World Café | THEMA 1: Migrant_innen in pol. Parteien, Gewerkschaften, Beiräten und Ausschüssen<strong>Ein</strong>flussnahme erhöht werden.Gerade bei kleineren MO, dieSchwierigkeiten haben, in derÖffentlichkeit sichtbar zu sein,kann es zur Durchsetzung derInteressen hilfreich sein, sich zuvernetzen.Runde 3: Was muss sich ändern,um die Potenziale besser nutzenzu können?In der dritten Runde überlegtensich die Teilnehmenden, welcheMöglichkeiten es gibt, um mitden zuvor identifizierten Hürdenumzugehen und die <strong>Partizipation</strong><strong>von</strong> Menschen mit Migrationshintergrundzu erhöhen. Gesammeltwurden folgende Aspekte:• Befähigungsstrukturen schaffen:Um Menschen mit Migrationshintergrundfür (gesellschafts-)politischesEngagement zu gewinnen,müssen Strukturen entstehen,die auf die ressourcenorientierteUnterstützung setzen, bspw.<strong>durch</strong> gezielte Förderprogramme.• Diskriminierung und Rassismusthematisieren: Um Veränderungenhin zu einer <strong>Partizipation</strong>sgerechtigkeitzu bewirken,müssen die teils diskriminierendenStrukturen (z.B. hinsichtlichdes Wahlrechts oder derstereotypisierenden Wahrnehmung)offengelegt werden.• Strukturen für Beteiligung schaffen:Dies kann beispielsweise<strong>durch</strong> die Etablierung einer Willkommenskultur,<strong>durch</strong> Veränderungender rechtlichen Rahmen(Wahlrecht) oder die Quotenregelungeninitiiert werden.• Gemeinsamkeiten in den Fokusrücken: Um <strong>Partizipation</strong> nachhaltigzu erhöhen, gilt es an dengemeinsamen Interessen undThemen anzusetzen und auchVernetzungen über Institutionenhinweg und auch unter einertransnationalen Perspektive zustärken. Ebenso wichtig ist es,Menschen direkt anzusprechen.Tisch 2: Mamad Mohamad(LAMSA)In allen drei Runden haben sichdie Teilnehmer_innen mit der <strong>Ein</strong>stiegsfrage:„Was heißt <strong>Partizipation</strong>für mich?“ vorgestellt.Runde 1: Welche konkreten Möglichkeitengibt es bezüglich der<strong>Partizipation</strong> <strong>von</strong> Migrant_innen?In der ersten Runde haben sich dieTeilnehmer_innen mit der Frage:„Welche konkreten Möglichkeitengibt es bezüglich der <strong>Partizipation</strong> <strong>von</strong>Migrant_innen?“ befasst. Um dieseFrage zu beantworten, haben die Beteiligtenfolgende Fakten gesammelt:• im Gemeinderat• in Parteien• in Beiräten (Schulen, Kita)• in Migrant_innenorganisationen• in Kirchengemeinden• im Sport• in Vereinen<strong>Ein</strong>ige Teilnehmer_innen haben beklagt,dass es nur sehr geringe Möglichkeitenund keine niedrigschwelligenAngebote für die <strong>Partizipation</strong><strong>von</strong> Migrant_innen auf der kommunalenEbene gibt. Außerdem wurdebemängelt, dass es an Lobbyarbeitin den Kommunen fehlt.Runde 2: Welche Erfahrungen, positivwie negativ, haben wir konkretgemacht?In der zweiten Runde stand die Frage:„Welche Erfahrungen positivwie negativ haben wir konkret gemacht?“im Mittelpunkt. Bevor wirdie Frage diskutiert haben, haben dieTeilnehmer_innen folgende Frage inden Raum geworfen: „Fehlen für die<strong>Partizipation</strong> die Ressourcen?“ Hiermöchte ich in einem Beispiel deutlichmachen: Wenn die Migrant_innenan bestimmten Beiräten/Dialogforenals ehrenamtliche Akteureteilnehmen sollen, fehlt es oft anzeitlichen und finanziellen Ressourcen,um einen fachlichen <strong>Beitrag</strong>gegenüber den hauptamtlichen Akteurenzu leisten. Weiterhin haben24 | Dokumentation | <strong>Inklusion</strong> <strong>durch</strong> <strong>Partizipation</strong>
World Café | THEMA 1: Migrant_innen in pol. Parteien, Gewerkschaften, Beiräten und Ausschüssendie Beteiligten folgende Hindernissebesprochen:• Es fehlen Informationen, woman sich beteiligen kann.• Wie werden die Infos weitergegeben?• Es dauert alles so lange, bis dieMigrant_innen sich beteiligenkönnen.• Wir brauchen Brücken zwischenden Akteuren.Runde 3: Was muss sich ändern,um die Potenziale besser nutzenzu können?In der letzten Runde habe sich dieBeteiligten mit der Frage: „Was musssich ändern, um die Potenziale bessernutzen zu können?“ beschäftigt.Gleich am Anfang haben sich zweigroße Schwerpunkte herauskristallisiert:Die Willkommenskultur unddie Anerkennung der Potenziale derMigrant_innen in den Kommunenmüssen sich verbessern. Weiterhinhaben die Teilnehmer_innen einefehlende interkulturelle Öffnungseitens der Verwaltung bemängelt.<strong>Ein</strong> weiterer Gedanke in der Diskussionwar, ob Quoten bei der Besetzung<strong>von</strong> Beiräten oder Ausschüssennotwendig sind.Tisch 3: Athena Leotsakou(BAGIV)Runde 1: Welche konkreten Möglichkeitengibt es bezüglich der<strong>Partizipation</strong> <strong>von</strong> Migrant_innen?Es gibt vielfältige formale Möglichkeitender politischen <strong>Partizipation</strong><strong>von</strong> Migrant_innen. Allerdings sindauf dem Weg zu den konkreten Mitwirkungschancenzahlreiche Barrierenzu verzeichnen, die als erstesidentifiziert werden müssen, umwirklich partizipieren zu können.Beispielweise sind die Frage des Herkunftskontextes(EU/Nicht-EU) undder Staatsangehörigkeit (deutsch/nicht-deutsch) entscheidend für denGrad der Teilnahmemöglichkeiten.Auf der Ebene der politischen Parteiensind diese Fragen für die Durchsetzung<strong>von</strong> Mitwirkungsrechtenzentral. Dazu kommen Barrieren, diemit der Herkunft zusammenhängen,wie fehlende Sprachgewandtheitoder sogar Sprachprobleme und fehlendeeigene Netzwerke innerhalbder Parteien.Das Thema der Mitgliedschaft in politischenParteien ist seit Jahren relevant,da der Organisationsgrad <strong>von</strong>Migrant_innen dort vergleichsweiseniedrig ist. Es werden jedoch keineMaßnahmen der Parteien beobachtet,um diesem Zustand ein Ende zubereiten, da für diese bisher keineNotwendigkeit dazu besteht. DieEtablierung einer Willkommenskulturund eine generelle interkulturelleÖffnung wären zwei Schritte, umdiesem Mangel entgegenzuwirken.Es gibt gleichwohl auch positive Beispielefür das Engagement <strong>von</strong> Migrant_innenin politischen Parteien.Dazu gehört die Verbindung der TGD(Türkische Gemeinde Deutschland)und der SPD. Dort kann man beobachten,wie Verbandsinteressenauch <strong>durch</strong> die Mitgliedschaft in einerPartei gebündelt und verbessertwahrgenommen werden können.Dieses Beispiel könnte auch als Blaupausefür die Wahrnehmung der Interessen<strong>von</strong> Migrant_innen gelten,indem <strong>durch</strong> Mitgliedschaften inParteien und die Bildung <strong>von</strong> eigenenNetzwerken Fortschritte erzieltwerden können.Runde 2: Welche Erfahrungen, positivwie negativ, haben wir konkretgemacht?Die Diskussion am Thementisch behandelteüberwiegend die vielfältigennegativen Erfahrungen. Hierzugehören zweifellos die alltäglichenDiskriminierungs- und Rassismuserfahrungen.Besonders Migrantinnenhaben aufgrund mehrfacherDiskriminierungen schlechte Voraussetzungenfür die Teilnahmeam politischen Geschehen. <strong>Ein</strong>weiteres Beispiel für eine verfehlteMitwirkungsmöglichkeit sind die Integrations-und Ausländer(bei)räte,die auch <strong>von</strong> Migrant_innen sehrkritisch gesehen werden. Ihre Legitimationzur Wahrnehmung <strong>von</strong> Migrant_inneninteressenwird problematischgesehen. Darüber hinausvollziehen sie lediglich symbolischeAkte, aber ihre konkreten <strong>Ein</strong>flussmöglichkeitensind begrenzt.Runde 3: Was muss sich ändern,um die Potenziale besser nutzenzu können?Alternative Beteiligungsformen und-strukturen sind auf allen Ebenender politischen <strong>Partizipation</strong> nötig,um adäquate Mitwirkungsmöglichkeitenfür Migrant_innen zu schaffen.Konkret heißt das zum Beispiel,die Integrationsräte angemessen zulegitimieren sowie ihnen Entscheidungskompetenzenund Projektmittelzu geben. Migrant_innen sollennicht nur Alibifunktionen erfüllenoder symbolisch beteiligt werden,sondern ihre Arbeit muss anerkanntwerden. Diese Anerkennung erfolgtzum Teil bereits heutzutage, indemdie Bedeutung der Arbeit <strong>von</strong> Migrant_innen(selbst)organisationenherausgestellt wird. Jedoch schlägtsich diese Herausstellung nicht inGeldmitteln nieder. Besonders im Bereichder finanziellen Unterstützung<strong>von</strong> Organisationen der sozialen Arbeitwerden etablierte (oftmals deutsche)Träger den meisten Migrant_innenorganisationenvorgezogen.<strong>Ein</strong> weiterer Ansatzpunkt ist dieMitgliedschaft <strong>von</strong> Migrant_innenin politischen Parteien, um (inlanger Sicht) als Entscheidungsträger_innenpositive Veränderungsprozessebewirken zu können. Desgleichenkann <strong>durch</strong> eine erhöhtePräsenz sowie Arbeit in den Mediengeschehen, da die Wahrnehmungund Darstellung <strong>von</strong> Migrant_innenihre Beteiligung an politischen Gremienpositiv beeinflussen kann.Dokumentation | <strong>Inklusion</strong> <strong>durch</strong> <strong>Partizipation</strong> | 25