Die Kameliendame - GarboForever.com
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„Gut, das lasse ich gelten. Kehren Sie auf Ihren Platz zurück und<br />
vor allem, spielen Sie nicht mehr den Eifersüchtigen.“<br />
Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und ich ging.<br />
Im Korridor begegnete mir der Graf, der von dem Zuckerbäcker<br />
zurückkam.<br />
Ich kehrte zu meinem Sperrsitz zurück.<br />
Im Grunde war die Anwesenheit des Grafen von G*** die einfachste<br />
Sache von der Welt. Er war ihr Geliebter gewesen, er hatte<br />
ihr ein Logenbillett gebracht, er begleitete sie ins Theater, dies alles<br />
war ganz natürlich; und wenn ich ein Mädchen wie Margarete als<br />
Geliebte annahm, so musste ich mich auch in Gewohnheiten fügen.<br />
Gleichwohl fühlte ich mich den ganzen Abend sehr unglücklich,<br />
und ich entfernte mich in der trübsten Stimmung, nachdem ich den<br />
Grafen, Prudence und Margarete in den vor der Tür haltenden Wagen<br />
hatte steigen sehen.<br />
Dennoch war ich eine Viertelstunde nachher bei Prudence, die<br />
soeben erst nach Hause gekommen war.<br />
Zweiter Teil<br />
Erstes Kapitel<br />
„Sie sind fast ebenso schnell gekommen wie wir“, sagte Prudence<br />
zu mir.<br />
„Ja“, antwortete ich zerstreut. „Wo ist Margarete?“<br />
„Zu Hause.“<br />
„Ganz allein?“<br />
„Der Graf von G*** ist bei ihr.“<br />
Ich ging mit starken Schritten im Salon auf und ab.<br />
„Nun, was fehlt Ihnen denn?“<br />
„Glauben Sie denn nicht, dass ich es sonderbar finde, hier zu<br />
warten, bis der Graf von G*** es für gut findet, sich zu empfehlen?“<br />
„Sie sind wirklich nicht verständig. Begreifen Sie denn nicht,<br />
dass das arme Mädchen dem Grafen nicht die Tür weisen kann? Er<br />
ist seit langer Zeit sehr freigebig gegen sie gewesen und ist es noch<br />
jetzt. Margarete braucht jährlich hunderttausend Frank; sie hat viele<br />
Schulden. Der Herzog schickt ihr, was sie verlangt, aber sie getraut<br />
sich nicht immer, alles, was sie braucht, von ihm zu fordern. Mit<br />
dem Grafen, von dem sie mindestens zehntausend Frank bezieht,<br />
darf sie sich nicht entzweien. Margarete ist Ihnen von Herzen gut,<br />
lieber Freund, aber Ihr Verhältnis zu ihr darf, in Ihrem eigenen wie<br />
in Margaretens Interesse, keinen ernsten Charakter annehmen. Mit<br />
Ihren sieben- bis achttausend Frank jährlichen Einkommens können<br />
Sie einen solchen Luxus nicht bestreiten; das würde kaum zur Erhaltung<br />
der Pferde und Wagen ausreichen. Nehmen Sie Margarete<br />
für das, was sie ist, für ein gutes, sehr hübsches und geistreiches<br />
Mädchen, bleiben Sie einen Monat, zwei Monate lang ihr Geliebter,<br />
geben Sie ihr Blumensträuße, Zuckerwerk und Theaterlogen, aber<br />
setzen Sie sich nicht in den Kopf, dass sie Ihnen ihre Stellung opfern<br />
müsse, und zeigen Sie keine lächerliche Eifersucht. Sie wissen<br />
wohl, mit wem sie es zu tun haben: Margarete ist keine Tugendheldin.<br />
Sie gefallen ihr, Sie sind ihr herzlich gut, um das Übrige küm-