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hohen Beschaffungskosten für Rohöl, Überkapazitäten<br />

in den eigenen Raffinerien und einem<br />

stagnierenden Marktumfeld. Die Veba entschloss<br />

sich, ihre wertvollen Anteile an der Ruhrgas an<br />

die BP zu verkaufen im Gegenzug für die vertragliche<br />

Zusicherung langfristiger Rohöllieferungen<br />

durch die BP und die Abgabe von Raffinerieanteilen<br />

an die BP, um so ihre eigenen<br />

Überkapazitäten abzubauen. Die BP betrachtete<br />

ihr Engagement bei der Ruhrgas als passive<br />

Finanzbeteiligung, die zu einem geeigneten<br />

Zeitpunkt auch veräußert werden könnte. Die BP<br />

in Deutschland hatte somit Aktivitäten in der<br />

Erdölverarbeitung und der Petrochemie, dem<br />

Mineralölvertrieb, dem Schmierstoffgeschäft<br />

sowie – indirekt über die Anteile an der Ruhrgas –<br />

im Gasgeschäft.<br />

Die E.ON AG aus Düsseldorf war der Verhand-<br />

lungspartner der BP. Sie entstand erst am 16. Juni<br />

2000 durch die Fusion der beiden deutschen<br />

Mischkonzerne Veba AG, Düsseldorf, und Viag<br />

AG, München. Beide Organisationen hatten eine<br />

lange Vergangenheit als Konzerne, die vom Staat<br />

gegründet wurden und die erst in den 80er-Jahren<br />

nach und nach privatisiert wurden. So gründete<br />

das preußische Reich 1929 die Vereinigte Elektrizitäts-<br />

und Bergwerks-Aktiengesellschaft<br />

(Veba AG) als Holding, in die der preußische Staat<br />

die Preußische Elektrizitäts Aktiengesellschaft<br />

(PreussenElektra), die Preußische Bergwerksund<br />

Hütten-Aktiengesellschaft (Preussag) sowie<br />

seine anderen Bergwerksaktivitäten beispielsweise<br />

im Ruhrgebiet einbrachte. Mit der<br />

PreussenElektra als „Stromtochter“ hatte Veba<br />

eine gesicherte Wettbewerbsposition, da es auf<br />

der Stufe der regionalen Verbundunternehmen<br />

(RWE, PreussenElektra, Bayernwerk, EnBW, VEW,<br />

HEW, BEWAG, VEAG) Gebietsmonopole gab, die<br />

zuverlässig für hohe Renditen sorgten. Der<br />

einzige Nachteil dieser Struktur war, dass diese<br />

eine weitere Expansion aller Stromkonzerne<br />

innerhalb Deutschlands verhinderte. So wuchs<br />

Veba (ebenso wie die Konkurrenten Viag und<br />

RWE) wegen dieser Restriktionen im Strombereich<br />

durch Firmenzukäufe immer mehr in<br />

Bereiche hinein, die nichts mit Strom oder Kohle<br />

zu tun hatten, und entwickelte sich zu einem<br />

diversifizierten Mischkonzern. Entscheidenden<br />

Einfluss auf die weitere Entwicklung der Stromunternehmen<br />

sollte eine Verordnung der EU<br />

haben: Das europäische Parlament verabschiedete<br />

in 1998 die „Richtlinie für den Elektrizitäts-<br />

Binnenmarkt“, die die schrittweise Öffnung der<br />

bis dahin auf nationaler Ebene voneinander<br />

abgeschotteten Strommärkte innerhalb Europas<br />

vorsah. Es entstand mehr Wettbewerb auf nationaler<br />

wie internationaler Ebene, sodass alle<br />

Stromkonzerne ihre bisherigen Strategien überprüften.<br />

Ebenso wie die Veba aus Düsseldorf<br />

stellte sich die 1923 als Vereinigte Industrie-<br />

Unternehmungen Aktiengesellschaft durch das<br />

Deutsche Reich gegründete Viag Ende der 90er-<br />

Jahre als Mischkonzern mit einer Stromtochter<br />

dar, die in Deutschland stark war, international<br />

gesehen aber auf den mittleren Rängen landete.<br />

Auch die übrigen Konzerntöchter waren in ihren<br />

jeweiligen Branchen eher mittelgroße Spieler.<br />

Vergeblich versuchte die Viag im Jahr 1998 eine<br />

Fusion mit der schweizerischen Alusuisse-Lonza,<br />

die aber an unterschiedlichen Einschätzungen<br />

der Wertrelationen beider Unternehmen<br />

scheiterte.<br />

Als Resultat der geänderten Rahmenbedingungen<br />

vor allem im Strombereich entschlossen sich<br />

beide Unternehmen zum Handeln und schlossen<br />

im September 1999 eine Grundsatzvereinbarung<br />

über den Zusammenschluss beider Unternehmen<br />

in der Form eines merger of equals ab. Als<br />

Kernbereiche des neuen Unternehmens E.ON<br />

AG legte der Vorstand die Geschäftsbereiche<br />

Energie (mit Strom und Öl) und Chemie fest;<br />

alle anderen Aktivitäten sollten entweder über<br />

Verkäufe oder Börsengänge nach und nach aus<br />

dem Konzern ausgegliedert werden. Die E.ON<br />

AG erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2000 einen<br />

Umsatz von rund 93,24 Milliarden Euro und ein<br />

Betriebsergebnis von 2,762 Milliarden Euro mit<br />

rund 186.800 Mitarbeitern. 26<br />

26 E.ON AG (2001) – Geschäftsbericht 2000. Düsseldorf.<br />

Umschlagseite<br />

Die Fallstudie | Die beteiligten Unternehmen<br />

| 21

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