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IT & Investition – Produkt- und Markenschutz<br />
Plagiatserkennung<br />
Piratenjagd im Netz<br />
Deutsche Unternehmer rüsten gegen Produktpiraterie. Hilft das<br />
Internet <strong>de</strong>n Urhebern – o<strong>de</strong>r erleichtert es die Machenschaften<br />
dreister Datendiebe? VON JÜRGEN CHRIST UND CATHRIN GÜNZEL<br />
„Wer hat‘s erfun<strong>de</strong>n?“ fragt <strong>de</strong>r Schweizer<br />
Kräuterbonbonhersteller Ricola in<br />
einer Fernsehwerbung und spielt damit<br />
auf die steigen<strong>de</strong> Zahl von Produktpiraten<br />
an. In <strong>de</strong>n vergangenen zehn<br />
Jahren verzeichnete <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Zoll<br />
bei beschlagnahmten Plagiaten einen<br />
Anstieg um das Dreifache. Rund 29 Prozent<br />
dieser billig hergestellten Kopien<br />
im Jahr 2009 stammten aus China, 20<br />
Prozent <strong>de</strong>r beschlagnahmten Produkte<br />
aus Thailand. Bei <strong>de</strong>n Konsumgütern<br />
sind die Textil-, Sport-, Schmuck- und<br />
Kosmetikbranche am stärksten betroffen<br />
– doch wird inzwischen nahezu alles<br />
abgekupfert, was Profi t bringt: Vom<br />
Küchenmesser bis zu Kin<strong>de</strong>rsitzen fürs<br />
Auto.<br />
Die Piraten wer<strong>de</strong>n immer dreister: „Gefälschte<br />
Produkte wer<strong>de</strong>n häufi g sogar<br />
mit Originalfotos und -texten beworben;<br />
die Veröffentlichungen wer<strong>de</strong>n<br />
eins zu eins aus <strong>de</strong>m Web übernommen<br />
und als eigene kreative Leistung<br />
ausgegeben“, erklärt Christine Lacroix,<br />
Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins Aktion<br />
Plagiarius, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Jahr <strong>de</strong>n schwarzen<br />
Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase für beson<strong>de</strong>rs<br />
„gelungene“ Produktfälschungen<br />
verleiht. „Die Bandbreite <strong>de</strong>r Verletzungen<br />
geistigen Eigentums ist beachtlich<br />
– genauso wie <strong>de</strong>r dadurch entstehen<strong>de</strong><br />
Scha<strong>de</strong>n“, so Lacroix weiter. Laut<br />
Aktion Plagiarius wer<strong>de</strong>n zehn Prozent<br />
<strong>de</strong>s Welthan<strong>de</strong>ls mit Fälschungen und<br />
Nachahmungen abgewickelt, <strong>de</strong>r volks-<br />
wirtschaftliche Scha<strong>de</strong>n liegt bei 200 bis<br />
300 Milliar<strong>de</strong>n Euro pro Jahr.<br />
Doch es sind nicht nur Umsatzverluste,<br />
die <strong>de</strong>n Unternehmen zu schaffen machen.<br />
Weil die schlechte Qualität einiger<br />
Plagiate sogar gesundheitliche Schä<strong>de</strong>n<br />
hervorrufen kann, wer<strong>de</strong>n betroffene<br />
Firmen häufi g mit Produkthaftungsklagen<br />
überzogen – für Nachahmerprodukte,<br />
die sie gar nicht hergestellt<br />
haben.<br />
Urheberrecht durchsetzen<br />
„Grundsätzlich sind Fotos und Produktbeschreibungen<br />
urheberrechtlich<br />
geschützt. Es kann daher natürlich auch<br />
in China gegen Urheberrechtsverletzungen<br />
vorgegangen wer<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
Dr. Aliki Busse, juristische Beraterin<br />
im Arbeitskreis gegen Produkt- und<br />
Markenpiraterie <strong>de</strong>s DIHT, BDI und<br />
Markenverbands (APM). „Das Problem<br />
ist die Durchsetzbarkeit und das Auffi n<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s tatsächlichen Plagiators. In China<br />
öffnen und schließen die Firmen relativ<br />
schnell, und für uns Europäer ist es<br />
meist nicht leicht – wegen <strong>de</strong>r ähnlichen<br />
Namen –, <strong>de</strong>n richtigen Geschäftsführer<br />
persönlich zu ‚packen’“, so Busse. Doch<br />
selbst wenn man sich eines auf chinesisches<br />
Recht spezialisierten Juristen<br />
bedient, ist <strong>de</strong>r Erfolg ungewiss. „Gegen<br />
Urheberrechtsverletzungen in China<br />
vorzugehen, ist naturgemäß <strong>de</strong>utlich<br />
schwieriger“, meint <strong>de</strong>r Berliner Rechts-<br />
Schmähpreis ersten Ranges: Der Verein<br />
Aktion Plagiarius vergibt <strong>de</strong>n schwarzen<br />
Zwerg mit <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Nase je<strong>de</strong>s Jahr für<br />
beson<strong>de</strong>rs „gelungene“ Produktfälschungen.<br />
anwalt Dr. Martin Schirmbacher (siehe<br />
Interview). „Hier muss man im Einzelfall<br />
abwägen, ob es Sinn hat, in China<br />
aktiv zu wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ob die gefälschten<br />
Produkte bei <strong>de</strong>r Einfuhr nach Europa<br />
beschlagnahmt wer<strong>de</strong>n können.“<br />
Duplikate suchen<br />
„Das Internet macht die Verletzung von<br />
Schutzrechten transparenter“, betont<br />
Marc Wiesner, Experte für Produktpiraterie<br />
<strong>de</strong>r Abteilung Recht im Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA). Schneller als früher bemerken<br />
Unternehmen, wenn Produkte angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n eigenen täuschend<br />
ähnlich sind. So habe ein indisches Unternehmen<br />
im Internet nicht nur mit<br />
illegalen Produkten, son<strong>de</strong>rn auch mit<br />
Kopien <strong>de</strong>r Originalbil<strong>de</strong>r dieser Pro-<br />
privat<br />
dukte Kun<strong>de</strong>n auf sich aufmerksam<br />
machen wollen. Mit Unterstützung <strong>de</strong>s<br />
Plagiarius,<br />
VDMA-Büros in Kalkutta sei dies umge-<br />
Aktion<br />
hend abgestellt wor<strong>de</strong>n, so Wiesner. Fotos:<br />
68 ProFirma 12 2010