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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>kratie, in der kraft Mandat das Volk autoritär regiert wird“. Dr. Schmidtschaut sich um und sieht „ungläubige Skepsis“ und „manches ironischeLächeln“. Auf Zustimmung treffen hingegen seine Worte gegen denKommunismus: „Wem die Methoden, mit denen wir dem bolschew<strong>ist</strong>ischenAnsturm begegneten, zu hart erscheinen, der möge sich <strong>vor</strong> Augenhalten, was geschehen wäre, wenn es umgekehrt gekommen wäre.“ 156Auch hier steht nicht der herumwütende Zwerg, wie man ihn von derLeinwand kennt, sondern ein Herr im Anzug mit einer ruhigen Stimme.Schmidt konstatiert, wie ihn die Pressevertreter nachdenklich anblickenund dass einige Engländer und Amerikaner auch zustimmend nicken.Dr. Goebbels kommt auch auf Behandlung der Juden zu sprechen: „Ichstehe nicht an, offen zuzugeben, dass im Verlauf der nationalen Revolutiongelegentlich Übergriffe seitens unkontrollierbarer Elemente geschehensind.“ 157 Schmidt merkt süffisant an, wie eifrig die Worte des großenMe<strong>ist</strong>ers notiert werden, und dass natürlich diese Worte „am nächstenTage in vielen Auslandszeitungen in großer Aufmachung“ 158 erscheinen,dass jedoch der nächste Satz, den er in dieser Angelegenheit sagt, „überalletwas verschämt weggelassen“ wird. Darin formuliert der Me<strong>ist</strong>er derAufklärung: „Unverständlich aber scheint es uns, dass sich das Auslandweigert, den von Deutschland abwandernden jüdischen Überschuss aufzunehmen.“159Dr. Schmidt steht neben dem Herrn Min<strong>ist</strong>er, übersetzt und beobachtetdie Zuhörerschaft in der feinen Halle. Goebbels redet und Schmidt übersetztnoch eine ganze Weile weiter. Wie der Kanzler spricht der Min<strong>ist</strong>ervon der Sehnsucht des deutschen Volkes nach Frieden. Wohl oder übelräumt der Dolmetscher ein, dass die Art und Weise, wie der Min<strong>ist</strong>er Dr.Goebbels formuliert und wie er sich gibt an diesem Nachmittag hier inGenf, die Vertreter der Presse aus aller Welt trotz aller Vorbehalte gegendas Regime, das er vertritt, sehr beeindruckt. „Genau so wie die Politikerwaren auch sie wohl überrascht, dass der maßlose Demagoge, als den sieGoebbels aus seinen Äußerungen kannten, nun in einer so zivilisierten156Schmidt, S. 279157Ebd., S. 279f.158Ebd., S. 280159Ebd., S. 28062

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