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Rheinzeiten - Doppel.Design

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Abb. 65<br />

Krämerstraße 19.<br />

Grabungszeichnung<br />

(Aufsicht) der südlichen<br />

Brunnenanlage<br />

66,70 cm<br />

N<br />

Westliche Krämerstraße<br />

enthielten. Betrachten wir nun die in den Profilzeichnungen<br />

(Abb. 66 /67) dokumen tierten<br />

Verfüllphasen:<br />

Nur der südliche Brunnen (Nr.2) zeigte über<br />

der Sohle eine typische Schlicklage, die als Nutzungsschicht<br />

wohl aus der Zeit von 1450–1500<br />

anzusprechen ist. Durch die aufliegende, etwa<br />

0,40 m starke Einfüllschicht (Bef. Nr. 963) kann<br />

die Auflassung der Anlage auf die Jahre von<br />

1550–1580 fixiert werden. Bei diesen Daten<br />

denkt der Historiker zunächst an das bekannte<br />

Faktum, dass die Pest in Düsseldorf in den<br />

Jahren 1577–1588 etwa zwei Drittel der Bevöl -<br />

ke rung hinwegraffte. Wurden die Anwohner<br />

etwa durch die Angst, sich mit verunreinigtem<br />

Wasser zu verseuchen, zur Aufgabe der Brunnen<br />

bewegt? Immerhin diente der Befund (Bef.<br />

Nr.962, 963) bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts<br />

als Kloake. Eine konsequente Auffüllung<br />

der Brunnenröhre setzte erst im fortgeschrittenen<br />

18. Jahrhundert ein (Bef. Nr.951) und wurde<br />

um 1810 (Bef. Nr. 909, 910) abgeschlossen.<br />

Ein ganz anderer Ablauf zeichnet sich für den<br />

nörd lichen gelegenen Brunnen ab. Hier konnte<br />

eine im frühen 16. Jahrhundert einsetzende<br />

Verfüllung mit kompaktem Bauschutt und<br />

Kü chen abfällen nachgewiesen werden. Für eine<br />

an schließend aufgetragene, bauschutthaltige Lage<br />

(Bef. Nr.227) deutet sich ein Zusammen hang<br />

mit der Explosion des Pulverturms (1634) an.<br />

Im frühen 18. Jahrhundert veränderte sich der<br />

Charakter der entsorgten Alltagsdokumente.<br />

Offensichtlich nutzte ein metallverarbeitender<br />

Handwerksbetrieb die sich hier bietenden Entsorgungsmöglichkeiten<br />

(Bef. Nr. 60).<br />

Im Überblick erbrachten beide Brunnen deut -<br />

liche Hinweise auf einen sozial „gehobenen“<br />

Lebensstil bis ins 18. Jahrhundert hinein. Auch<br />

wenn die Zusammensetzung der Fundkomplexe<br />

gewiss auf einer Zufallsauswahl beruht, erscheint<br />

an dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf die wertvolleren<br />

Objekte unter dem Aspekt eines sich<br />

abzeichnenden „Wohlstandsgefälles“ reizvoll.<br />

Denn neben den aufgefundenen Speiseresten<br />

wirft vor allem das überlieferte Haushaltsgerät<br />

ein Licht auf die Konsumgewohnheiten im<br />

16. und 17. Jahrhundert.<br />

Die Masse des geborgenen Fundmaterials besteht<br />

aus keramischem Koch- und Tafelgeschirr,<br />

das in anderem Kontext noch näher beleuchtet<br />

wird. Einen klaren Hinweis auf den hohen<br />

Lebensstandard geben vor allem die in beiden<br />

Brunnen entdeckten Hohlgläser. Dabei dominiert<br />

in quantitativer und qualitativer Hinsicht<br />

das der südlichen Anlage entnommene En -<br />

semble, welches auch zahlreiche repräsentative<br />

Luxusgläser enthielt.<br />

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