BertelsmannStiftung - Synergy Consult
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Wenig an dieser Integration entsprach allerdings<br />
den gängigen Schemata einer Integration nach<br />
einer Firmenübernahme. 36 So gab die englische<br />
BP für die Integration von Veba Oel und Aral in<br />
die Deutsche BP das Motto „best of both“ heraus<br />
– von beiden Unternehmen sollte das Beste<br />
übernommen werden, „anstatt Veba Oel und<br />
Aral einfach in eine BP-Schablone zu pressen.“ 37<br />
Entscheidungen über Stellenbesetzungen, Verfahren<br />
oder Markenauftritt sollten immer erst<br />
nach einer sorgfältigen Analyse beider Unternehmen<br />
getroffen werden. So übernahm beispielsweise<br />
BP in Deutschland zwar die Marke<br />
Aral; nach einer gründlichen Analyse wurde<br />
aber die Entscheidung getroffen, das Shop-<br />
Konzept Pananino von Aral nicht weiterzuführen<br />
und stattdessen das Shop-Konzept Petit Bistro<br />
der deutschen BP zu übernehmen.<br />
Erstaunlich war mit Sicherheit, dass der ehemalige<br />
Vorstandsvorsitzende des übernommenen<br />
Unternehmens Veba Oel, Wilhelm Bonse-Geuking,<br />
zum Vorstandsvorsitzenden der „neuen“ deutschen<br />
BP berufen wurde. Somit wurde der<br />
Vorstandsvorsitzende des an Mitarbeitern und<br />
Umsatz größeren, aber zugekauften Unternehmens<br />
für die gesamte „neue“ Deutsche BP zuständig.<br />
Dr. Uwe Franke, bisheriger Vorstandsvorsitzender<br />
der deutschen BP, wurde zum stellvertretenden<br />
Vorstandsvorsitzenden bestellt und<br />
gleichzeitig zum Business Unit-Leiter des Retail-<br />
Geschäftes in Deutschland und damit Chef des<br />
wichtigsten assets – von Aral. Er steuerte den<br />
komplexen und sensiblen Integrationsprozess<br />
bei Aral, der unter anderem auch das rebranding<br />
der Tankstellen der BP beinhaltete. Alle beteiligten<br />
deutschen Unternehmen – Veba Oel und<br />
Aral inklusive der deutschen BP – hatten bei<br />
dieser Neustrukturierung sowohl „Gewinne“ als<br />
auch „Verluste“ zu verzeichnen.<br />
So verlor die Veba Oel ihren Markennamen, den<br />
eigenständigen Außenauftritt sowie ihre vorherige<br />
relative Autonomie als Öltochter der Veba,<br />
stellte aber die meisten Mitarbeiter und besetzte<br />
mit dem Vorstandsvorsitzenden der neuen Organisation<br />
eine Schlüsselposition. Zudem sollten<br />
viele Arbeitsplätze von Hamburg in das Ruhrgebiet<br />
verlagert werden. 38 Aral andererseits<br />
konnte zwar den wertvollen Markennamen behalten,<br />
musste sich aber einem neuen starken<br />
Eigentümer beugen und bei vielen Arbeitsprozessen<br />
die BP-Standards anwenden. Zudem kam<br />
der neue Vorstandsvorsitzende von der deutschen<br />
BP. Bei der deutschen BP war es auch nicht eindeutig,<br />
ob sie zu den Akquisitionsgewinnern<br />
gehörte, da sie zwar ihre Prozesse behielt und<br />
durch die Akquisition ihre Bedeutung innerhalb<br />
der BP drastisch anwuchs (sie stellte nach der<br />
Akquisition mit über 11.000 Mitarbeitern rund<br />
10 % aller BP-Mitarbeiter weltweit), andererseits<br />
aber ein neuer Vorstandsvorsitzender kam und<br />
Aktivitäten ins Ruhrgebiet verlagert wurden. So<br />
entstand ein großer Druck auf alle Beteiligten,<br />
die Integration gemeinsam erfolgreich zu gestalten.<br />
Der Fokus der folgenden Integration lag bei<br />
den Gesellschaften, die der deutschen BP zu 100 %<br />
gehörten; das Ruhr Oel Joint Venture mit der<br />
venezolanischen PdVSA im Raffineriebereich<br />
blieb im ersten Schritt außen vor.<br />
36 Zu einem klassischen Ansatz vgl. etwa Ashkenas,<br />
Ronald N., DeMonaco, Lawrence J. & Francis, Suzanne C.<br />
(1998) – Making the Deal Real: How GE Capital<br />
Integrates Acqusitions. In Harvard Business Review<br />
1/2 1998. S. 5 ff. oder Grube, Rüdiger & Töpfer, Armin<br />
(2002) – Post Merger Integration, Erfolgsfaktoren für<br />
das Zusammenwachsen von Unternehmen. Stuttgart<br />
37 Deutsche BP AG (2003) – BP in Deutschland 2002.<br />
Bochum. S. 46<br />
38 Hamburg blieb juristischer Sitz der deutschen BP AG<br />
Die Fallstudie | Strategische Integration<br />
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