<strong>1933</strong>ersten zwei <strong>Jahr</strong>en gegenseitig totschlägt, wird späterhin, als die Zeitenruhiger werden, wegen krimineller Delikte eingesperrt.Als letzter der ursprünglichen Mannschaft geht ihr Chef über Bord. DemStandartenführer Fritsch gelingt es noch, richtiggehender Polizeioberstzu werden. In dieser Würde hascht ihn sein Schicksal. Er, der so vielehinter Schloss und Riegel gesetzt <strong>hat</strong>, wird Mitte 1935 selber abgeholt.“Lachen Sie nicht, Dr. Gisevius <strong>ist</strong> froh, dass der Innenmin<strong>ist</strong>er jetzt denSchutzhafterlass herausgibt. „Zehntausende sitzen in den Gefängnissen,Bunkern oder Lagern, ohne zu ahnen warum, ja ohne dass ihre eigenenLagerkommandanten wissen, weshalb sie eingeliefert wurden. Immerhinbringt der Erlass eine gewisse Übersichtlichkeit in dieses heimtückischeSystem neuzeitlicher Freiheitsberaubung, bei dem die Häftlinge <strong>vor</strong>sich selber in Schutz genommen werden.“ 108In diesen <strong>Wochen</strong> nach den Gewaltakten gegen viele jüdische Geschäfte,für die an <strong>vor</strong>derster Front Hitlers Berater bei der Volksaufklärung undPropaganda Dr. Joseph Goebbels schon seit <strong>Jahr</strong>en Stimmung gemacht<strong>hat</strong>te, entsteht folgender Liedtext, den man nur wenige <strong>Wochen</strong> späterauf Platte mit den Vier Nachrichtern in Goebbels’ rheinischem Dialektgenießen kann: Gehirnschwund, Kalk, Arteriosklerose. Rasch tritt dieGicht den Menschen an. Und seufzend stehst du <strong>vor</strong> der Diagnose: Beidir <strong>ist</strong> irgendwas nicht richtig, Mann. Se müssten mal zum Dokter jeh’n,Herr Dokter. Dat kann doch nich so weiterjehn, Herr Dokter. Sicher <strong>hat</strong>Professor Freud auch für Sie a Kleinichkeit, die Sie von den Leiden, dieSie leiden, janz befreit. Dat is ja nich mehr anzusehn, Herr Dokter. Siesollten wirklich mal, ja, ja, Sie müssten wirklich mal, also, er muss dochwirklich mal zum Onkel Dokter jeh’n. 109Goebbels <strong>hat</strong> wahrhaft riesige Opfer für die Umgestaltung Deutschlandsauf sich genommen. Joseph oder Jupp, wie man ihn nennen soll, machtman auf der Straße hinter <strong>vor</strong>gehaltener Hand zu Bumsbeen, Ma<strong>hat</strong>maPropagandhi, Reichslügenmaul, Reichsspruchbeutel, nachgedunkelterSchrumpfgermane oder gelegentlich auch zu Wotans Mickymaus. Nichtalle dieser Namen <strong>hat</strong> er von Anfang an – aber er <strong>hat</strong> sie in Aussicht. Alser auf Schwanenwerder im Westen von Berlin einzieht, nennen ihn dieLeute in feinster Respektlosigkeit den Edlen Bock von Schwanenwerder.108Gisevius I, S. 139f.109Von der Schellack-Platte „Sie müssen mal zum Doktor geh'n, Herr Doktor.“38
<strong>1933</strong>Dabei <strong>ist</strong> wichtig, dass das auch nicht der Falsche hört, sonst geht es abnach Dachau. Dort <strong>ist</strong> noch Platz. Und wenn Letzterer nicht reicht, dannwird ausgebaut. <strong>Es</strong> muss ja auch nicht in Bayern sein. Die Verlogenheitseiner Propaganda wird als das System Klumpfuß tituliert, das Radio alsGoebbelsschnauze oder Klumpfüßchens Zeitvertreib und seine Sendung„Stunde der Nation“ findet sich wieder als Josephs Märchenstunde. Naja, und dann kursieren Witze wie der hier: Goebbels <strong>ist</strong> Ehrenbürger vonLeipzig, oder wo man gerade wohnt, geworden. Warum? Weil Goebbelsder einzige Deutsche <strong>ist</strong>, der den Spargel quer essen kann. 110Während der Kanzler überall seine Reden für den inneren und äußerenFrieden hält, sind die führenden Männer in den Kirchen im Clinch überihre Haltung zur avisierten nationalen Er<strong>neue</strong>rung Deutschlands. Schonam Montag nach dem Beginn des Boykotts jüdischer Geschäfte trifft sichdie Führung der Deutschen Chr<strong>ist</strong>en zu ihrer ersten Reichstagung. Siekönnen sich nicht für das Altonaer Bekenntnis vom Januar erwärmen.Wenn Deutschland im revolutionären Aufbruch <strong>ist</strong>, können sie nicht analten Sprüchen hängen. Am 4. April <strong>1933</strong> bringen Sie das Ergebnis ihrerZusammenkunft an die Öffentlichkeit: „Gott <strong>hat</strong> mich als Deutschen geschaffen,Deutschsein <strong>ist</strong> Geschenk Gottes. Gott will, dass ich für meinDeutschland kämpfe. Kriegsdienst <strong>ist</strong> in keinem Fall Vergewaltigung deschr<strong>ist</strong>lichen Gewissens, sondern Gehorsam gegen Gott . . . Der StaatAdolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche <strong>hat</strong> den Ruf zu hören . . .Chr<strong>ist</strong>us <strong>ist</strong> zu uns gekommen durch Adolf Hitler!“ 111In den innerkirchlichen Auseinandersetzungen vertreten die DeutschenChr<strong>ist</strong>en Auffassungen der Nazis, so wollen sie ihre Landeskirchen untereinem Reichsbischof zu einer Evangelischen Reichskirche vereinigen.Ihr Wahlkampf war stark politisiert geführt worden, was ihre Gegner aufden Plan ruft. Deren Wortführer wird der Berliner Pfarrer und bisherigeWähler von Hitlers NSDAP Martin Niemöller, der mit Gleichgesinnteneinen Pfarrernotbund aus der Taufe hebt. Sie möchten die Freiheit ihreschr<strong>ist</strong>lichen Bekenntnisses <strong>vor</strong> einer braunen Vereinnahmung schützenund halten an der Einheit von Altem und Neuem Testament fest. 112110Hirche, S. 98f.111Internetquelle 7112Steinbach, S. 16639
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