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Wilhelm Raabe Stopfkuchen Eine See- und Mordgeschichte

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dagegen einwenden konnte. ›Geh zu deinem Mordbauern,<br />

dem Quakatz!‹ brauchte er grade nicht mir vorzuschlagen:<br />

aber es war kein übler Rat. Ob er an jenem<br />

unbehaglichen Abend, an welchem wir das Fazit unseres<br />

gegenseitigen Verhältnisses in der Welt <strong>und</strong> im<br />

Leben zogen, der Meinung war, daß ich ihn auf der<br />

Stelle befolgen werde, weiß ich nicht, glaube ich eigentlich<br />

auch nicht. Aber er rief mich auch nicht zurück,<br />

als ich ihm von der Türschwelle zumurrte: ›Moriturus<br />

te salutat!‹ Der gute Alte! Er hätte freilich für<br />

seine dürren Subalternenbeamtengefühle einen strebenderen,<br />

einen weniger gemütlichen, einen weniger<br />

bequemen, einen weniger feisten Sprößling verdient:<br />

aber konnte ich dafür, daß ich sein Sohn war <strong>und</strong> er<br />

nicht der meinige? . . . Gottlob, wir können ja jetzt<br />

ohne Gewissensbisse <strong>und</strong> Reuegefühle darüber lächeln<br />

was, Tinchen, alte Sibylle? Wir sind doch noch auf den<br />

allerbesten Fuß miteinander gekommen. Dort, hinter<br />

uns, unter den Linden hat auch er noch manchmal sich<br />

seinen Nachmittagskaffee von meiner Frau einschenken<br />

lassen. Und er hat sich sogar auch noch für meine<br />

<strong>und</strong> Tinchens Knochen – unsere Urweltsknochen meine<br />

ich – interessiert. Er stieg nämlich nach seiner Pensionierung<br />

mit Vorliebe, weniger der schönen Natur<br />

wegen als um ihrer selbst willen, um die Rote Schanze<br />

herum <strong>und</strong> hat mir mehr als einmal von seinen<br />

Spazierwegen einen aufgepflügten Kalbsschädel oder

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