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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>auch bei ihnen geklärt, was in Zukunft am Sonntag von den Kanzeln ausverkündet werden wird. Die Barmer Erklärung war auch nicht das ersteWort aus der Kirche gegen die Versuche, die Autorität der Kirche für dieeine oder die andere Ideologie auszunutzen. Schon Anfang Januar lief inHamburg das „Altonaer Bekenntnis“ durch die Druckmaschinen im Verlagshausvon Hinrich Springer, dem Vater eines Axel Springer*, 20. <strong>Es</strong>waren Worte von 21 evangelischen Pastoren aus dem Hamburger Stadtteil,die zum ersten Dokument der Bekennenden Kirche, wie sie sichbald nennt, werden. Am 11. Januar war dieses Bekenntnis dann verlesenworden in der Hauptkirche zu Altona, die klein Axels Taufkirche war. 131Der 1. Juni bringt hier eine h<strong>ist</strong>orische Neuerung. Zum ersten Mal wirdein Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit verabschiedet. Am 21.September folgt das zweite Gesetz mit demselben Ziel. Damit wird die sogenannte Arbeitsschlacht eröffnet 132 . Man kann sich <strong>vor</strong>stellen, welcheWirkung solche sozialpolitischen Maßnahmen auf Millionen von Leutenhaben, deren Familien seit <strong>Jahr</strong>en unter der Wirtschaftskrise und derverbreiteten Arbeitslosigkeit leiden. <strong>Das</strong> dürfte neben der Angst <strong>vor</strong> demTerror der SA ein anderer Grund sein, warum sich jetzt viele Mitgliederder KPD und der SPD dazu entschließen, der NSDAP oder einer ihrerUntergliederungen beizutreten, nachdem der Reichstag am 28. Mai dasVermögen der KPD beschlagnahmen ließ mit der Begründung, dass diePartei „als in der Gesamtheit dem Hochverrat dienend“ anzusehen sei,und am 22. Juni auch das Verbot der SPD beschloss. So ein Gesetz <strong>hat</strong>teweder die eine noch die andere Partei durchgesetzt. Auch die Mandateder SPD gelten als erloschen und die Propaganda für diese Partei wirdverboten. 133 Und was <strong>ist</strong> mit dem Rest der Bevölkerung? Gisevius sieht,wie leicht die bürgerlichen Gemüter in seiner Umgebung zu beruhigensind, indem Hitler von „bedauerlichen Missgriffen“ 134 redet, die eben im„Übereifer für die nationalsozial<strong>ist</strong>ische Revolution“ passieren. Er hörtauch, wie immer wieder „eine alsbaldige Kaltstellung des Radikalismusangekündigt“ wird. Gisevius meint, Hitlers Le<strong>ist</strong>ung im Sommer <strong>1933</strong> <strong>ist</strong>es <strong>vor</strong> allem, zu verzögern, bis er irgendwann Erfolge <strong>vor</strong>weisen kann, sodass sich „die Schockwirkung der Revolution . . . eine beachtliche Zeit“131Axel Springer, Von Berlin aus gesehen. Zeugnisse eines engagierten Deutschen, S. 231132<strong>Das</strong> Deutsche Reich I, S. 106133Ebd., S. 106134Gisevius I, S. 14849

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