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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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aus, wo er nichts davon merken konnte. Es war ja zu<br />

unnatürlich!«<br />

»Natürlich war es zu unnatürlich, nämlich daß Jakob<br />

um Rahel sieben Jahre lang dienete«, grinste <strong>Stopfkuchen</strong>.<br />

»Etwas kürzer machten wir doch die Sache<br />

ab. Ich nahm sie <strong>und</strong> sie nahm mich bedeutend früher;<br />

<strong>und</strong> jetzt ganz kurz, o du mein Jugendfre<strong>und</strong>: es<br />

war jammerschade, daß du nicht mit bei der Hochzeit<br />

warst; denn da würdest du mich zum erstenmal nach<br />

Verdienst gewürdigt haben. Und wenn du an dem Tage<br />

gerufen hättest: ›O dieser <strong>Stopfkuchen</strong>!‹, so würdest<br />

du zum erstenmal vollkommen recht mit dem<br />

Worte gehabt haben, sowohl was die Braut, wie was<br />

das Festmahl anbetraf. Die reine Hochzeit des Camacho,<br />

nur daß ich auch die Maid für mich selber behielt!<br />

Du weißt, Eduard, daß ich unter meiner Hecke<br />

allerlei durcheinander zusammenlas. Aber du erfährst<br />

vielleicht erst heute, daß es in der ganzen Weltpoesie<br />

nur eine Schilderung gibt, welche mich selber poetisch<br />

stimmt, stimmte <strong>und</strong> stimmen wird: die Hochzeit<br />

des Camacho! O welch einen Hunger muß der<br />

Senor Miguel bei der Ausmalung der Vorbereitungen<br />

zu der w<strong>und</strong>erbaren, schmalzreichen, bratenfettglänzenden,<br />

zuckerig-inkrustierenden Abfütterung gehabt<br />

haben, seinen südländischen, mäßigen, nach Ziegenfellschläuchen<br />

duftenden Durst selbstverständlich gar<br />

nicht mitgerechnet! Unter der Hecke noch hatte ich

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