Rheinzeiten - Doppel.Design
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Kachelöfen<br />
Die effektive Wärmedämmung der Räume, an<br />
der die gläsernen Fensterscheiben einen erheblichen<br />
Anteil hatten, war der wichtigste Aspekt<br />
des Wohnkomforts. Um ein behaglicheres Raumklima<br />
zu erreichen, waren die Wände der spätmittelalterlichen<br />
bis frühneuzeitlichen Wohnräume<br />
nach Möglichkeit mit Holztäfelungen<br />
versehen. Die wichtigste Quelle der Behaglichkeit<br />
war freilich der wärmende Ofen, um den<br />
herum sich, vor allem natürlich in der kalten<br />
Jahreszeit, das häusliche Leben konzentrierte.<br />
Konkrete Hinweise auf solche Öfen besitzen wir<br />
ebenfalls aus dem Schuttinhalt des Brunnens 1<br />
(Schicht 225 und 188; 17. Jahrhundert) in Form<br />
von zahlreichen tönernen Kachelfragmenten.<br />
Die farbig glasierten und teilweise orna mental<br />
verzierten Kacheln, die im Verlauf des 17. Jahrhunderts<br />
in den Abfallschacht gelangten, gehören<br />
zu mindestens drei verschiedenen Öfen,<br />
die nach einer vermutlich längeren Gebrauchs -<br />
zeit schließlich repariert oder ganz erneuert<br />
werden mussten.<br />
Spätgotische Kachelfragmente<br />
Mehrere Fragmente aus Schicht 225 können<br />
dem Typus der „Nischenkachel“ oder „Halb -<br />
zylinderkachel“ zugewiesen werden. Aus den<br />
verschiedenen Bruchstücken lässt sich eine<br />
hochrechteckige, fleckig braun-grünlich glasierte<br />
Ofenkachel mit spätgotisch ornamentiertem<br />
Vorsatzblatt rekonstruieren. Der Ton ist hellorange,<br />
die Rückseite weist Glasurspritzer und<br />
Ofenschmauchspuren auf. Die Zierplatte zeigt<br />
eine breite Kielbogenverblendung mit gekurvten<br />
Ziernasen. Der Kielbogen wird von einer Volute<br />
mit großer Ziereichel und zwei kleinen,<br />
begleitenden Eicheln gekrönt. In den oberen<br />
Zwickeln ist jeweils ein Rad dargestellt, dessen<br />
Speichen aus kleinen Eicheln gebildet werden.<br />
Der Kielbogen ruht auf zierlichen Rundsäulen,<br />
die durch Knoten profiliert sind und nach unten<br />
zu in einem spatenförmigem Sockel enden<br />
(Abb. 78). Sehr gute Vergleichsstücke für unsere<br />
Kacheln kennt man aus Kölner Fundkomplexen,<br />
die dort in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts<br />
datiert werden.<br />
Abb. 78<br />
Nischenkachelfragment<br />
aus Schicht 225,<br />
eine Nischenkachel<br />
aus Köln<br />
53<br />
4,00 cm