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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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wieder heimelig <strong>und</strong> vertraulich zu machen! Wir sehen<br />

dich doch noch einmal vor deiner Abreise, Alter?<br />

Du mußt dir doch noch das Gesicht ansehen, was meine<br />

Alte macht, nachdem sie auf die mir angemessenste<br />

Weise durch andere erfahren haben wird, was ich ihr<br />

– nach der sichern Meinung der Weltmorgen – schon<br />

längst selber hätte sagen sollen. Gute Nacht denn für<br />

diesmal, Eduard! Habe Dank für deinen Besuch; das<br />

war wirklich heute endlich mal wieder ein etwas ungewöhnlicherer<br />

Tag für die Rote Schanze.«<br />

»Gute Nacht, Heinrich«, sagte ich, augenblicklich<br />

nicht imstande, ihm noch etwas anderes zu bemerken,<br />

<strong>und</strong> er schien dieses auch für ganz selbstverständlich<br />

zu nehmen, denn er watschelte ruhig durch die angenehme<br />

Nacht seiner festen Burg im Leben zu, mich mit<br />

ihm, seiner Frau, seinem seligen Schwiegervater, mit<br />

Störzer <strong>und</strong> mit Kienbaum nun im »Hotel« allein lassend.<br />

Wenn ich ihn je in vergangenen Jahren, wie er<br />

sich ausdrückte, unter seiner Hecke seinen Gedanken,<br />

Gefühlen, Stimmungen, kurz, sich selber allein als eigenster<br />

Austrägalinstanz anbefohlen hatte, so zahlte er<br />

mir das heute mit tausendfachen Zinsen zurück <strong>und</strong><br />

ließ mich ihm nachgucken in die Nacht hinein, wie selten<br />

einem Menschen nachgeguckt worden ist.<br />

Nun war ich unter meiner Hecke, in meinem heimatlichen<br />

Absteigequartier allein <strong>und</strong> hatte die Nacht vor<br />

mir, um zu überlegen, was ich den Tag über erlebt hatte.<br />

Als aber die Morgensonne mir ins Fenster <strong>und</strong> auf

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