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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>an. <strong>Es</strong> dauerte aber nur ein paar Monate, dann war die stattliche Geldsumme,die Reineking zur Belohnung erhalten <strong>hat</strong>te, verjubelt. Raschsank er in die Vergessenheit zurück. Nach dem 30. Juni 1934, anlässlichder großen Auskämmaktion innerhalb der SA entkleideten sie ihn seinerhohen Charge. Er wurde wieder einfacher SA-Mann und trug fortan seinschäbiges Zivil von ehedem . . . Ende 1934 hörten wir, man habe Reinekingwegen staatsgefährlicher Äußerungen ins KonzentrationslagerDachau eingeliefert. Danach brauchten wir nicht mehr lange zu warten.Einige Monate später stand sein Name in der großen Verlustl<strong>ist</strong>e. LautPolizeibericht – und Polizeiberichte sind immer richtig – <strong>hat</strong>te er sich inder Lagerzelle an seinem Hosenträger erhängt.“ 182<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> die Nachbetrachtung, die Hans-Bernd Gisevius anstellte, der imSommer so froh war, dass er jetzt eine Stelle bei der politischen Polizei<strong>hat</strong>te und von erfahrenen Kriminal<strong>ist</strong>en sein Handwerk von der Piekeauf lernen kann: „Log Rall? Nein, er log nicht. Alles, was er sagte, <strong>ist</strong> insich glaubwürdig. Und selbst wenn uns hier und da ein Zweifel käme:den besten Beweis für den Wahrheitsgehalt seiner Schilderung liefertenseine früheren SA-Führer mit der für ihn so fatalen Schlussfolgerung,dass sie ihn umbrachten. Lassen wir einen Augenblick den KomplexLubbe beiseite und begnügen wir uns mit der Brandlegung als solcher.Nichts spricht dann gegen den geschilderten Hergang der Tat. Im Gegenteil,sämtliche Sachverständigen bezeugten <strong>vor</strong> Gericht aus eigenenÜberlegungen, so und nicht anders müsse die Tat begangen wordensein. Rall enthüllte daher nicht, er lüftete kein Geheimnis, im Grundebestätigte er bloß, was sich alle dachten, höchstens, dass er an Stelle derimaginären Kommun<strong>ist</strong>en die konkreten Nazis bei ihren wahren Namennannte. Insofern müssen wir uns einzig vergewissern, ob er etwa dieFalschen bezichtigte, besonders, ob er nicht diesen oder jenen Richtigenverschwieg. Wir vermissen [den Berliner SA-Chef] Helldorf, der so oftgenannt wurde, oder [den Min<strong>ist</strong>erialdirektor in der Polizeiabteilung]Daluege, der doch eigentlich hätte mit dabei sein müssen. Goebbelswurde verdächtig kurz gestreift, während Göring überhaupt kaum erwähntwurde. Ohne Göring gab es jedoch zwölf <strong>Jahr</strong>e lang in der Weltmeinungkeinen Reichstagsbrand. Indessen gerade diese Sparsamkeit inder Erzählung erhärtet Ralls Bericht.182Gisevius I, S. 83-8577

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