Rheinzeiten - Doppel.Design
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Krämerstraße<br />
Abb. 94<br />
Kleiner Fayenceteller<br />
mit Hahnenkampf-Motiv<br />
3,85 cm 6,15 cm<br />
Teure Trinkgläser gehörten ebenfalls zu der<br />
festlich gedeckten Tafel, so etwa Nuppen- und<br />
Stangengläser, Weinkelche mit profiliertem<br />
Balusterschaft oder sogar kunstvoll geformte,<br />
mehrfarbige Flügelgläser aus den weltbekannten<br />
venezianischen Glashütten. Auch aus dem<br />
Haushalt des reichen Schöffen Schepperus<br />
(Haus 15) haben sich Reste solcher exquisiten<br />
Gläser erhalten: ein Fragment eines Balusterschaftes<br />
aus klarem Glas zeigt im Inneren eine<br />
<strong>Doppel</strong>helix aus je einem feinen weißen und<br />
roten Glasfaden auf. Dieses ursprünglich prunkvolle<br />
Trinkgefäß – wohl ein Flügelglas – datiert<br />
um die Mitte des 17. Jahrhunderts (Kapitel<br />
„Hohlglas“).<br />
Begehrt und teuer war in der Barockzeit auch<br />
prächtig bemaltes chinesisches Porzellan, das<br />
über den Orienthandel der niederländischen<br />
Kaufleute an den Niederrhein gelangte. Schon<br />
bald wurde die große Nachfrage nach solchen<br />
„Chinoiserien“ durch einheimische Produkte<br />
befriedigt: zwar gelang es noch nicht, hochwertiges<br />
Porzellan herzustellen – man begnügte sich<br />
mit der Umsetzung orientalischer Motive auf<br />
Fayencegeschirr. Besonders in der Region um<br />
Delft in den Niederlanden entstanden Manufakturen,<br />
die qualitativ hochwertige Fayencen<br />
mit typischer blauer Pinselbemalung herstellten<br />
und weithin verhandelten.<br />
Reste von mehr als einem Dutzend Fayence -<br />
gefäßen, darunter mehrere nach chinesischer<br />
Art bemalter Teller, fanden sich im Schutt des<br />
Brunnen 2 von Haus 19. Ein großes Exemplar<br />
zeigt zwei Vögel und einen Schmetterling an<br />
einem von üppigem Pflanzenwuchs umgebenen<br />
Seeufer (Abb. 95). Auf dem Boden trägt der<br />
Teller die Herstellermarke D:Paxx, die eine<br />
Herkunft aus dem Töpferatelier De Paeuw in<br />
Delft vermuten lässt und eine Datierung in die<br />
Jahre um 1710 erlaubt. 34<br />
Abb. 95<br />
Fayenceteller mit<br />
blauer Pinselbemalung