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Unternehmensführung – Titelthema<br />
verzichtbar. Trotz<strong>de</strong>m sieht sie das Management in <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
stark auf Männer zugeschnitten: Gera<strong>de</strong> Preisverhandlungen<br />
spiegelten dieses „männliche“ Führungsverhalten<br />
wi<strong>de</strong>r, so Fritz-Kramer, sie selbst habe die gelten<strong>de</strong>n Regeln<br />
erst einmal lernen müssen.<br />
Qualitätsbewusstsein steht im Weg<br />
„Frauen fühlen sich oft unzulänglich“, berichtet Dr. Cornelia<br />
Topf aus Augsburg, die als Coach seit vielen Jahren Frauen<br />
in Spitzenpositionen begleitet. Der Instinkt, sich zu zeigen,<br />
die richtigen Kontakte zu knüpfen, sei bei Frauen noch zu<br />
wenig entwickelt: „För<strong>de</strong>rer und Mentoren sind auch für Unternehmerinnen<br />
unverzichtbar.“ Im Wege stehe <strong>de</strong>n Frauen<br />
nicht zuletzt ihr eigenes, teilweise enorm großes Qualitätsbewusstsein.<br />
Abhilfe könnten geschlechtsinterne Benchmarks<br />
schaffen, doch häufi g fehlten mögliche Partnerinnen in vergleichbaren<br />
Positionen. Auch im geschäftlichen Alltag treffen<br />
Frauen, so Dr. Topf, auf Hin<strong>de</strong>rnisse, die auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
als solche nicht erkennbar sind: Wo treffen sich Unternehmerinnen?<br />
Wo machen sie Geschäfte? „Das Bier an <strong>de</strong>r Bar,<br />
das Geplänkel über Fußball o<strong>de</strong>r Autos ist ein Klischee – und<br />
trotz<strong>de</strong>m nach wie vor so alltäglich, dass es gar nicht auffällt.“<br />
Mischt eine Frau in diesen Gesprächen mit, nimmt sie automatisch<br />
eine Außenseiterrolle ein.<br />
Wer im Internet über Frauen in Top-Positionen nachschlägt,<br />
steht einer Flut von Informationen gegenüber – die häufi g wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />
sind. Insbeson<strong>de</strong>re erhitzen sich die Gemüter<br />
an <strong>de</strong>r Frage, ob und was <strong>de</strong>nn im Führungsverhalten von<br />
Männern und Frauen an<strong>de</strong>rs sei. Die Anfor<strong>de</strong>rungen, die in <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaft an erfolgreiches Unternehmertum gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
sind schließlich geschlechtsneutral. Wer schlecht wirtschaftet,<br />
geht pleite. Die Illustration <strong>de</strong>r Unternehmerinnen-Welt<br />
in Schwarz-Weiß wird <strong>de</strong>r komplexen Thematik ganz sicher<br />
nicht gerecht.<br />
„Ich bin keine Anhängerin <strong>de</strong>r Differenzierung von weiblichen<br />
und männlichen Talenten“, sagt Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung und Gesellschafterin <strong>de</strong>r<br />
Prof. Dr. Ulrike Detmers,<br />
Mestemacher-Gruppe, Gütersloh,<br />
www.mestemacher.<strong>de</strong><br />
Mestemacher-Gruppe in Gütersloh. Für sie stehen Faktoren<br />
wie Persönlichkeit, Qualifi kation, Sozialisation o<strong>de</strong>r Elternhaus<br />
im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Erfolgsbetrachtung unternehmerischen<br />
Han<strong>de</strong>lns. Trotz<strong>de</strong>m vermerkt auch ihr Blick auf die<br />
Praxis Verhaltenszüge, die <strong>de</strong>n Geschlechtern zuzuordnen<br />
sind: „Frauen tun <strong>de</strong>r Wirtschaft gut – ich kenne keine Frau,<br />
die alles auf eine Karte setzt o<strong>de</strong>r einen Kamikaze-Kurs einschlägt“,<br />
so die Erfahrung <strong>de</strong>r Professorin für Betriebswirtschaftslehre.<br />
Hybris und Nemesis seien Geschwister, auch<br />
wenn das viele Männer im Feuer <strong>de</strong>s Testosterons noch nicht<br />
verinnerlicht hätten.<br />
Was Mentalitäten bewirken<br />
ANTEIL DER<br />
FRAUENUNTERNEHMEN<br />
Von allen Familienunternehmen in Deutschland wer<strong>de</strong>n<br />
nur knapp 20 Prozent von Frauen geführt.<br />
Anteil <strong>de</strong>r Frauenunternehmen<br />
Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt, 2006<br />
Unternehmen<br />
Für Christiane Vöpel-Weber, geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafterin<br />
<strong>de</strong>s Camping Centers Vöpel in Gustavsburg, sind im täglichen<br />
Zusammenspiel mit ihrem Bru<strong>de</strong>r die großen „kleinen<br />
Unterschie<strong>de</strong>“ sehr präsent: „Ich will, dass ein einigermaßen<br />
gutes Arbeitsklima herrscht“, umschreibt die Caravan-Händlerin<br />
ihr Harmoniebedürfnis. Schießt <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r in seiner forschen<br />
Art bisweilen über das Ziel hinaus, kümmert sie sich<br />
im Hintergrund darum, dass die Stimmung nicht lei<strong>de</strong>t. Eher<br />
leise Töne schlägt Vöpel-Weber auch bei ihrer Selbstdarstellung<br />
an: „Männer müssen immer zeigen, wie toll sie sind – mir<br />
reicht es zu sagen, dass es ganz gut läuft, auch wenn das eigentlich<br />
Tiefstapelei ist.“<br />
DIE SACHLICHE:<br />
„Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten“<br />
„In meiner langjährigen Tätigkeit im Management kann ich die Zuschreibung von männlichen und weiblichen<br />
Fähigkeiten nicht bestätigen. Frauen, die sich nach oben kämpfen, sind genauso wenig zimperlich wie Männer.<br />
Wo ich am ehesten weibliche Talente verwirklicht sehe, ist bei <strong>de</strong>n organisatorischen Fähigkeiten von Frauen:<br />
Unternehmerinnen und Handwerksfrauen haben von jeher Beruf und Familie unter einen Hut gebracht. Das funktioniert<br />
nur mit ernormen Organisationsfähigkeiten, die auch für ein Unternehmen sehr nützlich sind. Frauen sind<br />
zielorientierter, sie vergeu<strong>de</strong>n, vor allem in Meetings, weniger Zeit und sind von Anfang an gewillt, <strong>de</strong>n Weg zum<br />
Ziel möglichst effektiv zu gestalten. Auf typisches Alpha-Tier-Gerangel verzichten Spitzenfrauen im Allgemeinen.<br />
Ich führe sehr straff, übernehme sofort <strong>de</strong>n Vorsitz und gehe mit einer Tagesordnung in Gespräche. Strukturiert,<br />
geradlinig und auf <strong>de</strong>n Punkt. Zusammenarbeit muss sachlich-konstruktiv sein – individuelle Interessen gehören in<br />
<strong>de</strong>n Hintergrund. <strong>Als</strong> Chefi n erwarte ich, dass mein Führungskreis das ebenso handhabt.“<br />
26 ProFirma 12 2010<br />
Umsatz<br />
Beschäftigte<br />
19,5%<br />
12,8%<br />
16,1%<br />
Foto: privat