Rheinzeiten - Doppel.Design
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Zum Aussehen der spätgotischen Kachelöfen<br />
Die in Schicht 225 aufgeführten altertümlichen<br />
Nischenkachelfragmente gehören vermutlich zum<br />
Aufbau eines hohen Kachelofens, der mit einiger<br />
Sicherheit auf einem gemauerten, feuersicheren<br />
Fundament gestanden hat. Von der Kachelung<br />
des Feuerkastens selbst ist leider nichts erhalten<br />
geblieben. Das Aussehen solcher Kachel öfen<br />
lässt sich anhand einiger heute noch erhaltener<br />
bzw. rekonstruierter Vergleichsstücke erschließen:<br />
wir möchten vermuten, dass unser Ofen einen<br />
ähn li chen Aufbau wie der Kachelofen aus<br />
der Burg von Tata (Ungarn, 2. Hälfte 15. Jahrhundert)<br />
hatte.<br />
Zahlreich sind die Darstellungen von Kachel -<br />
öfen in der Kunst, und stets sind hölzerne<br />
Bänke abgebildet, auf denen man sich bei häuslichen<br />
Arbeiten, etwa bei Nähen und Sticken,<br />
aber auch in den abendlichen Mußestunden<br />
aufwärmen konnte. Noch heute weiß man ja die<br />
behagliche Wärme von Kachelöfen zu schätzen!<br />
Auf alltägliche Hausarbeiten, die man vielleicht<br />
auf der gemütlichen Ofenbank verrichtete, deutet<br />
wiederum ein unscheinbarer Fund aus dem<br />
Brunnenschacht hin: hier fand sich in Schicht<br />
227 (Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert) auch<br />
ein kleiner tönerner Spinnwirtel aus Raerener<br />
oder Frechener Produktion.<br />
Der braunglasierte, getigerte Tonwirtel diente<br />
als Schwunggewicht für eine hölzerne Handspindel,<br />
mit der Wollfäden gesponnen wurden.<br />
Es mag durchaus sein, dass diese Hausarbeiten<br />
nicht nur von den jüngeren Mädchen oder<br />
Dienstmägden ausgeführt worden sind – sondern<br />
auch die Hausfrau selbst wird sich mit Spinnen,<br />
Brettchenweben, Nähen und Sticken während<br />
der langen Herbst- und Winterabende die Zeit<br />
vertrieben haben.<br />
Abb. 82<br />
Rekonstruktions versuch<br />
des spätgotischen<br />
Kachelofens aus Haus 19<br />
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