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Rheinzeiten - Doppel.Design

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Krämerstraße<br />

Abb. 101<br />

Tonnenförmiges<br />

Salzfässchen<br />

aus Schicht 240<br />

4,30 cm<br />

Die Tafel<br />

Der Esstisch, die „Tafel“, bestand in der Frühzeit<br />

aus einer Tischplatte oder Holzbrettern, die auf<br />

mehr oder weniger kunstvoll gestaltete Böcke<br />

gelegt wurden. Entsprechend problemlos ließ<br />

sich nach dem Mahl „die Tafel aufheben“, also<br />

kurzerhand abräumen und hinaustragen.<br />

Der Tisch war mit einer Tischdecke bedeckt<br />

und bei besonders feierlichen Anlässen reich<br />

geschmückt, besonders im Barock (17. Jahrhundert)<br />

kamen Tafelaufsätze in Mode, auf<br />

denen die aufgetragenen Speisen präsentiert<br />

wurden. Auch die Speisen selbst konnten<br />

kunstvoll geschmückt werden, z. B. mit Zierrat<br />

aus Schmalz und Gelee oder aber mit Federn,<br />

Blattgold und schön gearbeiteten Zierspießchen.<br />

Kerzenleuchter, Mostrich-, Salz- und Pfeffertöpfchen<br />

sowie Zucker- bzw. Honiggefäße<br />

gehörten ebenfalls auf den Tisch. Aus dem<br />

archäologischen Fundgut etwa ist ein solches<br />

kleines tönernes Salzfässchen überliefert, das mit<br />

seinem gedrungen-tonnenförmigen Bauch und<br />

vier kurzen Standbeinen formal an ein Schweinchen<br />

errinnert.<br />

Zur Grundausstattung für das gemeinsame Mahl<br />

gehörte ein Holzbrett, rund oder rechteckig, mit<br />

oder ohne Saftrinne – wie sie ganz ähnlich auch<br />

heute noch als Frühstücks- oder Jausenbrettchen<br />

üblich sind. Im ausgehenden Mittelalter konnten<br />

auch Brotscheiben als Unterlagen für die<br />

Fleischportionen dienen. Man konnte so das<br />

bratensaftgetränkte Brot gleich mitverzehren<br />

oder aber, was nicht selten vorkam, im Anschluss<br />

an das Essen an Bettler abgeben. Ab dem<br />

16. Jahrhundert kommen zunehmend Zinnteller<br />

in Gebrauch, und in einem gut ausgestatteten<br />

Haushalt, wie Krämergasse 19, dürften solche<br />

Teller mit einiger Sicherheit zum Tafelgeschirr<br />

gehört haben. Im 17. und 18. Jahrhundert<br />

waren in chine sischer Manier bemalte Fayenceteller<br />

in Mode und sind, wie wir weiter oben<br />

bereits gesehen haben, in einiger Anzahl in der<br />

Krämerstraße ausgegraben worden.<br />

Das Essbesteck<br />

Als Essbesteck waren ein Löffel und ein Tafelmesser<br />

unentbehrlich und gehörten daher zum<br />

persönlichen Besitz eines jeden. Unter einem<br />

„Besteck“ verstand man ein Messer im Lederfutteral,<br />

in dem zusätzlich ein bis zwei kleinere<br />

Tafelmesserchen „steckten“. Zuweilen war in<br />

dem Futteral auch ein kleiner eiserner Pfriem<br />

mit Griff untergebracht, mit dem man Fleischstücke<br />

aus der heißen Brühe aufspießen konnte<br />

und der nach der Mahlzeit auch als Zahnstocher<br />

verwendet werden konnte.<br />

Das Tischmesser war deutlich kleiner als das am<br />

Gürtel getragene dolchartige Messer, das zwar<br />

auch beim Essen zum Einsatz kommen konnte,<br />

eigentlich aber eher zu Verteidigungszwecken<br />

diente. Anders als heute war es allgemein üblich,<br />

die Speisen mit der Messerspitze zum Munde<br />

zu führen. Spezielle Tischmesser mit verziertem

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