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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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— 243 —<br />

Fingerdeuten, Abrücken im Kruge <strong>und</strong> Alleinlassen bei<br />

jeder Haushaltsnot. Wenn ich nun als ein vergrellter,<br />

in seinen Erdengrimm verbissener Mann zu dir komme,<br />

Herr des Himmels <strong>und</strong> der Erden, so zieh von meiner<br />

Strafe im ewigen Leben meine tagtägliche <strong>und</strong> allnächtliche<br />

Büßung da unten in der Sterblichkeit ab,<br />

gr<strong>und</strong>gütiger Gott. Und vergib ihnen in Maiholzen <strong>und</strong><br />

der Umgegend auch, was sie nach unserer armen Menschenweise<br />

an mir zuviel getan haben.’ – Liebe Brüder<br />

<strong>und</strong> Schwestern, wir wissen alle bis zu dieser St<strong>und</strong>e<br />

noch nicht, wer eigentlich Kienbaum totgeschlagen<br />

hat. Der Bauer Andreas Quakatz von der Roten Schanze<br />

ist tot <strong>und</strong> hat Rechenschaft über sein Leben abgelegt;<br />

aber vielleicht christliche Gemeinde, ich sage<br />

vielleicht! –, vielleicht geht noch ein anderer im Leben<br />

umher als ein lebendiges Beispiel davon, was der<br />

Mensch aushalten kann mit einer Bluttat auf der <strong>See</strong>le<br />

<strong>und</strong> dem täglichen <strong>und</strong> nächtlichen Bewußtsein, einen<br />

andern, einen Unschuldigen, dafür aufkommen zu lassen.<br />

Wenn dieses der Fall ist – wenn Kienbaums Mörder<br />

noch lebt, dann – o dann, christliche Gemeinde,<br />

laß uns auch für ihn, ihn – hier, hier an diesem Grabe<br />

ein stilles Gebet sprechen wie für den beruhigten<br />

Toten in diesem Sarge vor unsern Füßen! Den beiden<br />

Hauptleidtragenden, vor allem der Tochter, sage ich<br />

noch: ‘Der Herr sprach: Weine nicht, <strong>und</strong> er gab ihn<br />

seiner Mutter.’ Wer aber von uns, geliebte Brüder <strong>und</strong><br />

Schwestern, noch über das Grab hinaus über den Bauer

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