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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>men in ein reich besticktes Paragraphenmäntelchen zu hüllen, einigtman sich mit der Zeit auf Arbeitsteilung: die <strong>neue</strong>n Behördenchefs praktizierendie Gesetzlosigkeit, und die pflichtgetreuen Beamten legalisierendie Gewalt.“ 136Die Zentrumspartei, die Deutsche Volkspartei, der Jungdeutsche Ordenund die Bayerische Volkspartei lösen sich am 5. Juli selbst auf, be<strong>vor</strong> derReichstag am 14. Juli ein Gesetz gegen die Neubildung von Parteien beschließt.Die Min<strong>ist</strong>er, die nicht der richtigen Partei angehören, stehenplötzlich ohne ihr Parteibuch und obendrein ohne Parteimitglieder da.Jetzt können sie gerne wollen wollen, was sie wollen – keiner wird siedabei unterstützen können. Doch zum Verlassen der Regierung könnensie sich nicht entschließen. Was soll denn werden, wenn Hitlers Männerabsolut allein regieren dürfen? Einen Tag später folgt ein Gesetz, das derReichsregierung die Möglichkeit gibt, das deutsche Volk zu befragen, obes einer beabsichtigten Maßnahme zustimmt oder nicht. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> sicherlichauch ein feines Abstimmen, wenn viele der Mitdenkenden das Land ausdem einen oder dem anderen Grund bereits verlassen haben, wenn dieanderen eingesperrt sind, und wenn dem Rest der Mund verboten wird.Wie geht die freiwillige Auflösung der großen und kleinen Parteien undder Vereine ganz praktisch <strong>vor</strong> sich? „Man braucht die SA nicht einmalaufzusuchen, sie kommt ganz von selber und handelt nach der Regel,dass der Abschied von altvertrauten Büroräumen leichter fällt, wenn dieSchemel zerbrochen an der Wand liegen und aus den Akten ein Freudenfeuerangezündet wird, während der Hauswirt die Schadenersatzrechnungpräsentiert. Selbst hartgesottene Individual<strong>ist</strong>en halten es daherfür besser, beizeiten nachzugeben. Wenn sie dann einander begegnen,schimpfen sie wohl auf die Gesinnungslumpen um sich herum, siezwinkern sich auch gegenseitig zu, sie selber brächten dergleichen Opferselbstverständlich nur zur Tarnung. Aber was tut’s? Mit der Zeit gewöhnensich bewährteste Reaktionäre ebenso wie Rotfront<strong>ist</strong>en an die brauneFarbe, und keinerlei noch so verbräunte reservatio mentalis ändertetwas am äußeren Sieg der Bewegung. Was gegnerisch <strong>ist</strong>, verschwindetvon der Bildfläche. Die großen Parteien fallen, Gewerkschaften und Unternehmerverbändewerden beseitigt, sämtliche Logen, die me<strong>ist</strong>en Vereineund Bünde hören auf zu bestehen, kurzum, auf der ganzen Liniewird tabula rasa gemacht. Wir dürfen hinter diesem gewaltmäßigen136Gisevius I, S. 13251

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