41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics
41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics
41. Hettinger Heimatbrief 2010 - Protendics
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Höpfingen geheiratet? Man weiß es nicht.<br />
Vielleicht weil die Entfernung zur<br />
Zentralregierung recht weit war und man es<br />
nicht so genau mit den Vorschriften hielt.<br />
Oder Pfarrer Fuchslacher wollte mit der<br />
Durchführung der eigentlich unerlaubten<br />
Hochzeiten etwas hinzu verdienen für die<br />
neue Kirche, die im selben Jahre 1764<br />
fertiggestellt wurde. Wahrscheinlich gingen<br />
Werber von Ort zu Ort verteilten Handzettel,<br />
auf denen für freie Überfahrt, kostenloses<br />
Land usw. geworben wurde. Die Reise führte<br />
tatsächlich nicht nach Nordamerika, sondern<br />
nach Französisch Guyana in Südamerika.<br />
Doch die meisten kamen nie nach Guyana.<br />
Die meisten Untertanen aus dem Hochstift<br />
Würzburg, wie auch zig Tausende andere<br />
Auswanderer, erteilte nicht das Schicksal der<br />
ersten nach Guyana Ausgewanderten, die<br />
fast alle Opfer wurden von Krankheiten<br />
(Ruhr, Gelbfieber, Typhus und Malaria), oder<br />
an den hygienischen Verhältnissen<br />
scheiterten. Auch erhielt man nicht das<br />
versprochene Land. Kompetenzstreitigkeiten<br />
vor Ort kamen noch dazu. Frankreich konnte<br />
nun niemand mehr aufnehmen. Tausende<br />
aber waren noch zu Fuß unterwegs nach<br />
Rochefort/Frankreich, doch man lies keine<br />
„Neusiedler“ mehr über die Grenze, sodass<br />
viele abgewiesene Familien bald die Straßen<br />
Mitteleuropas auf der Suche nach besseren<br />
Glück bevölkerten. Bereits Ende März kamen<br />
die ersten Rückkehrer vom Rhein in das<br />
Hochstift zurück. Diese waren natürlich nicht<br />
mehr gern gesehen und man versuchte mit<br />
allen Mitteln, die Wiederaufnahme in die<br />
Gemeinde zu verweigern, indem man sie<br />
auswies oder gar ins Arbeitshaus sperrte.<br />
Denn es verdienet keiner von den<br />
Abgezogenen Euer Hochfürstliche Gnad und<br />
Barmherzigkeit. So die Meinung der<br />
Gemeinden hier im Umkreis. Wer von den<br />
Untertanen nicht den Rhein entlang nach<br />
Rotterdam oder über Hamburg und Lübeck<br />
nach Russland zog, wandte sich nach<br />
Ablehnung seines Wiederaufnahmegesuches<br />
über Wien nach Ungarn. Das Schicksal der<br />
vielen Auswanderer verliert sich allerdings<br />
<strong>41.</strong> <strong>Hettinger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2010</strong><br />
hier. Über die meisten, auch die Heddemer<br />
Frischvermählten, ist nichts bekannt.<br />
Der Heimatverein Hettingen dankt Adalbert<br />
Hauck, 1. Vorsitzender, für seine Recherchen,<br />
die hier nur auszugsweise wiedergegeben<br />
wurden.<br />
(mehr:http://www.adalbert-hauck.de/auswan1.htm)<br />
_______________________________<br />
Vor 150 Jahren (1849)<br />
Nach dem Scheitern der<br />
Nationalversammlung, der Ablehnung der<br />
Reichsverfassung in Baden und nach der<br />
gewaltsamen Auflösung des<br />
"Rumpfparlaments" in Stuttgart im Juni erfasst<br />
die badische Revolution das ganze Land.<br />
Träger der Revolution sind die Volksvereine<br />
und das Militär. Großherzog Leopold flieht<br />
ins französische Elsass und ruft die Preußen<br />
zu Hilfe, die mit starkem Truppeneinsatz das<br />
badische Volksheer besiegen. Im Juli 1849<br />
muss sich Rastatt, letzte Bastion der<br />
Volksbewegung, den preußischen Truppen<br />
ergeben. Die Revolution ist gescheitert. Viele<br />
Tausende werden hingerichtet oder müssen<br />
emigrieren. In Buchen existiert 1849 ein Volksverein mit<br />
200 Mitgliedern (der Müller Bleß, Ignatz<br />
Dörr, Alois Heilig, Jakob Hemberger, Valentin<br />
Herkert, Prinzkarlwirt/Kronenwirt A. Herth als<br />
Vorstand, Dr. Reidel, Maier Rosenfeld, Franz<br />
Schäfer, der Oberlehrer Karl Söhner)<br />
zu Karl Söhner:<br />
Er ist 1840 Lehrer in Hollerbach. Von 1838<br />
bis 1846 leitet er als Oberlehrer die Schule in<br />
Erfeld, bevor er nach Gamburg geht<br />
Während der Revolution von 1849 ist er<br />
Civilkommissär und wird am 03.06.1849 für<br />
den 19. Wahlbezirk in die Konstituierende<br />
Landesversammlung gewählt. Im Anschluß an<br />
die Bauernunruhen in Mudau flieht Söhner<br />
und wandert dann nach Amerika aus. In<br />
Indianapolis lehrt er nach 1850 Sprachen und<br />
Musik und handelt mit Musikinstrumenten<br />
und Noten.<br />
Sein Bruder Adam ist 1836 als Lehrer in<br />
Unterneudorf tätig und bewirbt sich auf die<br />
Stelle des Erfelder Hauptlehrer. 1848 ist er