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Universität Hamburg - Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst ...

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gebaut, sie sind gewöhnlich größer als andere „alltägliche“ Häuser <strong>und</strong> allgemein verbindet<br />

sich mit Kirchen die Vorstellung von Kontinuität, welche die mobilen Kirchen nicht aufrecht<br />

erhalten.<br />

Eine der sechs mobilen Kirchen, die beim Deutschen Evangelischen Kirchentag aufgebaut<br />

wurden, heißt: „Nachrichten aus einer anderen Welt“. 307 Sie wird als „Ander-Ort“<br />

beschrieben, „ein Ort der anders ist <strong>und</strong> auf einen anderen Ort verweist, auf eine<br />

transzendente Welt, die […] mitten unter uns beginnt, <strong>und</strong> die noch weit über uns<br />

hinausweist.“ Das ist eindeutig die Beschreibung einer Heterotopie, einer Kirche, wie sie<br />

beispielsweise Bahr beschrieben hat, auch wenn hier stattdessen eine Übersetzung des<br />

Begriffs benutzt wird. Dieser Ort definiert der Beschreibung nach einen „deutlichen<br />

Unterschied zum öffentlichen Raum“, da er aus seiner homotopischen Umgebung herausragt.<br />

In der Mitte dieser mobilen Kirche gibt es einen „Raum-im-Raum“, bestehend aus einer<br />

„Säule mit […] Bildschirmen, sie symbolisieren „das Andere am Ander-Ort“ […] die Quelle,<br />

von der die Nachrichten aus einer anderen Welt stammen.“ Hier ist das heterotopische<br />

Element des Nebeneinaderstellens eigentlich unvereinbarer Räume benannt, denn der „Ander-<br />

Ort verbindet das archaische Symbol, des Zelts, mit dem modernen Symbol, dem<br />

Bildschirm.“ Auch die anderen Merkmale der Heterotopie könnten noch <strong>für</strong> diese mobile<br />

Kirche bestimmt werden, das soll hier aber nicht mehr geschehen.<br />

„Nachrichten aus einer anderen Welt“ soll vor allem Jugendliche ansprechen. Ich kann mir<br />

vorstellen, dass diese mobile Kirche einige Jugendliche anspricht, genauso kann ich mir aber<br />

auch vorstellen, dass viele sich von ihrer Gestaltung nicht angesprochen fühlen, oder mit<br />

Ablehnung reagieren. Meiner Meinung nach lässt der Aufbau durch die direkte Ansprache<br />

über den Bildschirm zu wenig Raum <strong>und</strong> gibt dadurch zuviel vor, um sich auf eine<br />

Begegnung mit einer transzendenten Welt einzulassen, wie es beabsichtigt ist. Das zwar<br />

vorhandene Zelt, als „archaisches Symbol“, kann aufgr<strong>und</strong> der Zentralität des Bildschirms<br />

kaum wirken, besonders weil die Säule mit dem Bildschirm von außen direkt einsichtig ist.<br />

Vielleicht ist der dieser Kirche zugr<strong>und</strong>e liegende Kausalzusammenhang trügerisch:<br />

„Wir leben in einer Welt der digitalen Kommunikation. Die Jugend spricht digital, denkt digital <strong>und</strong><br />

reagiert auf digitale Angebote.“ 308<br />

Hier fehlt möglicherweise das fremde Element, was aber durch denselben Aufbau, allein<br />

durch die Abschaltung des Bildschirms gegeben sein könnte. Allerdings ist ihr Innerstes,<br />

bereits von außen, durch die vier Ein- <strong>und</strong> Ausgänge, sichtbar. Offenheit ist nicht per se<br />

307 Vgl.: Erne, Thomas/ Huran, Jowan. Kirche 6. Nachrichten aus einer anderen Welt. S. 70. Die folgenden<br />

Belege sind ebenfalls aus S. 70 dieses Werks entnommen.<br />

308 Vgl.: ebenda.<br />

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