<strong>1933</strong>chen.“ Reichsbanner waren die von den Sozialdemokraten organisiertenbewaffneten Kräfte zum Schutz der Republik. „Weiter versicherte PolizeipräsidentHimmler, dass die Schutzhaft in den einzelnen Fällen nichtlänger aufrechterhalten werde, als notwendig sei. <strong>Es</strong> sei aber selbstverständlich,dass das Material, das in ungeahnter Menge beschlagnahmtwurde, zur Sichtung längere Zeit benötigt. Die Polizei werde dabei nuraufgehalten, wenn dauernd angefragt werde, wann dieser oder jenerSchutzhäftling freigelassen werde. Wie unrichtig die vielfach verbreitetenGerüchte über die Behandlung von Schutzhäftlingen seien, gehe darausher<strong>vor</strong>, dass einigen Schutzhäftlingen, die es wünschten, wie z. B.Dr. Gerlich und Freiherrn v. Aretin, priesterlicher Zuspruch genehmigtworden sei.“ 65<strong>Es</strong> dauert gar nicht so lange, bis auf den Straßen Sprüche dieser Machartkursieren: <strong>Das</strong> Propagandamin<strong>ist</strong>erium <strong>hat</strong> die Zeitungen aufgefordert,für die Eintopf-Sonntage geeignete Kochrezepte zu veröffentlichen. Alswichtigstes Gericht soll empfohlen werden: gedämpfte Zunge. 66 Oder so:„Wenn jetzt <strong>neue</strong> Konzentrationslager eingerichtet werden, soll das aufBerggipfeln geschehen.“ – „Warum denn?“ – „Man erwartet, dass dieHäftlinge dort schneller braun werden.“ 67 Andere geben diesen Hinweisweiter: „Alter schützt <strong>vor</strong> Schutzhaft nicht.“ 68Der 49-jährige Reichstagsabgeordnete Theodor Heuss wird sich spätererinnern, wie der staatliche Terror plättete: „Mein Vater <strong>hat</strong> mir eine Erziehungbürgerlicher Anständigkeit gegeben, in der das Verbrechen alsaktuelle Form des öffentlichen Lebens nicht <strong>vor</strong>kam. Unsere Phantasie,auch wenn wir einige Übersicht über Greuel als h<strong>ist</strong>orische Geschehenbesaßen, reichte nicht so weit, das Verbrechen als institutionelle Formstaatlichen Wirkens einzusetzen.“ 69 So bleibt bei vielen Leuten lange dieVorstellung erhalten, es handele sich um Arbeitslager für Querulanten,zumal Hitler sogar der ausländischen Presse Lager <strong>vor</strong>führen lässt. Aberzurück in das Obdachlosenheim der SA in Oranienburg bei Berlin. Hörtman dort von der Ankündigung des Münchener Polizeipräsidenten und65 Münchener Neueste Nachrichten, 21. März <strong>1933</strong>66 Hirche, S. 8467 Ebd., S. 11468 Ebd., S. 11469 Schultze-Rhonhof, S. 31024
<strong>1933</strong>treibt die Aufräumaktion auch in Brandenburg <strong>vor</strong>an? Oder geht die SA-Standarte 208 auf eigene Faust los und nimmt vierzig Kommun<strong>ist</strong>en ausden Gemeinden in der Umgebung der Stadt mit in ihr Heim? Die vierzigMänner werden die ersten Gefangenen auf dem Brauereigelände. 70 „Deruralte und ewig <strong>neue</strong> Reiz, der von dem Besitz der Macht ausgeht, zeigteinmal mehr seine Wirkung. Hat man nicht soeben die SA programmgemäß,wenn auch unbedacht, zur Hilfspolizei gemacht? Nun, dann willsie auch wirklich Polizei spielen. Zwar mag sich Göring diese Maßnahmeso denken, dass auf zwei schwer bewaffnete Polizeiwachtme<strong>ist</strong>er je einmit weißer Binde bestückter SA-Mann kommt, gewissermaßen ein braunerKonzessionsschulze; aber da verrechnet er sich gründlich in diesenHaudegen. Bald werden sie die Wachtme<strong>ist</strong>er als Protokollanten aufdem Revier zurücklassen und allein nach Staatsfeinden suchen. Die SAveranstaltet Großrazzien. Die SA macht Haussuchungen. Die SA beschlagnahmt.Die SA lädt zu Zeugenvernehmungen. Die SA sperrt ein.Kurzum, die SA erhebt sich zur Hilfspolizei in Permanenz und pfeift aufalle Rechts- und Verwaltungsgrundsätze aus der so genannten Systemzeit.<strong>Das</strong> Schlimmste für die ohnmächtigen Staatsbehörden <strong>ist</strong>, dass dieSA ihre Beute überhaupt nicht mehr herausrückt.Wehe, wenn sie jemanden in ihren Klauen <strong>hat</strong>! Damals entstehen die»Bunker«, jene furchtbaren Privatgefängnisse, von denen jeder gute SA-Sturm mindestens einen besitzen muss. Die »Abholung« wird SA-Gewohnheitsrecht. . . Der erste Gegner <strong>ist</strong> natürlich der Kommunismus.Aber er <strong>ist</strong> wirklich nur der erste Gegner. Nachdem einmal die Prügelheldenzur Hilfspolizei in eigener Sache gemacht worden sind, beginntein regelrechter Straßenterror, der nichts mehr mit dem Kampfe gegenden Bolschewismus zu tun <strong>hat</strong>. Was sich in diesen ersten Monaten währendund nach Erringung der Totalität in unsern Großstädten, zuweilenauch auf dem Lande, an Gewalttätigkeiten abspielt, <strong>ist</strong> unglaublich. DieBestie im Menschen tobt sich aus. Niedrigste Instinkte toben suchenihre Opfer. Blindlings schlagen alte, <strong>neue</strong> und <strong>neue</strong>ste Kämpfer auf ihrenFeind.“ 71In der Berliner Kroll-Oper sind Arbeiter mit dem Umbau beschäftigt, sowird der <strong>neue</strong> Reichstag am 21. März durch den Reichspräsidenten Paulvon Hindenburg, 85, in der Garnisonkirche in Potsdam eröffnet. Der 17-70 Internetquelle 471 Gisevius I, S. 13625
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