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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>le zu schreiben. O nein, jetzt durfte er selber Vernehmungen diktieren,er selber durfte den Untersuchungsrichter spielen, wenigstens durfte ersich in das Verhör einmischen, wenn der Kriminalrat Geißel seine Fragenstellte. Er bekam einen Gestapoausweis, ein leibhaftiger Kriminalratnannte ihn seinen Mitarbeiter, Geld drückten sie ihm gleichfalls in dieHand, und dann schrieben sie seiner heimischen Behörde einen wohlklingendenBrief, der SA-Mann Reineking sei zu einem Schulungskursnach Berlin befohlen, bis auf Weiteres sei er aus der Justizverwaltung zubeurlauben. Auch versteht sich, dass man einen so verdienten Nationalsozial<strong>ist</strong>enunmöglich in der Uniform eines einfachen SA-Mannes herumlaufenlassen konnte. Nach <strong>wenigen</strong> Tagen zierten ihn die Abzeicheneines Sturmführers. Als dieses nicht genügte, wurde er Standartenführerim Stabe von Karl Ernst. Weiter ging es so im Text. Nach der Abholungdes Rall, dessen Vernehmung. Dann wurde der Leipziger Brief abgefangen.Danach eine Haussuchung bei der Geliebten des Rall. Fahndungdaselbst nach einer Niederschrift, die der gewiegte Verbrecher <strong>vor</strong>sorglichhinterlegt <strong>hat</strong>te.Dramatisches Zwischenspiel, weil die Geliebte schneller war als die Polizeiund das Schriftstück zerriss: das waren jene vielen kleinen Schnitzel,bei deren Zusammenkleben ich Geißel und Reineking beobachtet <strong>hat</strong>te.Sie wollten überprüfen, ob Rall bei seiner Vernehmung etwas hinzugesetztoder verschwiegen habe. Dazwischen fortlaufende Besprechungenbei Diels, ausführliche Berichterstattungen bei Karl Ernst, eingehendeBesprechungen mit den kriminal<strong>ist</strong>ischen Bearbeitern des LeipzigerProzesses. Endlich die bedeutsame Mitteilung, der Reichspropagandamin<strong>ist</strong>erGoebbels sei außerordentlich dankbar. Die Andeutung, Göring,jawohl Göring, werde diese mutige Hilfele<strong>ist</strong>ung nicht vergessen. DieZusage, Stabschef Röhm wolle anlässlich seines nächsten Besuches demStandartenführer persönlich die Hand drücken. Und zu guter Letzt einganz dickes, ein allerwichtigstes Geheimnis, in das die Großen ihn, derdoch mühselig erst dabei war, sich selber wichtig zu nehmen, einweihten:ach, dieser Reineking <strong>hat</strong>te bereits alle Maßstäbe verloren, was indieser <strong>neue</strong>n, unheimlichen Herrlichkeit noch möglich oder unmöglichwar, als sie ihn am Abschluss dieses binnen weniger Tage durchlebtenKriminalromans <strong>vor</strong> die dürre Tatsache stellten, nunmehr bliebe leidernichts anderes übrig, als diesen Rall, diesen Lumpen, diesen Verräter zubeseitigen. Selbstverständlich war Reineking mit dabei. <strong>Es</strong> ergab sichganz einfach aus dem Ablauf der Dinge; denn er <strong>hat</strong>te ja alles einge-73

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