BertelsmannStiftung - Synergy Consult
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In diesem Zusammenhang gilt es, einen genaueren<br />
Blick darauf zu werfen, wie eine Integration<br />
aus der unternehmenskulturellen Perspektive<br />
angegangen wird. An erster Stelle steht die Frage:<br />
Ist eine neue, einheitliche Unternehmenskultur<br />
erwünscht? Der eindeutige wirtschaftliche Vorteil,<br />
dass die beiden vorher unabhängigen Unternehmen<br />
miteinander vollkommen verschmelzen,<br />
besteht in der Angleichung von formalen und<br />
informalen Prozessen und Strukturen, die eine<br />
barrierelose und schnelle Abwicklung über<br />
Bereiche und Einheiten hinweg ermöglichen.<br />
Auch die Identifizierung aller Mitarbeiter mit dem<br />
einen Unternehmen kann zu größerer Kohäsion,<br />
Motivation und positiver Außenwirkung führen.<br />
Auf der anderen Seite verzichtet man auf diese<br />
Art und Weise auf die für besondere Märkte,<br />
Kunden oder Produkte herausgebildeten Kompetenzen,<br />
die in der jeweiligen Kultur der vorherigen<br />
Unternehmen verankert waren und eventuell ein<br />
Kaufgrund gewesen sind. Oft sind Marke und<br />
Image eng mit der Identifikation der Mitarbeiter<br />
mit ihrem Hause verbunden und ein Wettbewerbsvorteil.<br />
Sollen diese Besonderheiten abgeschafft<br />
und durch eine als womöglich fremd und unpassend<br />
empfundene Unternehmenskultur ersetzt<br />
werden, bedeutet dies einerseits im gleichen Zuge<br />
einen Verlust des eben geschilderten ökonomischen<br />
Nutzens. Andererseits wird das von den<br />
Angehörigen der übernommenen Unternehmung<br />
als fehlende Wertschätzung, als Missachtung<br />
und Eroberung wahrgenommen und rundweg<br />
abgelehnt. Was dann als gemeinsames Ziel und<br />
gemeinsame Identität gedacht war, schlägt ins<br />
Gegenteil um und fördert Ablehnung und Aufbau<br />
(psychologischer) Grenzen zwischen dem, was<br />
zusammenwachsen soll. In internationalen Übernahmen<br />
steht dabei häufig die nationale oder<br />
ethnische Zugehörigkeit im Vordergrund, sodass<br />
es schnell zu einer Auseinandersetzung zwischen<br />
„den Einheimischen“ und „den Anderen“, seien<br />
es die Japaner, die Briten oder die Franzosen eskaliert.<br />
Vor allem sind dann umso mehr landeskulturelle<br />
Denk- und Verhaltensweisen zu berücksichtigen,<br />
die nur bedingt vom Unternehmen zu<br />
beeinflussen sind. In diesem Falle bietet sich<br />
eine Symbiose an, in der beide Kulturen entsprechend<br />
der Rahmenbedingungen sinnvoll<br />
verknüpft werden, gemeinsam wachsen und<br />
Spielraum für regionale, markt- oder produktspezifische<br />
Besonderheiten lassen.<br />
Eine solche Lösung ist bei der Integration von<br />
Veba Oel und Aral durch die BP gewählt worden.<br />
Die BP stand vor der Herausforderung, deutsche<br />
und britische Unternehmenseinheiten zu einem<br />
neuen hochleistungsfähigen Unternehmen zusammenzuführen,<br />
um sich einerseits neue<br />
Zugänge zu erschließen, andererseits ohne durch<br />
Aufgabe von Marken und Identitäten Märkte zu<br />
verlieren. Die Integration wurde zeitnah zur<br />
formellen Übernahme angestoßen, vor allem<br />
durch eine aktive und offene Kommunikationspolitik<br />
und passgenaue Maßnahmen für die verschiedenen<br />
Zielgruppen. Dabei wurde zugestanden,<br />
dass der Prozess des Zusammenwachsens<br />
keine Sache von Tagen oder Wochen ist, sondern<br />
eine langfristige und dynamische Angelegenheit.<br />
Darauf stellte sich die BP ein und ist nun stolz<br />
darauf, nach einer Zeit, die sicherlich auch durch<br />
Turbulenzen geprägt war, von Erfolgen zu<br />
berichten und Lernerfahrungen weiterzugeben.<br />
Vorwort<br />
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