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Inklusion durch Partizipation: Ein Beitrag von ... - BBE

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AG 6 | <strong>Partizipation</strong> <strong>durch</strong> Kultur und politische BildungKulturbetrieb schaffen und unsereeigenen Produktionen entwickeln,um unsere eigene Sicht aufdie Welt zu vermitteln. KulturelleFreiräume sind gut. Aber Freiräumedürfen nicht zu einer Blaseverkommen. Diese Gefahr besteht,wenn sie sich auf Therapie undFreizeitbeschäftigung beschränken.Oder sie besteht, wenn sie nurdazu dienen soll, eine Klientel <strong>von</strong>den schwierigen gesellschaftlichenVerhältnissen abzuschirmen. Denndie gesellschaftlichen Verhältnissewirken letztendlich wie eine Nadel,die die Blase zum Platzen bringt.Wir haben verschiedene Teambereicheaufgebaut, die <strong>durch</strong> unsereMitarbeiter_innen angeleitet wurden:Ensemble (Schauspiel/Regie/Dramaturgie), Crew (Licht/Ton/Video/Werkstatt), und Festivalbüro(Eventmanagement/Öffentlichkeitsarbeit/Marketingusw.). Die Jugendlichenwurden darauf vorbereitet,so selbstständig wie möglich neueStücke zu entwickeln und Theateraufführungenund Events <strong>durch</strong>zuführen.Wir koordinierten dieArbeit <strong>durch</strong> regelmäßig stattfindendeEnsemble- und Crewtreffen,Festivalplena, Betriebsversammlungenund Produktionsgremien.Auf allen Ebenen waren Jugendlicheund Mitarbeiter_innen gleichermaßenbeteiligt.Emanzipatorische AnsätzeDas Jugendtheater Büro Berlin beruhtauf emanzipatorischen Ansätzenin der Jugendkulturarbeit,politischen Bildung und Berufsorientierung:• Empowerment <strong>durch</strong> Eigenproduktion:Wir simulieren keinenKulturbetrieb, sondern sind einBetrieb, der ein Theater verwaltet,neue Produktionen schafftund ein jährlich stattfindendesbundesweites Theaterfestivalorganisiert, dies alles unter derkünstlerischen, technischen undorganisatorischen Eigenregieder Jugendlichen.• Frame and Freedom: Wir strebenein Jugendtheater an, dassowohl professionell als auchauthentisch ist. Unsere Mitarbeiter_innen– Professionals ausder Berliner Kulturszene – schaffengemeinsam mit den Jugendlicheneinen professionellenRahmen, in dem das Bild <strong>von</strong>den Jugendlichen frei und authentischgemalt werden kann.Immer wieder muss dieserRahmen neu ausgehandelt undumgebaut werden – diese Konfliktegehören zu einer selbstbestimmtenProduktion dazu.• Kollektiv: Wir verstehen uns alsKollektiv, welches die Selbstorganisationder Jugendlichen fördert:pädagogisch, künstlerischund organisatorisch.• Selbstrepräsentation: Durchdie Selbstrepräsentation derJugendlichen auf der Bühne zeigenwir die Bricolage <strong>von</strong> Identitäten,die das wirkliche Lebenin den Großstädten ausmacht– jenseits des allgegenwärtigen„Sarrazynismus“ – und wir verstehenuns als einen Katalysatordieses Bricolage- Prozesses.• Selbstbefreiung: Bertolt Brechtmeinte, das Theater vor allemden Spaß an der Befreiunghervorrufen soll. Wir stimmendem zu. Darüber hinaus denkenwir, dass kulturelle Produktionin Eigenregie den Spaß ander Selbstbefreiung hervorrufenkann.KulturproduktionDas Ergebnis unserer Arbeit warenfünf neue Theaterproduktionen,die ein breites Publikum erreichten.Zwei da<strong>von</strong> wurden nominiertfür den Bundeswettbewerb desTheatertreffen der Jugend 2011und eins da<strong>von</strong> wurde <strong>von</strong> derWettbewerbsjury ausgewählt undausgezeichnet als eine der acht bestenJugendtheaterproduktionen.Unser Stück „Keiner hat mich gefragt“,das <strong>von</strong> einer unserer Jugendlichenproduziert wurde,thematisiert gleichermaßen patriarchaleStrukturen in einer muslimischenFamilie und rassistischeund islamfeindliche Denkstrukturenin der Mehrheitsgesellschaftvom Standpunkt einer gläubigenund nach Selbstbestimmung strebendenMuslima. Das Stück sorgtefür große Aufregung und kontroverseDebatten. Genau das war dasZiel unserer jungen Regisseurin.Alle Stücke wurden nach dem Festivalwiederaufgenommen undwährend einer einmonatigen Spielzeitin unserem eigenen Theaterpräsentiert: Jeden Abend wurdenStücke aufgeführt – komplett unterdem Management der Jugendlichen(Organisation, <strong>Ein</strong>lass, Licht,Ton, Video, Schauspiel).Yalla Yalla Festiwalla! – das selbstorganisiertebundesweite Jugendtheaterfestival<strong>von</strong> und fürJugendliche(n)Mit unseren Teams, Produktionenund unserem selbstverwaltetenBetrieb schafften wir eine Basis,um für unsere Ansätze und unsereArbeit auf einer größeren Bühne zukämpfen: <strong>Ein</strong> Festival in einem derrenommierten Kulturbetriebe Berlins– dem Haus der Kulturen derWelt. Damit wollten wir uns davorbewahren, uns lediglich mit unseremlokalen ‚Standort’ zufriedenzu geben. Wir wollten damit einegemeinsame Plattform schaffen fürandere Jugendkultureinrichtungenund Projekte mit emanzipatorischenAnsätzen.Das erste Festiwalla fand 2011 imHaus der Kulturen der Welt statt,mit 45 Veranstaltungen, da<strong>von</strong> 16Theaterproduktionen, vor gezählten4000 Besucher_innen. Es warso erfolgreich, dass das Festivalauch für 2012 und 2013 <strong>von</strong> der Intendanzdes Hauses gebucht wurde.56 | Dokumentation | <strong>Inklusion</strong> <strong>durch</strong> <strong>Partizipation</strong>

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