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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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soll mich doch w<strong>und</strong>ern, was für eine Unruhe Sie da<br />

wieder mir ins Haus schleppen. Ist Antwort darauf?‹<br />

– Der Alte sieht mich natürlich ob der Dummheit der<br />

Frage verw<strong>und</strong>ert an <strong>und</strong> meint: ›Wie kann ich denn<br />

das wissen, Herr Schaumann? Das Briefgeheimnis ist<br />

uns ja doch garantieret, <strong>und</strong> ich bin wohl der letzte,<br />

der es bricht.‹ – ›Richtig, alter Fre<strong>und</strong>! Jawohl, mit den<br />

Geheimnissen anderer Leute soll man vorsichtig umgehen.<br />

Nun, wissen Sie, es ist wieder ein heißer Morgen;<br />

lassen Sie sich draußen einen kühlen Trunk gehen.<br />

Ich möchte wissen, ob ich Ihnen, wenn Sie heute<br />

wieder vorbeikommen, eine Antwort auf die Molestierung<br />

mit nach der Stadt zu geben habe.‹ – ›Ich danke<br />

Ihnen fre<strong>und</strong>lich für die Erfrischung; aber ich – ich will<br />

doch auch ohne sie auf Sie draußen auf der Bank warten.<br />

So lange Zeit habe ich hier wohl.‹ – ›Sind Sie nicht<br />

wohl, Störzer? Wo fehlt es denn?‹ – ›In allen Gliedern;<br />

man wird doch eben mit der Zeit auch alt, Herr Schaumann.‹<br />

– ›Da haben Sie recht, grauer Lebenskamerad.<br />

Na, es kommt jeder einmal zur Ruhe, das haben wir ja<br />

auch vorigen Mittwoch mal wieder gesehen: auch der<br />

Bauer Quakatz, mein Schwiegervater, hat das Warten<br />

aufgegeben <strong>und</strong> endgültig das Gesicht nach der Wand<br />

gedreht.‹ – Der Alte wendet sich, ohne was zu sagen,<br />

<strong>und</strong> geht vors Haus. Ich erbreche im Hausgange den<br />

Briefumschlag <strong>und</strong> kann mich, Gott sei Dank, auch in<br />

jetziger Stimmung noch über den Inhalt erbosen. ’s ist

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