30.11.2012 Aufrufe

BertelsmannStiftung - Synergy Consult

BertelsmannStiftung - Synergy Consult

BertelsmannStiftung - Synergy Consult

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Veba Oel konnte ihren Anteil seit 1975 auf<br />

56 % des Aktienkapitals erhöhen und musste<br />

sich auch in dieser Höhe an den Investitionen<br />

beteiligen, hatte aber – wie die beiden kleineren<br />

Gesellschafter – nur ein Drittel der Stimmen. Es<br />

erwies sich für die deutsche BP allerdings als<br />

unmöglich, den Mobil-Anteil an Aral herauszulösen<br />

und der deutschen BP zuzuschlagen. Zudem<br />

musste das Joint Venture zwischen BP und<br />

Mobil schon 1998 wieder beendet werden, da<br />

Exxon und Mobil fusionieren wollten und die<br />

EU-Kommission diese Fusion nur unter Auflagen<br />

genehmigte, unter anderem die Auflösung<br />

des Joint Ventures der Mobil mit BP. Das hatte<br />

weitreichende Folgen, da sich die deutsche BP<br />

wieder zurückgeworfen sah in ihrer Strategie,<br />

zu einem großen Spieler innerhalb Deutschlands<br />

zu werden. Sie musste einen neuen Partner finden<br />

oder eine neue Wachstumsstrategie einschlagen.<br />

Zum anderen bedeutete dies, dass sich<br />

die Besitzanteile bei Aral als dem deutschen<br />

Marktführer im Tankstellenbereich ändern würden.<br />

Da Mobil im Zuge der kartellrechtlichen<br />

Auflagen auch seinen Anteil an Aral verkaufen<br />

musste, konnte die Veba AG (die spätere E.ON<br />

AG) 1999 ihren Anteil an Aral durch den Kauf<br />

der Mobil-Anteile beträchtlich aufstocken.<br />

Wintershall als der andere Aktionär von Aral<br />

wurde von der Muttergesellschaft BASF<br />

gedrängt, sich zugunsten von upstream- und<br />

Erdgasaktivitäten aus dem downstream-Geschäft<br />

zurückzuziehen. Auch Wintershall verkaufte<br />

seine Anteile an Veba Oel, die somit zu Beginn<br />

des Jahres 2000 die volle operative Kontrolle<br />

über Aral übernahm. Aral konnte somit durch<br />

die Muttergesellschaft Veba Oel strategisch<br />

gelenkt und mit den anderen Aktivitäten dieses<br />

deutschen Erdölkonzerns verbunden werden.<br />

2) Die Liste möglicher weiterer Kooperationspartner<br />

für die Deutsche BP auf dem deutschen<br />

Markt war kurz. Esso und Shell schieden aus,<br />

weil beide Unternehmen international erfolgreich<br />

agierten, anders als etwa Aral oder DEA<br />

über die gesamte Wertschöpfungskette vertikal<br />

integriert waren und auf dem deutschen Markt<br />

besser positioniert waren als die Deutsche BP.<br />

Die Deutsche BP wäre also bei einer Kooperation<br />

auf dem deutschen Markt mit einem dieser<br />

Wettbewerber der Juniorpartner geworden.<br />

Conoco war als Kaufobjekt oder Kooperationspartner<br />

wegen der Niedrigpreispolitik des<br />

Unternehmens uninteressant; TotalFinaElf als<br />

Kooperationspartner hätte wiederum nicht den<br />

erwünschten Quantensprung gebracht. Aral war<br />

Marktführer, hatte aber zum Zeitpunkt des<br />

Scheiterns des Joint Ventures mit Mobil in 1998<br />

noch eine komplexe Eigentümerstruktur, die<br />

schwer aufzubrechen schien. Als möglichen<br />

Kooperationspartner auf dem deutschen Markt<br />

gab es letztendlich nur DEA als Tochterunternehmen<br />

der RWE AG aus Essen. DEA war eher<br />

ein local player mit wenig internationalen<br />

upstream-Aktivitäten. In Deutschland hatte sie<br />

allerdings am Tankstellenmarkt einen Marktanteil<br />

von rund 11 %. Die Deutsche BP begann<br />

im Januar 1998 Gespräche mit DEA über eine<br />

mögliche Kooperation auf dem deutschen Markt.<br />

Der Deal scheiterte allerdings Mitte 1999 an<br />

einer unterschiedlichen Bewertung der Aktivitäten<br />

beider Gesellschaften, sodass sich die<br />

Deutsche BP wieder auf null zurückgeworfen<br />

fand. DEA allerdings verhandelte im Folgenden<br />

mit der Shell und kommunizierte am 06. Juli<br />

2001, dass beide Unternehmen ein Joint Venture<br />

gründen würden, in das sie ihre Mineralölgeschäfte<br />

(Raffinerien und Tankstellen) einbringen<br />

würden – ganz nach dem Muster der vorher<br />

gescheiterten Verhandlungen zwischen der deutschen<br />

BP und DEA. Dieses neue Tankstellennetz<br />

hatte einen Marktanteil von 24 % auf dem deutschen<br />

Markt. Dieser Deal zwischen Shell und<br />

DEA setzte die Deutsche BP unter einen enormen<br />

Zugzwang, da sich jetzt ihre Position<br />

gegenüber einem weiteren mächtigen Spieler<br />

neben Aral nochmals verschlechtern würde.<br />

Die Fallstudie | Strategischer Hintergrund<br />

| 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!