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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>mokratie und Pazifismus sind unmöglich.“ Er redet weiter und weiter.„Um dieses Ziel zu erreichen, erstrebe ich die gesamte politische Macht.Ich setze mir die Fr<strong>ist</strong> von 6-8 <strong>Jahr</strong>en, um den Marxismus vollständig zuvernichten. Dann wird das Heer fähig sein, eine aktive Außenpolitik zuführen, und das Ziel der Ausweitung des Lebensraumes des deutschenVolkes wird auch mit bewaffneter Hand erreicht werden. <strong>Das</strong> Ziel würdewahrscheinlich der Osten sei. Doch eine Germanisierung der Bevölkerungdes annektierten bzw. eroberten Landes <strong>ist</strong> nicht möglich. Mankann nur Boden germanisieren. Man muss wie Polen und Frankreichnach dem Kriege rücksichtslos einige Millionen Menschen ausweisen.“ 33Der Kanzler spricht zweieinhalb Stunden zu den Gästen dieses Dinners.Adolf Hitler sagt später, er habe das Gefühl gehabt, „gegen eine Wand zureden“ 34 . Generalmajor von Brauchitsch kommentiert dann nach demVortrag: „Na, der wird sich noch wundern in seinem Leben“ 35 . OberstFromm, der Chef des Wehrmachtamts, sagt zu Generalleutnant Freiherrvon Fritsch, „dass die maßlosen Vorhaben an der Härte der Tatsachenscheitern und auf ein nüchternes Maß zurückgeführt“ 36 werden würden.Sein Wort in Gottes Ohr. General Ludwig Beck sagt später, er habe denInhalt dieser Rede „sofort wieder vergessen“ 37 .Die Männer möchten ihren Ohren nicht trauen. Der Gefreite <strong>hat</strong> gesagt,Exportmöglichkeiten müssten erkämpft werden. Neuer Lebensraum imOsten müsste erobert werden und rücksichtslos? <strong>Das</strong> Ziel würde wahrscheinlichder Osten sein. Oder auch der Westen? In den Gesichtern <strong>ist</strong>Ratlosigkeit. Der <strong>neue</strong> Kanzler <strong>hat</strong> lange geredet. Der große Krieg liegtnur fünfzehn <strong>Jahr</strong>e zurück. Vor kurzem erst wurden die Reparationenausgesetzt – Deutschland konnte sie ja nicht bezahlen. Und fast jedesandere Land rundherum in Europa <strong>ist</strong> besser gerüstet. Was geht in denKöpfen <strong>vor</strong> sich? Was will der Kleine? Weiß er, was er da sagt? Wenn erFehler macht, dann sind schließlich wir noch da! Oder denken auch sie:Lange macht er nicht, dann haben er und seine Leute abgewirtschaftet!Auf jeden Fall denken das viele Leute überall hier im Reich. Am Samstag33 Enzensberger, S. 120f.34 Ebd., S. 11435 Schultze-Rhonhof, S. 32036 Ebd., S. 320f.37 Enzensberger, S. 11414

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