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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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zu freuen, mich noch zu sehen: je später der Abend, desto<br />

schöner die Leute! Aber daß man bereits ziemlich<br />

genau wußte, wie es mit mir daheim im Vaterhause<br />

stand, war klar <strong>und</strong> quoll r<strong>und</strong>um auf in jedem lautern<br />

Wort <strong>und</strong> leisen Geflüster. Wenn sie auch um alles in<br />

der Welt nicht gern in meiner Haut gesteckt hätten, so<br />

hätten sie doch allesamt unmenschlich gern gewußt,<br />

wie ich mich bei so bewandter Lebenslage in ihr fühle.<br />

Mit dem Humor der Verzweiflung, wie ja wohl das<br />

Wort lautet, schenkte ich ihnen denn reinsten Wein ein,<br />

nahm diesen Herren vom Spieß diese ihre edle Väterwaffe<br />

ab <strong>und</strong> ließ sie kneipengerecht drauflaufen. Was<br />

hätte ich an diesem in der Tat recht ungemütlichen<br />

Abend vor dem Sturz in den Abgr<strong>und</strong> Besseres beginnen<br />

können, um – deutsches Gemüt zu zeigen? Daß ich<br />

von Universitäten endgültig weggegangen sei, gab ich<br />

zu; aber die genauen Umstände stellte ich nunmehr in<br />

das rechte Licht. Daß von Zwang oder dergleichen die<br />

Rede gewesen sei, lag ja voll ständig außer Frage; doch<br />

daß ich herzlicher Bitte <strong>und</strong> langem, wiederholtem, inständigem<br />

Zureden endlich, vielleicht allzu gutmütig<br />

Folge gegeben habe, mußte jetzt doch, <strong>und</strong> noch dazu<br />

bei so passender Gelegenheit <strong>und</strong> in so trautem, teilnehmendem<br />

Kreise bester Bekannter, Schul- <strong>und</strong> anderer<br />

Fre<strong>und</strong>e, klargestellt werden. Eduard, ich hatte Humor<br />

an jenem Abend! Nicht den des Satans, aber den<br />

eines armen Teufels, welchen ein Mißverhältnis zwischen<br />

körperlicher <strong>und</strong> geistiger Veranlagung faktisch

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