<strong>Energieeinsparquote</strong> <strong>und</strong> Weiße <strong>Zertifikate</strong>5 Ausgestaltungsoptionen für die mögliche Einführung einer<strong>Energieeinsparquote</strong> in DeutschlandIm Folgenden werden die Ausgestaltungselemente <strong>und</strong> konzeptionelle Fragen dargestellt,die für eine Einsparquote bedacht werden müssen:• Allokation von Verantwortung an einzelne Akteursgruppen:Wahl des Quotenverpflichteten, der quotenpflichtigen Bemessungsgr<strong>und</strong>lage sowieFestlegung der Quotenhöhe• Bezugsgröße des Einsparziels• Festlegung zulässiger Maßnahmen• Festlegung der Baseline (Ermittlung der Referenz)• Nachweisführung der Einsparungen• Sanktionen <strong>und</strong> Mechanismen zur Flexibilisierung des Marktes• <strong>Institut</strong>ionelle Ausgestaltung <strong>und</strong> Übernahme der KostenDie Optionen werden dabei immer entlang der Frage dargestellt <strong>und</strong> diskutiert, wie eineentsprechende Umsetzung der Einsparquote in Deutschland aussehen könnte.5.1 Festlegung der QuotenhöheDie Höhe des im Rahmen der Einsparquote anvisierten Einsparziels sollte sich einerseitsan den wirtschaftlichen Einsparpotenzialen, andererseits an den langfristigen politischenEinspar- <strong>und</strong> Effizienzzielen orientieren. Die Höhe des Einsparziels sowie derenzeitliche Entwicklung sollte per Rechtsnorm festgelegt werden. Ist das der Quotezugr<strong>und</strong>e liegende Einsparziel zu niedrig angesetzt, besteht die Gefahr, dass nur Business-as-usual-Potenzialeerschlossen werden (Quirion 2006) <strong>und</strong> gegenüber der Referenzsituationkeine Effizienzsteigerung stattfindet. Deshalb sollten nur solche Einsparmaßnahmenangerechnet werden, die über die allgemeine Trendentwicklung hinausgehen(vgl. dazu auch Kapitel 5.7 <strong>und</strong> 5.6).Gr<strong>und</strong>sätzlich können zwei Ansätze für die Festlegung eines Quotenziels differenziertwerden:• Absolutes Einsparziel: Auf nationaler Ebene wird eine feste absolute Einsparmengeangestrebt (z.B. als starre Einsparmenge in Bezug auf eine vorausgegangene Referenzperiode)• Absolutes Verbrauchsziel: Der nationale Endenergieverbrauch wird (im Sinne einesCaps vergleichbar dem Emissionshandel) insgesamt gedeckelt.Den ersten Weg verfolgt die EU Effizienzrichtlinie (vgl. Kapitel 2.4.1), indem sie einenEinsparrichtwert festlegt, der sich auf eine fünfjährige Referenzperiode vor Umsetzungder Richtlinie in den Mitgliedsstaaten bezieht. Selbst bei der Einhaltung des Einsparzielskann die erreichte Energieeinsparung durch anderen Faktoren (Strukturwandel,38
<strong>Energieeinsparquote</strong> <strong>und</strong> Weiße <strong>Zertifikate</strong>Verhaltenseffekte) überkompensiert werden, d.h. der absolute Energieverbrauch einesLandes steigen.Übertragen auf die Einsparquote würde den verpflichteten Akteuren ein quantitativerEinsparwert auferlegt, der sich auf einen Referenzwert in einem Referenzjahr bezieht,z.B. die abgesetzte Endenergiemenge eines Unternehmens in einer vergangenen Referenzperiode.Alternativ lässt sich das Einsparziel in Relation zur Entwicklung eineszweiten (z.B. unternehmensspezifischen) Indikators, wie beispielsweise die Wirtschaftsleistung(kWh/BIP), die verkaufte Energiemenge oder die Anzahl der K<strong>und</strong>en, formulieren.Unabhängig von der Zielbemessung muss in jedem Fall geklärt sein, auf welcheWeise unstete Faktoren wie beispielsweise jährliche Witterungsschwankungen oderÄnderungen in der Bevölkerungsstruktur berücksichtigt werden. Ferner muss bedachtwerden, auf welche Weise der Rebo<strong>und</strong>effekt berücksichtigt wird. 16Bei einer absoluten Deckelung des Endenergieverbrauchs wäre anstelle der Einsparquoteeher ein „Cap and Trade“ System in Anlehnung an den Emissionshandel der geeigneteInstrumentenansatz. Hierbei würden zunächst „Endenergie-Verbrauchsrechte“ nacheinem festgelegten Schlüssel auf eine Gruppe von verpflichteten Akteuren allokiert, diedann in einem zweiten Schritt über die Jahre hinweg sukzessive reduziert werden.5.2 Bezugsgröße des EinsparzielsDas Einsparziel kann beispielsweise in Form eingesparter Endenergie, in Primärenergieeinheiten(Joule, kWh oder tOE) oder als eingesparte Treibhausgasemissionen (z.B.CO 2 -Äquivalenten) erfasst werden. Welche Bezugsgröße hierbei gewählt wird, hängtinsbesondere davon ab, welche Maßnahmen im Rahmen der Einsparquote zulässig sind.Für bzw. gegen die verschiedenen Optionen sprechen folgende Aspekte:• Bezugsgröße Endenergie: Hierfür spricht der enge Bezug zum eigentlichen Ziel desLenkungsinstruments (Energieeinsparung) sowie die einfache Handhabung (geringsterUmrechnungsaufwand). Gegen die Bezugsgröße Endenergie spricht, dass sichMaßnahmen, die sich lediglich in der Primärenergie- bzw. Emissionsbilanz positivauswirken, jedoch keinen Einfluss auf die Endenergiebilanz haben (z.B. Maßahmen,die einen Brennstoffwechsel initiieren, ohne dabei gleichzeitig eine Endenergieeinsparungzu bewirken), keine Beiträge zur Quotenerfüllung beisteuern. Gleichzeitigwerden keine Anreize gesetzt, prioritär möglichst diejenigen Maßnahmen durchzuführen,die den größten positiven Klimaschutzeffekt bewirken.16Verbesserungen im Bereich der Energieeffizienz ziehen in der Regel einen relevanten Rebo<strong>und</strong>effektnach sich: Verbraucher tendieren dazu, das infolge einer Einsparmaßnahme frei gewordene finanzielleBudget in Dinge zu investieren, die ihrerseits wiederum in Energieverbrauch münden, entweder direktdurch erhöhten Komfort (z.B. erhöhte Raumtemperaturen nach einer Dämmmaßnahme) oder indirektdurch vermehrten Energieverbrauch in anderen Bedürfnisfeldern, z.B. in Form vermehrten Reisens.Der Rebo<strong>und</strong>effekt lässt sich in Form von Korrekturfaktoren bei der Festlegung der absoluten Einsparzieleberücksichtigen. Hierzu muss der direkte Rebo<strong>und</strong>effekt ex post abschätzen werden, indemdie rechnerisch ermittelte Einsparung einer Maßnahme mit den real erzielten Einsparungen verglichenwird. Für kleinteilige Standardmaßnahmen lässt sich der durchschnittliche Rebo<strong>und</strong>effekt nur durchStichproben ermitteln.39