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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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die Hecke nach dem kreischenden, immer noch mit allem<br />

möglichen Wurfmaterial schleudernden Schwarm<br />

unserer <strong>und</strong> seiner Gegner. Und statt etwas dazu zu<br />

bemerken, wendete er sich wieder <strong>und</strong> ging gegen das<br />

Haus zu – Kienbaums Mörder. Er konnte hier nichts<br />

auch für sein Kind tun, <strong>und</strong> er mußte uns allein mit<br />

der Sache fertig werden lassen. Doch die einzige Bewegung,<br />

die er gemacht hatte, hatte freilich schon genügt,<br />

das junge Dorfvolk; im panischen Schrecken aus dem<br />

Felde zu scheuchen. ›Komm, Junge, an den Brunnen!‹<br />

sagte Tinchen. ›Wie siehst du aus! Deine Mutter, wenn<br />

du noch eine hast, schlägt dich tot, wenn sie dich so<br />

sieht.‹ Siehst du, Eduard, da steht er noch. Es ist derselbe<br />

alte Ziehbrunnen <strong>und</strong> liefert ein braves Wasser. Der<br />

Schacht geht ziemlich tief durch das Schanzenwerk des<br />

Herrn Grafen von der Lausitz, bis in den Gr<strong>und</strong> der<br />

Erde. In Afrika habt ihr kein besseres Wasser, meine<br />

ich, <strong>und</strong> wenn du einen Trunk daraus wünschest, so<br />

wende dich nachher nur an Tinchen. Sie windet den<br />

Eimer heute noch so wie damals auf. Damals aber sagte<br />

sie: ›Wenn wir <strong>und</strong> unser Vieh nicht daraus trinken<br />

müßten, so hätte ich schon längst ein paar von ihnen<br />

drunten liegen!‹ Und dabei drohte sie mit der Faust<br />

nach dem Dorfe zu, <strong>und</strong> alle Köter der Roten Schanze<br />

bellten nach derselben Richtung hin. – Nun wusch ich<br />

mir das Blut ab, <strong>und</strong> dann tranken wir beide aus dem<br />

Eimer, indem wir daneben knieten <strong>und</strong> die Köpfe nebeneinander<br />

in ihn hineinversenkten. Es war auch eine

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