World Café | THEMA 1: Migrant_innen in pol. Parteien, Gewerkschaften, Beiräten und AusschüssenTisch 4: Nurhayat Canpolat(AGARP)Vorstellung der Moderatorin undder AGARP: Nurhayat Canpolat,Geschäftsführerin der AGARP, istDiplom-Sozialpädagogin/Coach-FH.Die AGARP ist der Landesverband<strong>von</strong> 50 kommunalen Beiräten, derenMitglieder die kommunale Integrationspolitikvor Ort mitgestalten.AGARP ist aktiv eingebunden in diefachliche Beratung kommunalerIntegrationskonzepte sowie in vielfältigenlandesweiten Strukturen.Sie vertritt gegenüber Landesregierung,Landtag und Öffentlichkeit dieBelange der zugewanderten Bevölkerungin Rheinland-Pfalz und setztsich für demokratische gesellschaftlicheProzesse ein.Die Moderatorin stellt die MethodeWorld Café sowie die Regeln vor.Danach wird seitens der Moderatorineine kurze <strong>Ein</strong>führung in dasThema vorgenommen. <strong>Ein</strong>e kurzeVorstellungsrunde der „Tischgäste“erfolgt, damit der Austauschunter ihnen, auch nach dieser Arbeitseinheit,geführt werden kann.Runde 1: Welche konkreten Möglichkeitengibt es bezüglich der<strong>Partizipation</strong> <strong>von</strong> Migrant_innen?• Parteien und Gewerkschaftensowie die (kommunale) Verwaltungensollten das Ziel verfolgen,sich (interkulturell) zu öffnen, indem sie z.B. (mehr) Migrant_innenbeschäftigen. Dies hat zu Folge,dass <strong>durch</strong> die Mitarbeiter_innenmit Migrationshintergrundneue, andere Themen und Sichtweisensowie Lösungsansätze indie Unternehmen eingebrachtwerden. Da sie als Vorbilder fungieren,ermutigen sie direkt/indirekt die (jüngeren) Migrant_innen, sich bei Parteien und Gewerkschaftenzu engagieren bzw.sich dort zu bewerben. Die interkulturelleÖffnung dient auch zurBewusstseinsveränderung in deno.g. Organisationen, aber auchinsgesamt in der Gesellschaft,wenn es denn gelebt wird.• Die politische Kommunikationskulturbzw. die Arbeitsweisen inGremien, Ausschüssen sowie inVerbänden sind zu verändern:Weg <strong>von</strong> einer Komm-Struktur,hinzu einer Geh-Struktur. Vertreter_innender Gremien solltenMigrant_innen und Migrant_innenorganisationen(MO) aufsuchenund sie für die Mitarbeitin ihren Verbänden gewinnen.Besuche <strong>von</strong> Politiker_innenbei den MO werden in der Regelals eine Aufwertung und alsein „Ernstgenommen-Werden“aufgefasst. Solche Besuche sindjedoch nicht nur vorzunehmen,wenn Wahlen anstehen.• Gemeinsame Themenfelder wieSenioren-, Schulelternarbeit, Bildungund Schule sind ohne Unterschiede,Herkunft und Sprachein den Vordergrund zu stellen, zubestimmen und zusammen aktivzu bearbeiten. Gemeinsame Interessenund Fähigkeiten sowieKompetenzen sollten dabei <strong>von</strong>Bedeutung sein.• Sprachprobleme und geringeDeutschkenntnisse, werden alsmögliche Hindernisse der <strong>Partizipation</strong>genannt. Da diese mitRückzug verbunden sind, solleine Stärkung des Selbstbewusstseinsder Zugewandertenangestrebt werden.• Durch mehr Aufklärung überRechte und Pflichten, z.B. in denIntegrationskursen, deren Volumenerhöht werden müssten,könne allgemein die <strong>Partizipation</strong>der Migrant_innen erreichtwerden.• <strong>Ein</strong>/e Willkommenspaket bzw.-kultur sollte entwickelt werdenund den Zugewanderten zukommen,um die Teilhabe zu erleichternbzw. zu ermöglichen.• Berührungsängste auf „beidenSeiten“ sind abzubauen. AktivesAufeinanderzugehen ist zu verfolgen.Runde 2: Welche Erfahrungen, positivwie negativ, haben wir konkretgemacht?Positiv:• Projekte wie Stadtteilmütter habensich bewährt.• MO sind offen und bereit zu Kooperation.• Beschäftigungen <strong>von</strong> Migrant_innen in manchen Strukturensind vorhanden und sind auszuweiten,um den Prozess der Öffnungfortzusetzen.• Besuche/Gespräche <strong>von</strong> Parteienvertreter_innenbei/mit MOhaben sich bewährt. Das Interessean Themen, Anliegen undProblemen der Migrant_innenschafft Vertrauen und erhöhtdie Bereitschaft der Migrant_innenzu mehr Mitarbeit und Engagementin den Parteien.• Die Elternarbeit mit Christen undMuslimen ist sehr erfolgreichgewesen. Die Kompetenzen der<strong>Ein</strong>zelnen konnten gut eingesetztwerden. Elternbesuche beiMigrant_innen wurden sehr begrüßtund motivierten diese zurMitarbeit.Negativ:• MO unternehmen viele Anstrengungen,bleiben jedoch meistunter sich und ihre Aktivitätenrichten sich meist an eine bestimmteGruppe.• Bei Sprach- und Integrationskursensollte darauf geachtetwerden, dass eine Ethnie nichtdominiert.Runde 3: Was muss sich ändern,um die Potenziale besser nutzenzu können?• Kommunales Wahlrecht für alleist einzuführen.• Durch <strong>Ein</strong>bürgerungskampagnenkann das Wahlpotenzial derMigrant_innen genutzt werden.• Es ist eine Bewusstseinsverän-26 | Dokumentation | <strong>Inklusion</strong> <strong>durch</strong> <strong>Partizipation</strong>
World Café | THEMA 1: Migrant_innen in pol. Parteien, Gewerkschaften, Beiräten und Ausschüssenderung erforderlich; „die deutscheGesellschaft“ wird zurzeitnicht als Aufnahmegesellschaftdefiniert.• Es muss eine Bereitschaft geben„Macht“ zu teilen, d.h. einen „Teildes Kuchens“ an Mandatsträgerschaftenabzugeben und Führungspositionenden Politiker_innenmit Migrationshintergrundzu überlassen. Bei Wahlen sinddie Migrant_innen auf aussichtsreicheListenplätze aufzunehmen.• Politische Arbeit mit/für Migrant_innen ist auszuweiten.• Die Rolle der Migrationsbeiräteals politische Gremien ist auszubauen.• Die Möglichkeiten der Migrationsbeirätesind zu nutzen.• Gremienbeschlüsse und ihre Umsetzungsind einer Controlling-Instanz zuzuordnen.• Migrant_innen für politisches Engagementgewinnen, dabei sinddie Migrationsbeiräte zu stärken.• Migrant_innen sollten eigeneNetzwerke in politischen Organisationenbilden, um ihre Interessenbesser <strong>durch</strong>setzen zukönnen. Dabei stellt sich die Frage,ob da<strong>durch</strong> „Parallelstrukturen“geschaffen werden, diekontraproduktiv wären.Tisch 5: Nader Mahboubkha(Integrationsbeirat Nordhausen)Runde 1: Welche konkreten Möglichkeitengibt es bezüglich der<strong>Partizipation</strong> <strong>von</strong> Migrant_innen?Die Diskutanten am Thementischformulierten Kritik, Fragen undauch Vorschläge für Verbesserungen,die hier stichpunktartigzusammengefasst sind:• Ehrenamtliche Arbeit wird inDeutschland ausgenutzt.• Politische Gremien sind vorhanden,müssen aber gesetzlichverankert werden; Integrationsbeirätewerden häufig nurals Alibi bestellt, Wahlrecht derausländischen Mitbürger.• Finanzielle Unterstützung ist zuverbessern.• Jugendliche Migrant_innen müssenan Projekten beteiligt werden.• <strong>Ein</strong>e gesetzliche Quote für Beschäftigtemit Migrationshintergrundist erforderlich.• Es gibt ein Überangebot anOrganisationen in der Migrationsarbeit,so dass es einer ArtDachorganisation bedarf, diedie Angebote koordiniert.• Integrationsbeirat: Wie wirdman Integrationsbeirat? WelcheUnterstützung der politischenBildung gibt es?• Gemeinsame Interessen <strong>von</strong> „<strong>Ein</strong>heimischen“und Migrant_innenfinden.Runde 2: Welche Erfahrungen, positivwie negativ, haben wir konkretgemacht?• Es gibt eine gute Zusammenarbeit<strong>von</strong> ausländischen unddeutschen Mitbürger_innen, jedocheine fehlende Unterstützung<strong>von</strong> der Stadt.• Gemeinsame Veranstaltungen:Iranisches und syrisches Neujahrsfest,Feier mit den Student_innen,Elternfest.• Es gibt eine geringe Solidaritätder Migrant_innen untereinander(Beobachtung).• Es besteht eine Notwendigkeitvom eigenen zum gemeinsamenInteresse zu gelangenund daraus politische und gesellschaftlicheForderungen zuformulieren.• Es sind „Verbündete“ unter dendeutschen Mitbürgern zu finden• Informationen und <strong>Ein</strong>ladungensollten in mehreren Sprachenvorhanden sein.• Patenschaften für Neuankömmlinge.• Öffentlichkeitsarbeit müsste verstärktwerden.Runde 3: Was muss sich ändern,um Potenziale nutzen zu können?• Öffnung des Wahlrechts für ausländischeMitbürger.• sich in Parteien einmischen; Rechteeinfordern.• Wohnortwahlrecht für alle Bürger_innen.• doppelte Staatsbürgerschaft.• Mitarbeit in Parteien, NGOs undVereinen fördern.• Förderprogramme in den Parteienfür Nachwuchs mit Migrationshintergrund.• zivilgesellschaftliche Formen derBeteiligung, insbesondere beijungen Menschen.• Begegnungen zwischen ausländischenund deutschen Mitbürger,um Vorurteile abzubauen.Dokumentation | <strong>Inklusion</strong> <strong>durch</strong> <strong>Partizipation</strong> | 27