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Die Kameliendame - GarboForever.com

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die scheinbar die Trennung herbeigeführt hatten, verschwanden in<br />

nichts bei der bloßen Berührung ihres Gewandes.<br />

Achtes Kapitel<br />

Gleichwohl – fuhr Armand nach einer Pause fort fühlte ich mich<br />

stärker als vormals, trotz der Wahrnehmung, dass meine Leidenschaft<br />

noch nicht erloschen war, und mit dem Wunsche, mich ihr<br />

wieder zu nähern verband sich auch der feste Wille, ihr meine Überlegenheit<br />

zu zeigen. Ich nahm mir vor, die erlittenen Spöttereien mit<br />

gleicher Münze zu bezahlen, wenn mich der Zufall wieder mit Margarete<br />

zusammenführte. Dennoch erkannte ich an den plötzlichen<br />

Aufwallungen meines Gefühls die Gewalt, die sie noch immer über<br />

mich hatte.<br />

Es war in der Tat unmöglich, lange in dem Korridor zu bleiben.<br />

Ich nahm meinen Sperrsitz im Parterre wieder ein, um zu sehen, in<br />

welcher Loge sie war.<br />

Sie saß in einer Parterreloge, ganz nahe an der Bühne und war allein.<br />

Sie war, wie gesagt, sehr verändert; ihr Gesicht war ernster als<br />

früher und schien die Spuren einer moralischen Veränderung zu<br />

zeigen. Auf ihrem Munde fand ich nicht mehr das frühere<br />

gleichgültige Lächeln, und der Gedanke, dass sie sehr leidend<br />

gewesen und vielleicht noch sei, war mir peinlich.<br />

Dazu kam, dass sie, Wie im Winter, noch ganz in Samt gekleidet<br />

war, obgleich es schon April war.<br />

Ich betrachtete sie so lange und aufmerksam, dass mein Blick<br />

den ihrigen an sich zog. Sie sah mich einige Augenblicke an, nahm<br />

ihre Lorgnette, um mich deutlicher zu sehen, und glaubte mich ohne<br />

Zweifel zu erkennen, ohne bestimmt sagen zu können, wer ich sei;<br />

denn als sie ihre Lorgnette niederlegte, schwebte ein zauberisches<br />

Lächeln, womit die Frauen so unwiderstehlich zu grüßen wissen,<br />

um ihre Lippen, als hätte sie den Gruß, den sie von mir erwartete,<br />

im Voraus beantworten wollen.<br />

Es schien mir, als ob ich anfinge zu triumphieren, wenn ich sie<br />

als eine Unbekannte behandelte. Ich wandte mich also ab, ohne ihr<br />

das mindeste Zeichen des Wiedererkennens zu geben.<br />

Der Vorhang ging auf Ich habe Margarete oft im Theater gesehen,<br />

habe jedoch nie bemerkt, dass sie dem Stück die mindeste<br />

Aufmerksamkeit widmete. Für mich hatte das Stück auch sehr we-

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