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41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics

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konnten die restlichen Arbeiten 1969<br />

abgeschlossen werden<br />

><br />

Das Kleinkastell „Hönehaus“<br />

Das Kleinkastell „Hönehaus“ wurde 1969<br />

freigelegt. Was war es, wozu diente es?<br />

In dem Buch von Andreas Thiel „Wege am<br />

Limes - 55 Ausflüge in die Römerzeit" konnte<br />

ich Folgendes für meinen Beitrag<br />

herausfinden. Er beschreibt unser<br />

Römerkastell sehr gut und - was auch wichtig<br />

ist - er ordnet es ortsgenau Hettingen zu und<br />

nicht Walldürn oder Altheim oder der Stadt<br />

Buchen, wie anderswo schon geschehen.<br />

Thiel schreibt: Das kleine Römerkastell auf<br />

dem Rehberg wurde vom römischen Militär<br />

zur besseren Überwachung dieses<br />

Limesabschnittes gebaut. Die volkstümliche<br />

Bezeichnung Hönehaus stammt aus einer Zeit,<br />

als die 1 m breite, steinerne Wehrmauer noch<br />

Erstaunen unter der Bevölkerung in dieser<br />

Umgebung auslöste, die selbst in hölzernen<br />

Häusern lebte. Der moderne Besucher erfreut<br />

sich dagegen eher an der idyllischen Lage des<br />

Platzes auf einem leichten Geländerücken im<br />

lichten Laubwald. Auf der gegenüberliegenden<br />

Seite befindet sich das <strong>Hettinger</strong> Forsthaus.<br />

Auch heute liegt das Kastell noch sehr<br />

abgeschieden, doch die hier in römischer Zeit<br />

stationierten Auxiliare dürften sich regelgerecht<br />

einsam gefühlt haben. Vermutlich leisteten hier<br />

nicht mehr als maximal 20 Soldaten des<br />

Numerus Britonum Dienst, die turnusmäßig<br />

aus dem gut 4 km entfernten Walldürn<br />

abkommandiert wurden. Die Numeri /<br />

Truppenverbände, die hier entlang am Limes<br />

stationiert waren, kamen mit dem<br />

unübersichtlichen Gelände am Rande des<br />

Odenwaldes besser zurecht als reguläre<br />

Kohorten. Auf ihren Schultern ruhte auch der<br />

eigentliche Grenzdienst, wie die<br />

Überwachung der Limeslinie oder Patrouillen<br />

im Vorfeld. Nur 1,5 km vom Kleinkastell<br />

Hönehaus entfernt endete die aus Süden von<br />

Welzheim kommende Limesgerade. Der<br />

Fluchtpunkt für die Vermessung dieser Strecke<br />

dürfte jedoch eher auf der Höhe des Rehbergs<br />

gelegen haben, da das tatsächliche Ende der<br />

<strong>41.</strong> <strong>Hettinger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2010</strong><br />

Ende der Linie topographisch wenig auffällig in<br />

einer Geländesenke liegt. Vom Hönehaus aus<br />

besteht hingegen gute Fernsicht nach Süden<br />

und nach Norden in Richtung Walldürn. Es<br />

verwundert daher, dass an dieser Stelle kein<br />

Wachtturm bekannt ist; vermutlich ist er durch<br />

den Bau der Straße unerkannt zerstört worden.<br />

Der Grund für die Errichtung des Kastells war<br />

vielmehr ein nahe gelegener Grenzübergang,<br />

und die hier stationierten Soldaten<br />

kontrollierten den Verkehr mit den jenseits des<br />

Limes ansässigen Germanen. Das annähernd<br />

quadratische Kleinkastell (47 x 41) liegt knapp<br />

80 m vom Limesverlauf entfernt. Es besitzt<br />

keinen umlaufenden Wehrgraben. Von den<br />

Kastellmauern sind die konservierten<br />

Fundamente sichtbar. Sie waren teilweise als<br />

Fischgrätenmauerwerk ausgeführt. Die<br />

Kastellecken sind abgerundet, zwei einfache,<br />

gegenüber angeordnete Tore ermöglichten<br />

den Zugang. So verlief der Weg an den<br />

Pfahlgraben direkt durch das Kastell. Bei den<br />

Ausgrabungen durch die<br />

Reichslimeskommission konnten Brandspuren<br />

und Reste von Baracken beiderseits dieser<br />

zentralen Torgasse festgestellt werden.<br />

Vermutlich entsprach die Anordnung der<br />

Innengebäude dem gängigen Bautyp mit zwei<br />

gegenüberliegenden Kasernenbauten in<br />

Fachwerktechnik, deren Rückseiten direkt an<br />

die Kastellmauer angeschlossen waren. Falls es<br />

einen Wehrgang gab, so muss dieser auf den<br />

Dächern der Baracken verlaufen sein. Das<br />

Kastell dürfte erst ab dem Beginn des 3. Jh.<br />

und bis zum Ende des Limes belegt gewesen<br />

sein; vermutlich wurde es mindestens einmal<br />

umgebaut. „Aus der Dürftigkeit und<br />

Flüchtigkeit der Anlage schließt der<br />

Streckenkommissar, dass das Kastell in der<br />

späteren Zeit in hastiger Eile errichtet worden<br />

und nicht lange in römischem Besitz geblieben<br />

sei“. Die Brandspuren machen die Aufgabe<br />

der Das Anlage Hönehaus nach hatte einem vermutlich Schadensfeuer einen<br />

wahrscheinlich.<br />

Vorgänger in einem weiteren Kleinkastell, das<br />

rund 350 m nordwestlich in einer Kurve der<br />

Altheimer Straße lag. Diese Anlage ist wenig<br />

erforscht und bestand offenbar nur kurze Zeit.<br />

Heute sind von diesem zweiten Kastell, das<br />

direkt östlich der modernen Straße liegt, keine<br />

Spuren mehr sichtbar.

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