zu halten, „dass das<br />

was ist, nicht alles ist.“ 107 Problematisch ist, dass sich der „evangelische Heterotopos“ nicht<br />

einfach verorten lässt, sagen lässt sich aber, dass er sich in gewisser Weise in einem<br />

bezogenen Außen befindet. Die Verkündigung, also das Wort vom Reich Gottes hat sich nach<br />

Bahr symbolisch manifestiert. Vielleicht lässt sich hier Foucaults von Klossowski geliehener<br />

Begriff des Simulacrums aufgreifen <strong>und</strong> vereinfacht Kirche als gebautes Zeichen <strong>für</strong> eine<br />

verborgene Realität vorstellen.<br />

3.5 Kirche als Kirche in der Stadt bei Patrick Fries<br />

Fries beschäftigt sich in seinem Text: „Wir leben nicht in einem leeren, neutralen Raum“.<br />

Kirche in der Stadt als Heterotopie <strong>und</strong> ‚urban player’ 108 , mit den aktuellen<br />

Herausforderungen auf die Kirche in der Stadt trifft.<br />

Mit ‚urban player’ bezeichnet Fries eine Kirche, die gemäß ihrem „eigenen Auftrag“ in einer<br />

Stadt wirksam wird, indem sie sich durch ihre spezielle Architektur <strong>und</strong> die ganz eigenen<br />

Regeln zu erkennen gibt, als zugleich zur Stadt zugehörig, als auch über das Sicht- <strong>und</strong><br />

Wahrnehmbare hinausgehend. 109 Mit „Heterotopie“ bezeichnet Foucault die „postmoderne<br />

Gleichzeitigkeit <strong>und</strong> die gleichzeitige Existenz als Heimat <strong>und</strong> Gegenort.“ 110 Während<br />

Foucault das „Zeitalter der Gleichzeitigkeit“ postuliert, erinnert Fries an die frühen Christen,<br />

die sich in Bezug zu ihrer Umgebung immer zugleich in „ausdrücklicher Nähe <strong>und</strong> Distanz“<br />

verorteten <strong>und</strong> sich als Durchreisende betrachten, als „‚Fremdlinge <strong>und</strong> Pilger’ (1 Petr 2,11)<br />

<strong>und</strong> hatten ‚hier keine bleibende Stadt, sondern [suchten] die zukünftige’ (Hebr 13,14).“ 111<br />

Diese (Schwebe-)Lage lässt sich auch auf die heutige Lebenswirklichkeit übertragen, als<br />

einem unsicheren <strong>und</strong> risikobehafteten Gefüge des Lebens, in dem die Kirche nur noch ein<br />

Stimmchen unter vielen ausmacht, das beim „postmodernen Konzert der Anbieter“ 112<br />

106 Vgl.: ebenda. S. 10.<br />

107 Vgl.: ebenda.<br />

108 Vgl.: Fußnote 61. Fries. „Wir leben nicht in einem leeren, neutralen Raum“. S. 209-225.<br />

109 Vgl.: ebenda. S. 214f.<br />

110 ebenda. S. 209.<br />

111 Vgl.: ebenda. S. 212.<br />

112 Vgl.: ebenda. S. 212f.<br />

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