Rheinzeiten - Doppel.Design
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Krämerstraße<br />
Abb. 122<br />
Rezept<br />
aus dem Kochbuch<br />
der Burg Namedy,<br />
um 1770<br />
„ ... Wenn man sie zurichten wil ... legt man die<br />
Schnecken in Saltz und Weinessig; alsdan werfen<br />
sie allen ihren Unflath von sich: hierinnen weltzt<br />
und kehret man sie offtmals umb, damit die durch<br />
solche Sauerkeit von allen ihrem Schleim gereinigt<br />
werden: hernach siedet man sie in einer guten<br />
kurtzen Brüh (= Bouillon) und ziehet sie aus<br />
ihrem Gehäuse mit der Spitze einer Stecknadel oder<br />
anderen Pfriemes. Nach diesem wäscht man das<br />
Gehäuse wol und läßt die Schnecke mit einer<br />
Brühe von Baumöl (= Olivenöl) etwas Weinessig,<br />
Wein und Gewürtz gemacht wol sieden: steckt sie<br />
hernach wieder in ihre Gehäuse, alsdan richtet<br />
man sie an auf geschnitten Brod, welches zuvor<br />
mit etwas Brüh befeuchtet worden und giesset<br />
Öl darüber: dieses heißt man bey den Frantzosen<br />
Une potage d’Escurgots. Man legt sie auch ohne<br />
Brod in die Schüssel und gießt Öl darüber. So fricaßiert<br />
man sie auch wie die jungen Hüner, macht<br />
eine Brüh von in Himbeersafft zerriebenen Eyerdottern<br />
oder von Rohm (= Rahm) darüber und<br />
trägt sie sonder Gehäuse zu Tische. So mag man sie<br />
auch, wan sie aus dem Gehäuse gezogen, in Mehl<br />
oder Nonnenteig (= Backteig mit Frischkäse, Milch<br />
und Weißwein) umweltzen und in Butter prägeln<br />
(= ausbacken): hernah wie zu einem andern<br />
Geprägels eine Brüh von Pomerantzen (= Bitter -<br />
orangen) und gehackter Petersilge darüber<br />
machen“.<br />
(Johann Sigismund Elsholtz, Diaeteticon –<br />
Neues Tischbuch (Brandenburg 1682) )