Journalismus in der Berliner Republik - Netzwerk Recherche
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Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> zu untersuchenden Medien und<br />
ihrer Gegenparts im politischen Betrieb wurde konsekutiv<br />
und kumulativ vorgegangen: Die Selektion<br />
erfolgte als „progressive theoretical sampl<strong>in</strong>g“<br />
(Altheide 1996: 33) und erstreckte sich über die<br />
Dauer e<strong>in</strong>es Vierteljahres. In dessen Verlauf wurden<br />
auf Basis <strong>der</strong> neu gewonnenen Erkenntnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Analyse <strong>der</strong> bereits durchgeführten Gespräche und<br />
im Abgleich mit den theoretischen Grundüberlegungen<br />
sowohl das Sample <strong>der</strong> Gesprächspartner bis<br />
zum Abschluss <strong>der</strong> Erhebung erweitert, als auch die<br />
Leitfragen <strong>der</strong> Interviews überarbeitet.<br />
Insgesamt konnten 32 Gespräche mit politischen<br />
Berichterstattern aller Mediengattungen sowie Vertretern<br />
aus Politik und Wirtschaft geführt werden. 2<br />
Dabei standen die deutschen Hauptstadtjournalisten<br />
zwar im Vor<strong>der</strong>grund des Untersuchungs<strong>in</strong>teresses,<br />
doch stand zudem mit e<strong>in</strong>em Vertreter <strong>der</strong> Auslandspresse<br />
– Roger Boyes von <strong>der</strong> britischen Tageszeitung<br />
The Times – e<strong>in</strong> wichtiges Korrektiv <strong>in</strong><br />
Bezug auf die Selbstbeobachtung und -bewertung<br />
<strong>der</strong> deutschen Berichterstatter zur Verfügung. E<strong>in</strong>e<br />
zusätzlich notwendige Vergleichsgröße stellt die<br />
Auswahl <strong>der</strong> Pressesprecher jeweils zweier Bundesm<strong>in</strong>isterien,<br />
zweier Parteien, des Berl<strong>in</strong>er Senats und<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung, e<strong>in</strong>em selbstständigen Medienberater<br />
sowie zweier Interessensgruppen <strong>der</strong><br />
Wirtschaft dar. Dieser sche<strong>in</strong>bar heterogenen Auswahl<br />
ist die Funktion geme<strong>in</strong>, <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Öffentlichkeit<br />
politisches Handeln <strong>in</strong> verständlichen<br />
Kommunikaten zu vermitteln und sich dafür mit den<br />
Medien ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen zu müssen.<br />
Obwohl die Mehrzahl <strong>der</strong> deutschen Medienhäuser<br />
mit ihren Zentralredaktionen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptstadt,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> traditionellen Medienhochburgen wie<br />
Hamburg und München, aber auch Frankfurt am<br />
Ma<strong>in</strong>, Bonn, Leipzig o<strong>der</strong> Köln ansässig s<strong>in</strong>d, wurde<br />
die Untersuchung auf die Hauptstadt beschränkt –<br />
aus zweierlei Gründen: Zum e<strong>in</strong>en beschäftigen die<br />
wichtigsten Medien m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Korrespondenten<br />
für die politische Berichterstattung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, zum<br />
an<strong>der</strong>en kann e<strong>in</strong>e kompetente Bewertung <strong>der</strong> Mechanismen<br />
des Hauptstadtjournalismus nur durch<br />
die Korrespondenten vor Ort <strong>in</strong> ausreichend reflektierter<br />
Weise im Rückgriff auf Alltagserfahrungen<br />
erfolgen. Um e<strong>in</strong> möglichst umfassendes Bild <strong>der</strong><br />
politischen Berichterstattung aus Berl<strong>in</strong> gew<strong>in</strong>nen zu<br />
können, wurden Journalisten aus den Bereichen<br />
Pr<strong>in</strong>t, Fernsehen, Hörfunk, Onl<strong>in</strong>e und Nachrichtenagenturen<br />
befragt, und zwar 13 Zeitungsjournalisten,<br />
zwei Magaz<strong>in</strong>journalisten, drei Fernsehjournalisten,<br />
e<strong>in</strong>e Hörfunkjournalist<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-Journalist<br />
2 E<strong>in</strong> zusätzliches <strong>in</strong>formelles Interview wurde mit e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong><br />
des Beraterstabes von Bundeskanzler<strong>in</strong> Angela Merkel geführt.<br />
Da dieses Interview als vertrauliches H<strong>in</strong>tergrundgespräch<br />
durchgeführt wurde, flossen die Erkenntnisse nur <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong> die<br />
Analyse e<strong>in</strong>.<br />
und drei Agenturjournalisten. Nach Möglichkeit wurde<br />
jeweils e<strong>in</strong> Vertreter <strong>der</strong> für die politische Berichterstattung<br />
aus Berl<strong>in</strong> wichtigen Medienunternehmen<br />
ausgewählt, wobei es e<strong>in</strong>erseits teilweise<br />
<strong>der</strong> Fall war, dass e<strong>in</strong> Journalist für mehrere Medien<br />
sprechen konnte, an<strong>der</strong>erseits auch mehrere Vertreter<br />
e<strong>in</strong>es (beson<strong>der</strong>s wichtigen) Mediums zu Wort<br />
kamen. Folgende Medien s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> Auswahl abgedeckt:<br />
� Pr<strong>in</strong>t: Bild, Berl<strong>in</strong>er Zeitung, Bonner General-<br />
Anzeiger, Bunte, Focus, Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Zeitung, Frankfurter Rundschau, Leipziger Volkszeitung,<br />
Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung, die<br />
tageszeitung, Der Tagesspiegel, The Times, Die<br />
Welt/ Welt am Sonntag, Die Zeit<br />
� Fernsehen: ARD, ZDF, RTL/ n-tv<br />
� Hörfunk: Deutschlandfunk<br />
� Onl<strong>in</strong>e: Spiegel Onl<strong>in</strong>e, Welt Onl<strong>in</strong>e<br />
� Agenturen: Associated Press, Deutsche Presse<br />
Agentur, Reuters<br />
� Öffentlichkeitsarbeit: Bundesregierung, Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz, Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berl<strong>in</strong>er<br />
Senatskanzlei, Die Grünen-Bundestagsfraktion,<br />
SPD-Parteizentrale 3<br />
� Beratung: Medienberatung Michael Spreng<br />
� Lobbyarbeit: EnBW, IZ Klima<br />
Unter den Gesprächspartnern f<strong>in</strong>den sich nur vier<br />
Journalist<strong>in</strong>nen und zwei Pressesprecher<strong>in</strong>nen bei<br />
<strong>in</strong>sgesamt 32 Befragten. Dies ist vor allem darauf<br />
zurückzuführen, dass Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> medialpolitischen<br />
Sphäre Berl<strong>in</strong>s immer noch unterrepräsentiert<br />
s<strong>in</strong>d und die leitenden Posten <strong>in</strong> den Redaktionen,<br />
aber auch <strong>in</strong> den Kommunikationsabteilungen<br />
<strong>der</strong> Parteien und politischen Instanzen größtenteils<br />
mit Vertretern des männlichen Geschlechts<br />
besetzt s<strong>in</strong>d. Die Altersspanne <strong>der</strong> Interviewten<br />
reicht von 36 bis 81 Jahren, wobei die Altersgruppe<br />
<strong>der</strong> Anfang- bis Mitte Fünfzigjährigen die Mehrheit<br />
bildet. Die Gesprächspartner waren im E<strong>in</strong>zelnen:<br />
3<br />
Lei<strong>der</strong> war es trotz etlicher Bemühungen nicht möglich, e<strong>in</strong>en<br />
verantwortlichen Vertreter <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> CDU für<br />
e<strong>in</strong> Gespräch zu gew<strong>in</strong>nen. Der zuständige Pressesprecher, Matthias<br />
Barner, hat unser Interview-Gesuch mit <strong>der</strong> Begründung<br />
abgelehnt, er gebe grundsätzlich ke<strong>in</strong>e Interviews – was für e<strong>in</strong>en<br />
Mann <strong>in</strong> diesem Amt doch recht verwun<strong>der</strong>lich ist.<br />
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