41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics
41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics
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Versiegen der Quelle zeitgleich auf. Oder<br />
waren doch natürliche Gründe dafür<br />
verantwortlich? Ortsvorsteher Volker Mackert<br />
belegte, dass der eklatante Wasserverlust<br />
wohl natürliche Gründe hat, mit<br />
umfangreichem Datenmaterial der Stadt<br />
Buchen zur Götzinger Nächstquelle, die<br />
ebenso wie die Morrequelle eine Karstquelle<br />
ist. Geologisch bestätigt ist auch, dass<br />
Karstquellen in langen Trockenperioden<br />
versiegen und solch eine Periode im Jahre<br />
2008 aufgetreten ist. War die Quellschüttung<br />
der Nächstquelle in den Jahren von 1982 bis<br />
1996 bei durchschnittlich 55 Liter/Sekunde,<br />
so ging die Schüttung von 20 Liter im Januar<br />
2008 auf unter 6 Liter im November 2008<br />
zurück. In den letzten fünf Jahrzehnten<br />
wurden solche Werte und noch dazu über so<br />
eine lange Dauer nicht beobachtet, so Dr.<br />
Wolfgang Hauck, der Beigeordnete der Stadt<br />
Buchen. Überträgt man diese Werte auch auf<br />
die Morrequelle, dann wird deutlich, dass<br />
man keine äußeren Einflüsse für die geringe<br />
Wassermenge und das zwischenzeitliche<br />
Versiegen der Morrequelle verantwortlich<br />
machen kann, sondern dass es sich um eine<br />
natürliche Entwicklung handelt. Und<br />
dennoch: diese Entwicklung ist zu bedauern<br />
und so bleibt die Hoffnung, dass im Frühjahr<br />
<strong>2010</strong> wieder mehr Wasser der Quelle<br />
entspringt. Eine frühzeitige Stellungsnahme<br />
seitens des Rathauses - die Zahlen lagen ja<br />
vor - hätten so schneller für „Wasserfrieden“<br />
in Hettje gesorgt; so aber konnte spekuliert<br />
und verdächtigt werden.<br />
Wir lieben die Menschen,<br />
die frisch heraussagen, was sie denken –<br />
falls sie das gleiche denken wir wir .<br />
Neue Dolinen auf Hettemer Gemarkung<br />
15 neue Erdeinbrüche im Karstgebiet<br />
festgestellt.<br />
Im Februar 2009 fielen den vielen Wanderern<br />
und Erholungssuchenden bei schönstem<br />
<strong>41.</strong> <strong>Hettinger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2010</strong><br />
Mark Twain<br />
Wetter und geschlossener Schneedecke<br />
mitten im Acker kleinere schneefreie Flächen<br />
auf, die sich bei genauerer Betrachtung der<br />
Einbruchstellen als Dolinen erwiesen. In den<br />
Flurgewannen Wassergrube, Pfauacker,<br />
Zeilgrube, Unterer Rehgrund und<br />
Sallenbusch, die eingebettet zwischen den<br />
Gemeindewäldern „Breitenloh–Hägenich“<br />
und „Großer Wald“ liegen, gibt es extrem<br />
viele Dolinenfelder. Diese trichterförmigen<br />
Vertiefungen entstehen in Karstgebieten,<br />
deren Bodenbeschaffenheit in der<br />
Gesamtheit hauptsächlich aus durchlässigen,<br />
wasserlöslichen Gesteinen besteht, besonders<br />
aus Kalkstein und Gips. Von den zweierlei<br />
Dolinenarten der Lösungs- und<br />
Einsturzdolinen gehören die <strong>Hettinger</strong> zu der<br />
zweiten Kategorie. Einsturzdolinen entstehen<br />
durch unterirdische Hohlräume, deren Decke<br />
brüchig geworden ist und das Erdreich meist<br />
kreisrund in die Tiefe absinken lässt. Dabei<br />
entstehen dann die Erdlöcher in den<br />
unterschiedlichsten Größen: von Tellergröße<br />
bis mehrere Meter im Durchmesser. Diesen<br />
Winter stellte man bis zu 15 neue<br />
Dolineneinbrüche in diesem Gebiet in<br />
Hettingen fest. Ein weiteres Kuriosum und<br />
eine besondere Art dieses Karstgebiete zeigt<br />
sich daran, dass das Oberflächenwasser<br />
seinen Weg in Richtung Main nimmt,<br />
während das Grundwasser der tieferen<br />
Erdschichten in Richtung Neckar eilt. Der<br />
Großteil der <strong>Hettinger</strong> Dolinen wurde bei der<br />
Flurbereinigung Mitte der 1960er Jahre<br />
aufgefüllt. Es galt, große Äcker zu schaffen,<br />
die ohne Baumbestand und auch ohne diese<br />
Dolinen sind. Manch tote Kuh, manch<br />
ausgedientes Fahrzeug, Möbelteil jeglicher<br />
Größe, Haus- und Renovierungsabfälle<br />
wurden auch gerne so äußerst günstig<br />
entsorgt. Einzig und allein die Walddolinen im<br />
„Hägenich“ und „Sallebusch“ blieben<br />
erhalten, die als Geotop der besonderen Art<br />
gelten. Im Jahre 2005 wurde dort sogar ein<br />
Dolinenwanderpfad angelegt. Der <strong>Hettinger</strong><br />
Dolinenpfad in seiner Einmaligkeit im<br />
Stadtgebiet Buchen sowie auch der näheren<br />
Umgebung ist allemal ein Besuch wert.