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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>Vorgang keine systematische Planung vermuten. Im Gegenteil, es gehtwirr und planlos zu. Wiederum <strong>ist</strong> es ein und dieselbe unaufhaltsame,innere Dynamik, die die siegreiche Bewegung zu ihren unersättlichenVorstößen treibt. Der ihr innewohnende, unbestimmbare Drang lässtsich einfach nicht mehr abbremsen, be<strong>vor</strong> nicht die restlose Nivellierungunseres gesamten völkischen Lebens erreicht <strong>ist</strong>.“ 137„Nachdem die breite Masse derart aus ihrer Gleichgewichtslage geraten<strong>ist</strong>, kommt alles, wie es gar nicht anders kommen kann. Da keiner gernder dumme Letzte sein möchte, überstürzen sie sich samt und sonders,tunlichst zu den neunmalklugen Ersten zu gehören . . . Doch sie alle begreifen,dass Verstocktheit keinesfalls mehr am Platze <strong>ist</strong>. Und damitihre Aufgeschlossenheit sich recht vernehmbar kundtue, sprechen sievon jetzt an monatelang in denselben revolutionären Vokabeln. Sie prägensich die Namen ihres Gauleiters ein, sie merken sich die Rangabzeichenaller nächstwohnenden SA-Führer, und mit besonderem Eifer beteiligensie sich an dem atemberaubenden Wettrennen um die niederenMitgliedsnummern. Diese sind nicht einmal billig. Die Partei lässt sichihre Wahlschulden gleich doppelt und dreifach zurückerstatten . . . Alleüberschlagen im stillen Herzenskämmerlein, ob sie ohne derartige spendenfreudigeRückversicherung ihres lieben Nächsten sicher sind. Hatnicht jeder einmal mit seiner Portierfrau Streit gehabt oder dem Kohlenhändlertüchtig die Meinung gesagt? Hand aufs Herz, wer <strong>hat</strong> noch niemalseinen unbotmäßigen Dienstboten herausgeworfen oder seinemabermals Vorschuss begehrenden Handlungsgehilfen barsch die Tür gewiesen?Wie, wenn . . . ? Sorgenvoll schlägt das volksgenössische Gewissen.Denn eine Revolution präsentiert mit unheimlicher Gedächtnisschärfelängst vergilbte Rechnungen, nicht nur die h<strong>ist</strong>orischen, sondernauch die allerpersönlichsten. Ein Alpdruck quält darum nächtens solcheUnglückseligen, über deren politische Zuverlässigkeit noch das Testatihres Hauswartes oder des Betriebszellenobmanns aussteht. Deshalbhaben sie es alle so eilig.Wohl treibt viele unter ihnen die Bege<strong>ist</strong>erung. Aber mindestens ebensoviele Schlauberger fliehen in die NSDAP. Schlauere tun ein wenig mehrund laufen überdies zur SA. Noch Klügere tippen auf die SS, währenddie Gerissensten sich einen Amtswalterposten bei irgendeinem der neugegründeten Verbände verleihen lassen, etwa beim Luftschutz oder der137Gisevius I, S. 12952

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