Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...
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des Einzelnen.“ 139 Meines Erachtens schließt er damit den ‚gelebten Raum’ vielmehr ein, als<br />
aus, da dieser „Raum als Dimension religiöser Erfahrung“ leiblich erschlossen <strong>und</strong> so nur<br />
situativ konkret wird, dabei aber immer gekoppelt bleibt an den materiellen (gebauten)<br />
Raum. 140 Ihm geht es, wie ich glaube, darum die Verbindung der Heterotopien zum<br />
Außenraum zu halten <strong>und</strong> ein gedankliches utopisches Abdriften in die Innerlichkeit zu<br />
unterbinden, nicht weil es keine Bezüge zu Innenräumen gäbe, sondern weil gerade die<br />
Äußerlichkeit im konkreten Raum des Lebens konstitutiv <strong>für</strong> die Heterotopien ist. Der<br />
Sakralraum befindet sich vergleichbar auf einer Grenze zwischen Innen <strong>und</strong> Außen, in einem<br />
Übergangsraum, „er ist weder nur heilig, noch nur profan,“ sondern lässt sich<br />
„raumtheologisch“ betrachtet auf dem schmalen Grat dazwischen lokalisieren. 141<br />
Noch 2007 hat sich Zimmerling gegen eine Betrachtung von Kirchenräumen im alleinigen<br />
Anschluss an Raschzoks „Spurenmodell“ gestellt, da er dessen Perspektive als zu beschränkt<br />
einordnete. Er gesteht dem Modell zwar zu, dass es hilfreich ist um damit am<br />
funktionalistischen „Raumverständnis der Reformatoren“ anzuschließen, aber in der<br />
Ausrichtung allein auf gottesdienstliche Gebrauchsspuren ist es zu begrenzt um „die<br />
Heiligkeit von Kirchenräumen“ 142 näher zu bestimmen. In einem Vortrag zur „Sprache des<br />
Kirchenraumes“ 2010 macht Raschzok selbst deutlich, dass die „spezifische<br />
Öffentlichkeitsdimension von Kirchengebäuden zu beachten“ ist <strong>und</strong> verweist auf die<br />
„gottesdienstliche <strong>und</strong> scheinbar außergottesdienstliche Nutzung“ 143 die ineinander<br />
verschränkt wirken. Meines Erachtens zeigt das schon, dass er die Wirkungen, die ein<br />
Kirchengebäude auf Besucher <strong>und</strong> Besucherinnen hat, einbezieht <strong>und</strong> auch überblickt, dass<br />
diese ihrerseits ihre Spuren einschreiben, denn ich verstehe die „scheinbar<br />
außergottesdienstliche Nutzung“ so, dass auch jene den Raum durch ihre Anwesenheit<br />
„irgendwie“ gottesdienstlich in Gebrauch nehmen <strong>und</strong> sein „spirituelles Potenzial“ 144 auf sie<br />
ausstrahlt. Dazu passt auch der Gedanke Raschzoks, dass im sonntäglichen Gottesdienst alle<br />
diejenigen mitanwesend sind, die im Laufe der Woche in der Kirche<br />
„Zuflucht, Stille <strong>und</strong> das Gebet gesucht haben, <strong>und</strong> diese ‚Alltagsspuren’ nun […] mit den expliziten<br />
Gottesdienstspuren zu einer Einheit verb<strong>und</strong>en werden.“ 145<br />
139 Vgl.: Kammler/ Parr/ Schneider. Foucault Handbuch. S. 265.<br />
140 Vgl.: Erne. Die Wiederentdeckung des Raumes in der Evangelischen Theologie. S. 9.<br />
141 Vgl.: Frick. Spielräume des Heiligen. S. 44f. <strong>und</strong> Woydack. Raum, Glaube, Mensch <strong>und</strong> Kirche. Die<br />
Gottesbeziehung als räumliches Geschehen. In: Raumerk<strong>und</strong>ungen. S. 22.<br />
142 Vgl.: Zimmerling. Heilige Räume im Protestantismus. S. 30.<br />
143 Vgl.: Raschzok, Klaus. Die Sprache des Kirchenraumes.<br />
http://www.ekmd.de/attachment/aa234c91bdabf36adbf227d333e5305b/1df89ed0489cb2689ed11df8035b9dade7<br />
8b32db32d/Raschzok_Die_Sprache_des_Kirchenraumes.pdf (zuletzt eingesehen am 16.08.2011). S. 13f.<br />
144 Vgl.: ebenda. S. 20.<br />
145 Ebenda. S. 25.<br />
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