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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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Tinchen <strong>und</strong> besah auch das mir wieder einmal genau,<br />

von der Frisur bis zu den Schuhspitzen; <strong>und</strong> dabei<br />

dachte ich denn ausnahmsweise auch mal ein bißchen<br />

an mich. Ich streichelte dem Herzen die Backen: so unsägliche<br />

Mühe hatte es mich gekostet, dies behagliche,<br />

reinliche, zierliche Rom aufzuerbauen – <strong>und</strong> nun sollte<br />

das alles umsonst sein? Und warum? Wegen wessen?<br />

Wofür <strong>und</strong> wozu? Kienbaums wegen? Der ewigen <strong>und</strong><br />

der menschlichen Gerechtigkeit wegen? Ich sah mir<br />

mein Weib an, sah mir die Zeitgenossenschaft an <strong>und</strong><br />

nahm jeden aus der letztern, soweit sie um die Rote<br />

Schanze herum wohnte, vor. Um nachher von der Gesamtheit<br />

keinen Vorwurf zu verdienen, nahm ich es mit<br />

jedem einzelnen ernst; <strong>und</strong> – ich fand nicht einen drunter,<br />

dem ich persönlich verpflichtet gewesen wäre, ihm<br />

sofort bekanntzumachen, wer in der Tat Kienbaum totgeschlagen<br />

hatte. ›Aber die ewige Gerechtigkeit?‹ wirst<br />

du fragen, Eduard. Ja, sieh mal, lieber Fre<strong>und</strong>, in deren<br />

Belieben hatte es, meiner Meinung nach, denn doch<br />

lange genug gelegen, das Ihrige zur Sache zu tun. Da<br />

sie es nicht getan hatte <strong>und</strong> den Vater Quakatz allein<br />

hatte suchen lassen, so hatte sie von seinem Schwiegersohn<br />

gar nichts zu verlangen: ich aber durfte sie<br />

dreist ersuchen, jetzt meine Frau mit den widerwärtigen<br />

Geschichten wenigstens so lange, als es gar nicht<br />

anders ging, in Ruhe <strong>und</strong> Frieden zu lassen. Blieb also<br />

nur die Frage: Aber du? Nämlich ich, lieber Eduard –<br />

Heinrich Schaumann, genannt <strong>Stopfkuchen</strong>. – Dir sitzt

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